Idowa-Bucketlist (14/22)

„Es geht beschissener“: Wie mein erstes Bier entstand


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Allzu zuversichtlich sieht unser Autor nicht aus, als er sein selbstgebrautes Bier öffnet.

Auch wenn er es nicht wusste, hat sich unser Autor bereits jahrelang auf diese Herausforderung vorbereitet: Das redete er sich zumindest ein, als es in der Redaktionskonferenz zur Idowa-Bucketlist „Brau dein eigenes Bier“ hieß. Wie er schnell feststellen musste, waren seine Erfahrungen im Biertrinken dann allerdings doch keine allzu große Hilfe.

Fachmännisch hält Robert Riedl den Krug gegen das Licht. Zwei Schlucke, dann kommt der Braumeister der Berghammer Brauerei in Bad Abbach zu seinem Urteil: „Es geht beschissener.“ So richtige Freude will bei mir dennoch nicht aufkommen: Nachdem ich kurz zuvor Einblicke in die professionelle Brauarbeit erhalten hatte, fühlt sich die Entstehung meines Premierenbieres wie der billige Versuch einer Kopie an.

Einige Monate zuvor hatte ich das Projekt meiner ganz persönlichen Brauerei in Angriff genommen. Dass diese nicht für die Ewigkeit sein würde, machte schon der Preis des online bestellten Brausets klar: Für 28,95 Euro erhielt ich ein silbernes Plastikfass, ein Plastikgärrohr, einen Gummistopfen sowie Päckchen mit den Aufschriften Bierwürze und Brauhefe. Zusammen mit diversen Küchengeräten wie Topf, Schneebesen oder Waage sollte das also die Basis für mein Bier bilden - nicht sonderlich überzeugend, wie ich mir selbst eingestehen musste.

Robert Riedl kann bei solch einer Ausstattung nur lächeln. Um einigermaßen professionell brauen zu können, müsse man schon mehrere Tausende Euro in die Hand nehmen, erklärt er mir, als ich ihn mit dem Ergebnis meines Brauexperiments in der Berghammer-Brauerei besuche. Was für mich meine kleine Küche mit vier Herdplatten und einer Spüle war, ist für ihn das aus mehreren Räumen bestehende Brauhaus, in dem er mich durch seinen Arbeitsalltag führt.

Das Bierbrauen fühlt sich wie Puddingkochen an

Wirkten die Angaben in meinem Brauset noch einigermaßen verständlich, bin ich hier von Anfang an überfordert. Wie ein treudoofer Dackel hetze ich Riedl hinterher, der von Gerät zu Gerät läuft und mir währenddessen von Maischen, Hopfengaben und Enzymen erzählt. Meist nicke ich dabei, weil irgendwie schon alles Sinn ergibt - wirklich verstehen tu ich aber das Wenigste. Wie damals im Chemieunterricht in der Schule also. Zwischendurch gibt’s ab und zu ein Leckerli in Bierform. Bei all der Verwirrung zwischen dampfenden Rohren und tropfenden Flüssigkeiten wird mir zumindest eines schnell klar: Sauberkeit ist für das Brauen unabdingbar. Nicht umsonst sind Riedl und sein Azubi Henry den ganzen Tag über am Putzen und Desinfizieren der riesigen Apparate, die er mir unter anderem als Gärbottich oder Lagertank vorstellt.

Die Sauberkeit ist eine der wenigen Gemeinsamkeiten, die ich zum Entstehen meines Bieres erkennen kann. „Dies ist wohl das Wichtigste für den Hausbrauer“, steht etwa in der Anleitung meines Biersets bei der Überschrift „Reinigen und Hygiene.“ Für mich bedeutete das: Erst mal viel Wasser kochen und spülen. Die restlichen Schritte fühlten sich dann irgendwie erst einmal wie die Zubereitung eines Industriepuddings an. Rezept aussuchen, abwiegen, Pulverchen hier, Pulverchen da, köcheln, abkühlen und alles zusammenwerfen. Nach einer Woche Warten sollte ich die Flüssigkeit dann umfüllen und ein Zucker-Wasser-Gemisch hinzufügen, aus dem Alkohol und Kohlensäure entstehen sollte. Dann nur noch in Flaschen füllen, mindestens einen Monat warten und fertig ist das Bier.

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Noch deutet wenig darauf hin, dass hier ein Bier entstehen soll.

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Je nachdem, welches Bier man herstellen will, variiert die Menge der Bierwürze. Unser Autor hat sich für ein helles Landbier entschieden.

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Die Bierwürze wird zunächst mit Wasser aufgekocht.

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Leichtes Blubbern ist ein gutes Zeichen. Das bedeutet, dass die Gärung einsetzt.

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Rund eine Woche lang gärte das Jungbier, bevor es umgefüllt wurde.

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Für das Umfüllen besorgte unser Autor Flaschen mit Schnappverschluss.

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Sauberkeit ist für das Brauen unabdingbar, erklärt Braumeister Robert Riedl.

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Unser Autor durfte beim Abwiegen der Hopfenpellets helfen. In der Brauerei gab es insgesamt vier Hopfengaben pro Brauvorgang.

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Robert Riedl in seinem Reich.

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In einem der Tanks lagert bereits das Bier eines vorherigen Brauvorgangs.

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Robert Riedl hält die wichtigsten Daten von jedem Brauvorgang fest.

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Robert Riedl erklärt unserem Autor die Grundsätze von Gerste, Hopfen und Malz.

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Bei der Zugabe der Hefe darf unser Autor helfen.

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In dieser Mühle schroten die Mitarbeiter der Berghammer Brauerei das Malz.

Angesichts des vergleichsweise einfachen Prozederes war ich überrascht, dass am Ende überhaupt etwas Bierähnliches herauskam. Zumal das Brauen selbst eigentlich eine deutlich schwierigere Angelegenheit zu sein scheint. „Was du am Anfang mit deinem Bierwürze-Pulver gemacht hast, sind bei mir rund fünf Stunden Arbeit in der Brauerei“, sagt Riedl. „Ich benutze kein Bierwürzekonzentrat und auch keinen Zucker, sondern löse den Zucker aus dem Malz heraus.“ Je nach Bierstil komme dann Hopfen in Pelletform dazu.

So handhabt es Riedl auch, wenn er in kleinen Mengen privat für sich selbst braut. Derzeit testet er etwa ein böhmisches Pils mit Eichenholz, erzählt er und lässt mich eine andere seiner eigenen Eigenkreationen mit Buchenrauchmalz probieren. Während er mir interessante Einblicke in die amerikanische und belgische Bierentwicklung gibt und ich sein fantastisches Bier probiere, werden mir zwei Dinge klar: Der Mann lebt Bier - und das Brauen überlasse ich künftig lieber wieder den Profis. Denn auch wenn es vielleicht „beschissener“ als bei meinem ersten Brauversuch geht, geht es auch viel, viel, viel besser.

Die idowa-Bucketlist

Die idowa-Redaktion hat sich 22 Aufgaben für das Jahr 2022 vorgenommen. Das sind Aufgaben, die herausfordernd sind, Spaß machen, einen Gruseln lassen, bei denen sie etwas lernen oder über sich erfahren. Es sind 22 Aufgaben, die unsere Leser so nicht auf die Schnelle selbst erfahren können.

Manche versprechen tolle Bilder, andere beschreiben wir in einfühlsamen Texten. Ein paar sind nach kurzer Zeit abgeschlossen, andere dauern einen Monat lang oder vielleicht das ganze Jahr. Bei einigen hockt man daheim, andere führen einen an spannende Orte.

Hier unsere komplette Liste: 

  1. Geh Eisbaden. ✔
  2. Flieg über Ostbayern. ✔
  3. Schlaf eine Nacht im Wald und erleb den Sonnenaufgang. Schalt dein Handy aus. ✔
  4. Lerne tauchen. Finde einen Schatz. ✔
  5. Geh auf die Jagd. ✔
  6. Fahr in einem Panzer mit. ✔
  7. Geh nach Altötting. ✔
  8. Iss Insekten. ✔
  9. Picknicke am Straubinger Stadtplatz. ✔
  10. Schlaf eine Nacht in einem verlassenen Haus. Schau dabei Horrorfilme. ✔
  11. Lebe einen Monat lang vom Hartz-IV-Satz. ✔
  12. Versuche, 48 Stunden wach zu bleiben. ✔
  13. Verzichte drei Wochen lang auf etwas Geliebtes. ✔
  14. Macht innerhalb von sechs Wochen zusammen 10.000 Minuten Sport. ✔
  15. Lass dir von einer Wahrsagerin die Zukunft vorhersagen. Halt dich dran. ✔
  16. Lass die Leser entscheiden, was du tun musst. ✔
  17. Mach ein Selfie mit einer berühmten Person. ✔
  18. Erstell ein Insta-Profil und versuche 1.000 Follower in einem Monat erreichen.
  19. Lerne, einen Beat zu basteln. Such dir jemanden, der drüber rappt. ✔
  20. Brau dein eigenes Bier (und trink es). ✔
  21. Bau etwas aus Holz. ✔
  22. Arbeite einen Tag lang mit Tieren. ✔