Eishockey-Shootingstar aus Landshut

Überflieger mit Bodenhaftung - Tobias Rieder muss jetzt "im Sommer das eine oder andere Bier mehr ausgeben"


72 Spiele, 13 Tore, 8 Assists: Die beeindruckende Bilanz von Tobias Rieder in seiner ersten NHL-Saison. (Foto: Christian Petersen/Getty Images/dpa)

72 Spiele, 13 Tore, 8 Assists: Die beeindruckende Bilanz von Tobias Rieder in seiner ersten NHL-Saison. (Foto: Christian Petersen/Getty Images/dpa)

Von Matthias Jell und Redaktion idowa

Tobias Rieder legte 2014 einen kometenhaften Aufstieg hin. Mit gerade einmal 21 Jahren schaffte er den Durchbruch in der NHL. Kaum hat er seine Premeriensaison hinter sich gebracht, wartet auch schon das nächste Highlight auf ihn: die Weltmeisterschaft in Tschechien Anfang Mai.

Knapp 15 Stunden dauert der Flug von Arizona nach München. Dazwischen neun Stunden Zeitunterschied. Zeit genug also für Landshuts NHL-Juwel Tobias Rieder, seine erste Saison in der besten Liga der Welt Revue passieren zu lassen. Noch etwas vom Jetlag gezeichnet, schwärmt der 22-Jährige: "Das war die geilste Zeit meines bisherigen Eishockey-Lebens. Für diesen Traum steht man schon als 4-Jähriger auf Schlittschuhen."

Bis zu seinem NHL-Debüt kannte Rieder die Weltstars um Sidney Crosby, Patrick Kane oder Alexander Ovechkin auch nur von der Spielekonsole. Bis sein Traum in Erfüllung ging und er ins NHL-Team der Arizona Coyotes berufen wurde. Dort netzte er gleich im ersten Spiel ein und bescherte eben jenem Ovechkin eine Niederlage. "Für mich das Highlight der Saison - zusammen mit meinen beiden Unterzahltoren gegen Edmonton", strahlt der Niederbayer.

Und doch, Rieder ist bodenständig geblieben. Ein paar Jahre älter, aber immer noch der selbe sympathische junge Mann, der Landshut mit 17 Jahren Richtung Nordamerika verlassen hat, um sich seinen Traum zu erfüllen. Rieder: "Es gibt für mich keinen Grund, abzuheben. Das wäre ein Fehler." Bei manch anderem wäre die Versuchung freilich groß. Schließlich ist die NHL nicht nur sportlich das absolute Maximum, sondern auch finanziell ein Quantensprung. "Stimmt, das ist schon ein riesen Unterschied zu dem, was ich vorher verdient habe", schmunzelt Rieder und fügt an: "Ich muss aber zugeben, dass ich mir von dem Geld noch nichts wirklich Großartiges gekauft habe." Stattdessen ist er auch hier ganz der Kumpeltyp. "Im Sommer muss ich halt meinen Freunden das ein oder andere Bier mehr ausgeben", flachst der 22-Jährige.

Freunde und Familie zählen für ihn ohnehin am meisten. "Da freu' ich mich jedes Jahr riesig darauf, wieder nach Landshut zu kommen, meine Familie und Freunde um mich zu haben", so Rieder, und ergänzt auf gut bayerisch: "Dahoam is dahoam." Gerade mental sei es für ihn enorm wichtig, dass er nach seiner Rückkehr nach Deutschland noch eine Woche Zeit zum Durchschnaufen hat. Seit vergangenem Mittwoch ist Tobias Rieder wieder in Landshut und versucht nun erstmal, den Jetlag wieder aus den Knochen zu bekommen: "Ich bin seitdem kaum aus dem Bett gekommen, hab nur geschlafen. Allerdings zu den unmöglichsten Zeiten."

Nach der WM in Tschechien Anfang Mai wird er sich wie schon im Vorjahr in Landshut intensiv auf die neue Saison vorbereiten. Bis Anfang August etwa, bevor es dann wieder über den großen Teich geht, um sich im Trainingscamp den Feinschliff zu holen. Sein Ziel formuliert Tobias Rieder entsprechend klar: "Ich möchte von Anfang an im NHL-Kader stehen." Die Chancen stehen sehr gut. "Die Manager und Trainer haben mir beim Abschlussgespräch noch einmal gesagt, dass sie sehr zufrieden mit meiner Leistung waren", gibt sich Rieder optimistisch.

Mit anderen Worten: der junge Landshuter war in einer an sich trostlosen Saison der Arizona Coyotes einer der ganz wenigen Lichtblicke. Das Team aus Glendale belegte in der Endabrechnung nur den vorletzten Platz. Coach Dave Tippett ließ vor wenigen Tagen in einem Interview durchblicken: "Wir müssen im Sommer handeln, nicht nur reden! Nächste Saison müssen die Playoffs drin sein." Klingt stark nach einem gravierenden Umbruch im Team, einer Verjüngungskur. Hoffnungsvolle Talente wie Max Domi, Christian Dvorak oder Anthony Duclair scharren schon mit den Hufen. "Wir brauchen dringend mehr Torgefahr in der neuen Saison", freut sich Rieder auf noch mehr junge Wilde in den eigenen Reihen.

Abschließend noch ein Blick in die Glaskugel: Wer holt den Stanley Cup 2015? "Ich glaube, die New York Rangers oder die Anaheim Ducks", legt sich Rieder fest.

Welche Ziele Tobias Rieder für die WM hat und wer seiner Meinung nach Deutscher Meister wird, gibt es hier zu lesen:

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72 Spiele, 13 Tore, 8 Assists: Die beeindruckende Bilanz von Tobias Rieder in seiner ersten NHL-Saison. (Foto: Christian Petersen/Getty Images/dpa)

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Tobias Rieder (li.) hat den Durchbruch in der NHL geschafft. Sein Coach Dave Tippett lobt ihn in den höchsten Tönen: "Er macht viele kleine Dinge richtig, ist ein sehr intelligenter Spieler." (Foto: Joe Camporeale/Cal/Sport Media/Zuma/dpa)

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Will in der nächsten Saison mit seinen Arizona Coyotes ein Wörtchen um die Playoff-Plätze mitreden: Tobias Rieder. (Foto: Philippe Bouchard/Cal/Sport Media/Zuma/dpa)