Justiz

Geständnis im Prozess um tödlichen Raserunfall in München


sized

Der unter Angeklagte (l) sitzt vor Prozessbeginn am Landgericht neben seiner Anwältin Daniela Gabler im Gerichtssaal.

Von dpa

"Ich kann nur sagen, dass es mir aufrichtig leidtut und wie sehr ich es bereue", sagt der 22-Jährige vor dem Landgericht München I und weint. "Ich werde mir das wahrscheinlich auch niemals vergeben." Der junge Mann, an den er diese Worte richtet, schaut den Angeklagten dabei nicht an. Sein Leben ist nicht mehr, wie es war, seit jener Nacht im Juni 2023.

Damals raste der heute 22-Jährige - so sagt es die Staatsanwaltschaft und so gibt er es selbst über seine Anwältin in einem knappen Statement zu - auf der Flucht vor der Polizei, unter Drogen- und Alkoholeinfluss und ohne Führerschein mit 144 Kilometern pro Stunde durch die Münchner Innenstadt.

An einer Tram-Haltestelle erfasste er mit seinem Wagen den heute 19-Jährigen, der ihm am Montag im Gericht gegenübersitzt, und dessen besten Freund. Die jungen Männer waren gerade auf dem Weg von einem Festival nach Hause. Der beste Freund starb, sein Kumpel, der gerade sein Abi in der Tasche hatte, ein Torwart-Talent war und am Wochenende danach sein erstes Spiel bei einem neuen Fußballverein in der Bayernliga bestreiten sollte, wurde so schwer verletzt, dass die Ärzte fürchteten, sein Bein amputieren zu müssen. Viermal wurde er operiert, verbrachte Wochen im Krankenhaus, sein Studium brach er ab, weil die Reha ihm dafür keine Zeit mehr ließ.

Von der Todesangst, die er verspürt habe, als das Auto auf ihn zugerast sei, berichtet der 19-Jährige vor Gericht. "Da wusste ich, dass ich jetzt sterben werde. Ich hatte keine Chance mehr in meiner Wahrnehmung", erinnert er sich. Er schildert auch die furchtbaren Schmerzen, die er hatte, als er auf der Straße wieder zu sich kam. "Mein ganzer Körper hat gebrannt." Im Zuschauerraum kämpfen junge Leute, womöglich Bekannte von ihm, mit den Tränen.

Als er in den Operationssaal geschoben worden sei, habe er sich nach seinem Freund, den er seit der achten Klasse gekannt habe, erkundigt, erzählt der junge Mann: "Da habe ich zum ersten Mal gefragt, was mit Daniel ist." Daniel war tot.

Die Vorwürfe gegen den 22 Jahre alten Angeklagten seien zutreffend, sagt seine Anwältin. Er selbst sagt zur Tat über die Entschuldigung hinaus nichts, schildert nur seine persönlichen Verhältnisse. Dabei berichtet er auch, dass er als 14-Jähriger selbst einmal einen schweren Unfall gehabt habe, weil jemand ihm, der damals Beifahrer gewesen sei, und dem Fahrer die Vorfahrt genommen habe. Durch die Windschutzscheibe sei er auf ein Feld geschleudert worden. Bis auf ein paar Narben habe er von dem Unfall nichts zurückbehalten.

Die Staatsanwaltschaft hat ihn wegen seiner Raserfahrt durch München unter anderem wegen eines verbotenen Kraftfahrzeugrennens mit fahrlässiger Todesfolge angeklagt. Noch vier weitere Menschen wurden bei dem Unfall verletzt.

Bereits im Dezember hatte am Amtsgericht München der Prozess um den Unfall begonnen. Die Richterin am Amtsgericht, das nur Strafen von höchstens vier Jahren verhängen kann, gewann den Eindruck, die Strafe würde im Falle einer Verurteilung höher ausfallen. Daher wurde die Sache an das Landgericht verwiesen.

Das Landgericht hat derzeit insgesamt fünf Verhandlungstage bis zum 18. April angesetzt.


Dieser Artikel ist Teil eines automatisierten Angebots der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Er wird von der idowa-Redaktion nicht bearbeitet oder geprüft.