Überblick

Zentrales Pulverfass: Findet Nagelsmann seine Ideallösung fürs Bayern-Mittelfeld?

Bayern-Trainer Julian Nagelsmann hat noch nicht die ideale Formation im Mittelfeld gefunden. Vor dem Pokalspiel in Mainz stellen sich viele Fragen: Kehrt Leon Goretzka zurück? Spielt Thomas Müller?


Von Maximilian Koch

München - Es brodelt intern ganz schön beim FC Bayern, die Warnungen der Verantwortlichen an Trainer Julian Nagelsmann und die Mannschaft werden immer lauter.

Ehrenpräsident Uli Hoeneß, der beim 1:1 gegen Eintracht Frankfurt frierend auf der Tribüne saß, sagte dem "Kicker": "Ich bin enttäuscht von der Leistung der Mannschaft in den ersten drei Spielen. Ich erwarte eine deutliche Steigerung mit Blick auf die Ziele, die wir erreichen wollen." Die da wären: elfte Meisterschaft in Folge, endlich wieder ins Pokalfinale nach Berlin und gerne auch bis ins Halbfinale der Champions League. Mindestens. Doch aktuell ist jedes dieser Ziele in Gefahr.

In der Bundesliga ist der Vorsprung nach drei Remis zum Re-Start deutlich geschrumpft. Hinter Bayern (37 Punkte) lauern Union Berlin (36), RB Leipzig (35), Borussia Dortmund (34), der SC Freiburg (34) und Frankfurt (32), die Formkurve spricht derzeit nicht für die Münchner. Auch wenn Präsident Herbert Hainer erklärte: "Wir werden da wieder hinkommen. Julian Nagelsmann hat auch im Herbst die richtigen Lösungen gefunden." Damals war Bayern sogar viermal in Folge sieglos geblieben in der Liga, ehe das Team bis zur WM-Pause die Wende schaffte. Und diesmal?

Bereits an diesem Mittwoch im Pokal-Achtelfinale bei Mainz 05 ist ein weiterer Ausrutscher verboten - sonst können die Münchner den ersten Titel abhaken. Besonders Nagelsmann ist nun gefordert, denn der Coach hat es in diesem Jahr noch nicht geschafft, eine funktionierende Stammelf auf den Platz zu schicken. Es hakt in jedem Mannschaftsteil, besonders arg allerdings im Mittelfeld.

Beim 1:1 in Leipzig konnte das Trio Joshua Kimmich, Leon Goretzka und Jamal Musiala nicht überzeugen, Bayern lief in einige Konter und hatte nicht die gewünschte Kontrolle über das Spiel. Wenige Tage später gegen Köln das gleiche Bild: Kimmichs Traumtor kurz vor Schluss überdeckte viele Schwächen der Nagelsmann-Elf, ein Lichtblick war noch Ryan Gravenberch, der in der Halbzeit für Goretzka (Schwindel nach einem Schlag auf den Kopf) eingewechselt wurde.

Und nun gegen die Eintracht harmonierten auch Kimmich, Musiala und Thomas Müller in der Zentrale nicht wie gewünscht. Goretzka fehlte wegen muskulärer Probleme im Kader. In Mainz kann Goretzka spielen. "Leon ist zurück, ihm geht's wieder gut", sagte Nagelsmann, der seine ideale Formation in diesem sensiblen Bereich des Spielfelds, der jahrelang eine Luxuszone der Münchner war, offenbar noch nicht gefunden hat.

Überraschend war am Wochenende die Maßnahme des Trainers, den talentierten Gravenberch 70 Minuten lang auf der Bank zu lassen. Denn vor der Partie hatte Nagelsmann noch erklärt, es sehe "sehr danach aus", dass der ehemalige Ajax-Profi starten werde: "Ryan hat es sehr gut gemacht und generell versuche ich, den Flow dann mitzunehmen."

Nix war's, Gravenberch schaute erneut zu - und ärgerte sich. "Ich habe erwartet, zu beginnen", sagte der 20-jährige Niederländer laut "Kicker". Logisch, dass durch solche Trainer-Maßnahmen die Unzufriedenheit im Team wächst. Nicht zu vergessen: Marcel Sabitzer spielt aktuell kaum eine Rolle, im Sommer könnte der Österreicher daher wechseln. Schließlich kommt mit Konrad Laimer von RB Leipzig ein weiterer Mittelfeld-Konkurrent zum FC Bayern, ein Wunschspieler Nagelsmanns.

Das Pulverfass Zentrum - für das Pokalspiel an diesem Mittwoch muss Nagelsmann nun erneut knifflige, brisante Entscheidungen treffen. Kehrt Goretzka sofort zurück in die Startelf? Bekommt Gravenberch endlich seine Chance an der Seite von Kimmich? Muss Müller wieder auf die Bank? Oder erhält der aktuell schwächelnde Musiala mal eine Pause?

Fragen über Fragen - es werden spannende Antworten folgen.