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Gravenberch fordert mehr Spielzeit - doch seine Perspektiven sind schlecht

Bayerns Mittelfeldspieler beklagt sich erneut öffentlich über seine Rolle. "Ich möchte wieder wöchentlich spielen", sagt er. Doch im Zentrum wird die Konkurrenz sogar noch größer.


28 - meist kurze - Pflichtspieleinsätze in dieser Saison für den FC Bayern: Der Niederländer Ryan Gravenberch, der unzufrieden mit seiner Situation ist.  Foto: Frank Hörmann, Sven Simon/imago

28 - meist kurze - Pflichtspieleinsätze in dieser Saison für den FC Bayern: Der Niederländer Ryan Gravenberch, der unzufrieden mit seiner Situation ist. Foto: Frank Hörmann, Sven Simon/imago

Von Maximilian Koch

München - Bereitet hier ein Star des FC Bayern seinen Abschied im Sommer vor? Es ist inzwischen zumindest ziemlich auffällig, wie oft sich Ryan Gravenberch (20) öffentlich über seine Situation bei den Münchnern beschwert.

"Ein Jahr Training und Spielen auf höchstem Niveau sind schön und lehrreich. Wenn ich allerdings spiele, dann hauptsächlich im Training. Das muss sich in der nächsten Saison ändern, dann möchte ich wirklich wieder wöchentlich spielen", sagte der Niederländer im Interview mit "Voetbal International" und ergänzte: "Ich habe noch nicht mit der Vereinsführung gesprochen, also warte ich ab, was passiert. Aber es ist klar, dass diese Rolle nicht meinen Vorstellungen entspricht."

Der Ersatzmann stellt Forderungen - unwahrscheinlich, dass dieses Vorgehen sein Standing im Klub und bei Trainer Thomas Tuchel verbessern wird. Im Gegenteil. Gravenberch, der vor der Saison für 18,5 Millionen Euro von Ajax Amsterdam zu Bayern gewechselt war, saß schon bei Tuchel-Vorgänger Julian Nagelsmann meist auf der Bank.

Nach AZ-Informationen vor allem deshalb, weil sein Defensivverhalten als nicht professionell genug angesehen wurde. In diesem Punkt hat Gravenberch noch keine entscheidenden Fortschritte gemacht, auch Tuchel lässt ihn selten spielen.

Insgesamt kommt Gravenberch auf 28 Einsätze in dieser Saison, im Schnitt stand er 25 Minuten auf dem Platz - und nur viermal in der Startelf.

Das ist deutlich zu wenig für die eigenen Ansprüche. "Am Anfang musste ich mich hier natürlich erst einmal eingewöhnen", erklärte Gravenberch weiter: "Ein neues Umfeld. Alles geht so viel schneller, manchmal kamen mir die Trainingseinheiten wie Spiele vor. Das ist die europäische Spitze, da darf man keinen Moment lang aufgeben. Aber ich habe das Gefühl, dass die Eingewöhnung schon eine Weile hinter mir liegt."

Dennoch stellt sich die Frage, ob Gravenberch über den Sommer hinaus eine Perspektive bei Bayern hat. Tuchel möchte einen neuen starken Sechser verpflichten, im Zentrum gibt es bereits die Platzhirsche Joshua Kimmich und Leon Goretzka.

Von RB Leipzig wird zudem Konrad Laimer das Team ergänzen, ein Wunschspieler des Ex-Trainers Nagelsmann. Und Ende Juni endet die Leihe bei Marcel Sabitzer, der aktuell für Manchester United aufläuft. Im Fall Sabitzer sieht es nach einem Verkauf aus, doch dann hätte es Gravenberch, der am liebsten auf der Achterposition spielt, immer noch mit vier starken Konkurrenten zu tun - sofern Tuchel seinen Sechser bekommt. Ob Gravenberch daher die Flucht ergreift? Der FC Liverpool soll an ihm interessiert sein, bislang gibt es aber kein Signal der Bosse, ihn ziehen zu lassen. Mit Lothar Matthäus hat der Niederländer einen prominenten Fan.

Gravenberch, so Matthäus in seiner Sky-Kolumne, "hätte man deutlich öfter bringen können, wenn nicht sogar sollen. Die Transfers, vor allem die, die den Kader ergänzen sollen, haben nicht allzu viele faire Chancen bekommen."