Bayern

"Eine Brauerei braucht Heimat"

Die Bio-Brauerei Haderner Bräu zieht bald in den Stürzerhof um. Dort verwirklichendie Betreiber ihren Lebenstraum


Marta Girg führt durch die neue Brauhalle. Die Tanks sind schon da, aber noch leer.

Marta Girg führt durch die neue Brauhalle. Die Tanks sind schon da, aber noch leer.

Von Ruth Frömmer

Marta Girg kann gar nicht anders, als zu lächeln. Sie sitzt mit ihrem Mann Thomas in ihrer Noch-Brauerei in Großhadern und schenkt der AZ erst einmal eine Halbe Bier ein. Danach geht's rüber zum Stürzerhof am Ende der Straße. Dort ist die Baustelle für ihre neue Brauerei in den letzten Zügen.

Eigentlich ist es doch jetzt auch ganz gemütlich, findet die AZ. Von der U-Bahn kommend ahnt man nicht, dass mitten in der Großhaderner Straße zwischen Wohnhäusern in einem kleinen Hinterhof die erste Bio-Brauerei Münchens ihre Brautanks hat.

Und das ist auch der Grund für den Umzug in ein paar Monaten. "Eine Brauerei braucht eine Heimat", sagt Marta Girg.

Ihr Mann und sie brauen hier zusammen mit ihren beiden Braumeistern nicht nur Bier, sondern geben auch Braukurse und machen Brauerei-Führungen. Sie möchten mit den Menschen in Kontakt treten. Und die sollen sich auch mal hinsetzen und ein Bier vor Ort genießen können. All das wird im Stürzerhof möglich sein.

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Marta Girg führt durch die neue Brauhalle. Die Tanks sind schon da, aber noch leer.

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Marta und Thomas Girg vor ihrer alten Brauerei. Im Hintergrund die aktuellen, kleineren Brautanks.

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Das wird schon eine Nummer größer. Hier im Bild die neuen, hohen Stahltanks im Stürzerhof

"Vor Jahren war ich einmal hier spazieren, bin am Stürzerhof vorbeigekommen und habe mir gedacht: Dieser Ort wäre perfekt für unsere Brauerei", erzählt Marta Girg.

Als die Besitzer des denkmalgeschützten Dreikant-Hofes schließlich anfragte, ob die Girgs ihre Brauerei nicht hier betreiben möchten, ging ein Traum in Erfüllung. Die Brauhalle ist fertig, die Tanks stehen schon. Direkt daneben wird es später ein Bräustüberl geben.

Im idyllischen Innenhof kann man dann auch draußen sitzen, ein paar Meter weiter wird ein Spielplatz für die Kinder gebaut. Vorerst kommt ein Stehausschank mit einer Anlage zum Selberzapfen von frischem Bier zum Mitnehmen: "Unser Highlight", wie Marta Girg erzählt.

Besonders gespannt darf man auch auf den Hofladen sein, der zusammen mit der Brauerei in Betrieb geht. In der alten Brauerei besteht der aus Platzgründen nur aus einem Regal mit ein paar Produkten, wie selbst gemachten Soßen mit Bier, Haderner Holzbrettln und Flaschenöffnern. Im neuen Hofladen im Stürzerhof werden dann auch Produkte von befreundeten Betrieben verkauft, zum Beispiel Kartoffeln.

Thomas Girg freut sich besonders auf sein eigenes Malzsilo. Dort kann er das Malz vom Bauern direkt selbst einlagern. In der alten Brauerei gab es dafür keine Kapazitäten, weshalb ein Zwischenhändler notwendig war. Aber zurück zum Bier. Wird sich die Brauerei mit dem Umzug vergrößern? Aktuell braut Haderner Bräu knapp 3000 Hektoliter pro Jahr. In der neuen Brauerei wird es anfangs nicht viel mehr. "Es geht uns nicht darum, riesengroß zu werden, sondern nachhaltiger und energieeffizienter", betont das Ehepaar. Man wolle Gutes tun und davon leben können.

In der neuen Brauerei stehen sogar weniger Tanks, aber dafür sind die größer. Und es wäre noch Platz für weitere Tanks. Theoretisch könnte man hier den Ausstoß verdoppeln.

Wenn alles wie geplant läuft, dann geht's im April los auf dem Stürzerhof. Den ersten Probesud wollen Thomas und Marta Girg im Februar brauen. Hadern freut sich jedenfalls auf diese Bereicherung im Viertel. Und bei so viel Optimismus kann ja eigentlich nichts mehr schief gehen.