"Ich lebe meinen Traum"

Das fantastische Jahr von NHL-Profi Rieder


Der Landshuter Tobias Rieder lebt in der NHL seinen Traum.

Der Landshuter Tobias Rieder lebt in der NHL seinen Traum.

Vor einem Jahr war er ein unbekannter Eishockey-Spieler in der zweitklassigen American Hockey League. Nun gehört Tobias Rieder längst zum Stamm der Arizona Coyotes in der NHL. Ein Jahr, ein Aufstieg, eine Erfolgs-Geschichte.

Tobias Rieder muss nicht lange überlegen. Um seine vergangenen zwölf Monate zusammenzufassen, braucht der 22-Jährige weder lange Sätze noch blumige Umschreibungen. Ihm reichen vier Worte: "Ich lebe meinen Traum", sagte der Stürmer von den Arizona Coyotes aus der nordamerikanischen Eishockey-Liga NHL.

Alles andere wäre wohl auch untertrieben. Der Nationalspieler ist auf seiner Karriere-Leiter mit riesigen Schritten nach oben gestiegen und hat dabei gleich mehrere Stufen auf einmal genommen. Vor einem Jahr war der Landshuter noch ein Nobody. Jetzt ist er NHL-Stammspieler und gehört zu den zuverlässigsten Torschützen seines Clubs.

Offensiv wie defensiv sehr gut

"Er ist ein exzellenter, sehr guter NHL-Spieler, offensiv und defensiv. Das heutige Spiel in der NHL ist so schnell - du musst schnell und geschickt sein, Tobi passt da genau rein", lobte Trainer Dave Tippett am Dienstag nach dem 0:6 bei den Boston Bruins.

Es war das fünfte Spiel von Arizona innerhalb von acht Tagen an der Ostküste. Rieder sah ein wenig müde aus. Doch beim Rückblick auf sein erstes NHL-Jahr verschwand die Anstrengung und wich sichtbar Zufriedenheit und Stolz. "Ich denke, mittlerweile bin ich in der NHL angekommen. Ab und zu denkt man natürlich schon noch mal über alles nach und dann freut man sich sehr", sagte Rieder.

Dass er jetzt im Privatjet des Teams fliegt, in Fünf-Sterne-Hotels übernachtet und nicht einmal mehr seine Tasche tragen muss, war vor einem Jahr absolut undenkbar. Am 31. Oktober 2014 gewann Rieder mit den Portland Pirates, dem Farmteam der Coyotes, in der American Hockey League (AHL) gegen die St. John's Ice Caps daheim 7:3. Der Bayer schoss das Tor zum 5:3 und legte einen weiteren Treffer auf.

Entscheidendes Tor beim Debüt

Anschließend bereitete er sich auf die Partie zwei Tage später bei den Albany Devils vor. Doch zu diesem Spiel kam es für ihn nicht. Jener 2. November sollte für ihn zum Wendepunkt seiner Karriere werden. Am Vormittag erhielt er den Anruf, am Abend stand er mit Arizona bei den Washington Capitals auf dem Eis. Seine Gegenüber waren keine Namenlosen mehr, sondern Weltstars wie Alexander Owetschkin. Rieder schoss das 6:3, es war letztlich das Siegtor zum 6:5. Das entscheidende Tor beim NHL-Debüt - das war zuvor von allen deutschen Profis nur dem heutigen Bundestrainer Marco Sturm gelungen.

Bereits in seinem 15. NHL-Match sicherte sich Rieder einen Eintrag ins NHL-Rekordbuch. Beim 5:2 in Edmonton gelangen ihm als erstem Rookie im Unterzahlspiel zwei Treffer innerhalb von 58 Sekunden. "Das war natürlich ein super Abend, sowas passiert wahrscheinlich einmal in der Karriere", meinte er.

Größerer Rummel

Mittlerweile hat er 82 NHL-Partien absolviert, 16 Tore geschossen, zehn Treffer vorbereitet. Ja, der Rummel sei größer geworden. Aber privat habe sich sein Leben trotzdem kaum verändert, betonte Rieder. So habe er sich "nichts Großartiges oder Luxuriöses gegönnt."

Die Qualitäten des Mannes mit der Rückennummer acht - vor allem seine Schnelligkeit und Beweglichkeit - haben sich in der Liga herumgesprochen. Auch seine eigenen Erwartungen sind gestiegen. "Vergangene Saison konnte ich befreit aufspielen, da hat mich keiner gekannt. Jetzt hingegen ist schon mehr Druck da", sagte Rieder. Sein Ziel ist es, mit Arizona in die Playoffs zu kommen. Nach neun Spielen ist das Team im Westen Neunter. "Wir hatten einen relativ ordentlichen Start, darauf kann man aufbauen", erklärte der Stürmer.

Seinen Arbeitsweg legt er in Shorts und Flip Flops zurück. Selbst im Winter betragen die Temperaturen in Arizona 15 bis 20 Grad Celsius. Er genieße seine Zeit, so Rieder. Er lebt seinen Traum. Tag für Tag.