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Zwischen Genie und Wahnsinn - Tigers Goalie Barry Brust


Goalie Barry Brust hat sich mit seinen Paraden in die Herzen der Tigers-Fans gespielt (Foto: Schindler).

Goalie Barry Brust hat sich mit seinen Paraden in die Herzen der Tigers-Fans gespielt (Foto: Schindler).

Von Redaktion idowa

(wel). Platz drei in der ligaweiten Strafzeitenwertung mit 70 Strafminuten. An sich nicht ungewöhnlich - würde es sich dabei nicht um einen Torhüter handeln. Tigers-Keeper Barry Brust, der Mann zwischen Genie und Wahnsinn, bringt genau das momentan fertig.

Und der Grad zwischen Genie und Wahnsinn ist schmal, das wurde am Sonntag einmal mehr deutlich. Erst hielt er sein Team mit stoischer Ruhe und glänzenden Paraden in München im Spiel, dann musste er sich bei einem seiner berühmt-berüchtigten Ausflüge mit einem Foul behelfen. Und dann die Zehn-Minuten-Disziplinarstrafe kurz vor dem Ende.

Blieb er einfach zu lange auf dem Eis stehen, als das Spiel nach einer Auszeit mit Sechs-gegen-Fünf hätte fortgesetzt werden sollen? Hat er Schiedsrichter Hascher nach dessen zweimaliger Aufforderung das Eis zu verlassen, schlicht angelacht? Fielen Worte? War es ein Missverständnis? Brust schweigt dazu ebenso wie die Straubing Tigers. Doch das Genie kehrte in der Verlängerung zurück. Als nach einem Stellungsfehler der Straubinger Hintermannschaft Münchens Top-Stürmer Eric Schneider frei vor ihm auftauchte, schien das Spiel verloren. Doch "Brusty" fuhr einfach kurz die Fanghand aus - und pflückte den Mordshammer aus dem Winkel, als würde er nur eine lästige Fliege verscheuchen.

Eine besondere Show
Das Penaltyschießen wurde dann zu einer besonderen Show: Gelassenheit wäre schon fast untertrieben für die Art, wie Straubings Torhüter fünf von sieben Penaltys abwehrte. Erst stand er lässig im Tor, als würde der Schütze gar nicht auf seinen Kasten laufen, irgendwann bewegte er sich dann doch einen Schritt nach vorne, um zu warten, bis der Schütze eine Bewegung macht und um dem Gegner dann einfach den Puck mit dem Schläger zu klauen oder schlicht stehenzubleiben und ein Körperteil auszufahren.

Das Genie in Barry Brust sorgte für den Auswärtssieg, doch der wurde auch nur möglich, weil auch Matt Hussey im Penaltyschießen zwischen Genie und Wahnsinn wandelte. Drei Versuche, drei Treffer. Seither wird der Stürmer in Mannschaftskreisen nur noch MP3 genannt. "Ich wusste bei allen Penaltys schon vorher, was ich machen will", so Hussey.

Und die Art, wie die Penaltys verwandelt wurden, war auch zwischen Genie und Wahnsinn anzusiedeln. Im ersten Versuch löffelte Hussey den Puck mit der Rückhand in den Winkel, beim zweiten tunnelte er Münchens Torhüter Jochen Reimer und der dritte hat alle Anlagen zum Tor des Jahres: Vor dem Tor machte der 32-Jährige eine Bewegung nach links, ließ aber den Puck rechts mit der Rückhand und nur einer Hand locker lässig am verdutzten Goalie vorbei ins Tor laufen. "Ich habe das schon öfter so oder so ähnlich probiert", erklärt Hussey, der aber auch weiß, dass bei derartigen Versuchen der Grad ein schmaler ist. "Wenn das daneben geht, dann schaut man ganz schön blöd aus, wenn man zurück auf die Bank fährt."

Das fehlende Puzzlestück
Doch Hussey kann es sich erlauben, denn seit er am 21. Oktober zum Team stieß, gab es in 14 Spiele nur drei Niederlagen. "Ich denke, dass ich dem Team helfen kann. So weit ich gehört habe, hat man vorher auch nicht schlecht gespielt, hatte nur ein paar Probleme beim Toreschießen und hat deshalb unglücklich verloren", so Hussey selbst. "Ich denke, dass ich in der Offensive mithelfen kann, gefährlicher zu sein. Aber an mir alleine liegt es sicher nicht, dass wir so eine gute Serie haben."

Doch Hussey war möglicherweise das fehlende Puzzlestück im Erfolgskonzept. Jemand, der Kreativität und Torgefahr (bereits acht Treffer) mitbringt, sich aber trotzdem in das Gesamtkonzept einfügt. Dass der Erfolg mit seinem Erscheinen begann, ist also sicher nicht nur Zufall.

Am Wochenende soll die Erfolgsgeschichte nun weitergeschrieben werden. Doch das wird nicht einfach: Am Freitag geht die Reise zum frisch gebackenen Tabellenführer Ingolstadt. Nach der Sperre von Barry Brust gibt Max Englbrecht sein DEL-Debüt von Anfang an. Auf der Bank wird Jan Guryca sitzen. "Er war am Dienstag auf dem Eis, hatte am Mittwoch Reha und geht auch heute wieder aufs Eis", so der Sportliche Leiter Jason Dunham. Ein Einsatz von Beginn an käme nach seinem Bänderriss im Sprunggelenk aber zu früh. "Wir haben Vertrauen in unsere Torhüter und wissen, dass wir auch unter diesen Umständen mit einer konzentrierten Leistung mit den Top-Teams mithalten können", bleibt Hussey gelassen. Am Sonntag empfangen die Tigers dann zum nächsten Derby die Augsburger Panther (Spielbeginn wegen der Sky-Übertragung erst um 19.05 Uhr). Genie oder Wahnsinn - oder doch beides. Was dieses Wochenende den Tigers wohl bringen wird!?