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Tuchels Meister-Ansage an Dortmund: "Wir jagen den Titel"

Nur noch drei Siege trennen Bayern-Trainer Thomas Tuchel von seiner ersten Meisterschaft. Der Coach redet Thomas Müller stark: "Sehr frisch, sehr gut - er ist bereit."


Von Maximilian Koch

München - Spielt er oder spielt er nicht? Die inzwischen schon obligatorische Thomas-Müller-Frage ließ Thomas Tuchel erwartungsgemäß unbeantwortet - dennoch war es bemerkenswert, was der Trainer des FC Bayern am Freitagnachmittag an der Säbener Straße über die Klub-Legende zu berichten hatte.

Müller, so Tuchel, entscheide "in allererster Linie selbst" über seine Zukunft, meinte er: "Thomas ist Bayern München, und Bayern München ist Thomas. Er spielt jetzt um seine zwölfte deutsche Meisterschaft, und wir sind komplett darauf fokussiert, diese mit ihm zusammen und für ihn zu holen."

Doch wie geht es danach weiter? Wird sich Müller, dessen Vertrag bis 2024 läuft, auch in der nächsten Saison klaglos auf die Ersatzbank setzen? Oder will er im Sommer weg?

Die Meldungen der vergangenen Tage halte er für "komplett übertrieben und weit über das Ziel hinausgeschossen", erklärte Tuchel. Müller sei "weiter ein wichtiger Bestandteil, auch wenn er von der Bank kam. Daraus ein Karriereende abzuleiten, verfehlt das Ziel komplett."

Die Thematik bleibt spannend, ganz gewiss. Doch zunächst versucht Tuchel, den Blick auf das letzte verbliebene Saisonziel zu richten: die Meisterschaft. Einen Punkt liegen die Münchner drei Spieltage vor Saisonende vor Borussia Dortmund, am Samstag steigt das nächste Fernduell: Bayern empfängt Abstiegskandidat Schalke (15.30 Uhr/Sky), der BVB trifft später auf Borussia Mönchengladbach (18.30 Uhr/Sky).

"Mit allem Respekt: Ich nehme Dortmund gerade gar nicht wahr, überhaupt nicht. Weil es mich nicht interessiert!", sagte Tuchel mit Bud-Spencer-artigem Selbstvertrauen: "Wir sind einen Punkt vor, wir haben es in der eigenen Hand. Ich schaue auf die Ziellinie, ich schaue auf unsere Mannschaft. Das ist der entscheidende Ansatz und ein Vorteil." Drei Siege sind es noch bis zur elften Meisterschaft in Folge, drei Tuchel-Fäuste für ein Halleluja, den Titel.

Die AZ gibt einen Überblick zu den finalen drei Partien.

Schalke 04 (Samstag, 15.30 Uhr, Allianz Arena): "Die letzten Erfolge haben Schalke einen Schub gegeben", sagte Tuchel über den wiedererstarkten Tabellenfünfzehnten: "Wir wollen dem Spiel aber unseren Stempel aufdrücken und es auf unsere Seite ziehen." Nicht mithelfen wird dabei Eric Maxim Choupo-Moting, der wegen Knieproblemen weiter im Kader fehlt. Dayot Upamecano (Muskelfaserriss) und Leon Goretzka (Gelbsperre) kehren zurück. "Die Schalker wehren sich mit Händen und Füßen gegen den Abstieg", sagt Ex-Bayern-Kapitän Thomas Helmer im Gespräch mit der AZ: "Solche Spiele sind immer sehr unangenehm." Geduld ist gefragt.

RB Leipzig (20. Mai, 18.30 Uhr, Allianz Arena): Nächste Woche Samstag kommt Champions-League-Aspirant Leipzig zum Abendspiel nach München. "Leipzig ist auf dem Papier das schwierigste der drei Spiele", sagt Helmer. Die Sachsen haben sich bis auf Platz drei nach oben gekämpft, sie stehen zudem im Pokalfinale. Das wird tough. Tuchel, der seine erste deutsche Meisterschaft gewinnen kann, appelliert daher im Saisonendspurt an den Teamgeist. "Jeder muss seine persönlichen Wünsche hinten anstellen", forderte er: "Wir haben extrem viel zu gewinnen, wir jagen den Titel."

1. FC Köln (27. Mai, 15.30 Uhr, Rhein-Energie-Stadion in Köln): Am letzten Spieltag geht es für Bayern dann nach Köln, zu einem Gegner, für den es um nichts mehr geht. Vorteil oder Nachteil? Helmer hat noch ein paar kleinere Zweifel am Münchner Titelgewinn. "Normalerweise würde man sagen, dass die Bayern sich das jetzt nicht mehr nehmen lassen", erklärt er: "Aber aufgrund der Spielweise aktuell und des gesamten Saisonverlaufs bin ich mir da gar nicht so sicher."

Es werden drei Nervenspiele für Bayern, Schalke macht den Anfang. Mit Müller in der Startelf oder als Joker? Tuchel sagte zur Verfassung des Offensivstars, der zuletzt "ein paar Wehwehchen" hatte, nur: "Sehr frisch, sehr gut - er ist bereit." Genauso wie der Bayern-Trainer selbst.