Die Leidenschaft als Beruf

Der "Schnitzer-Sepp" von Arnbruck


Rund 30 Stunden arbeitet Holzbildhauer Josef Meindl an einem 40 mal 55 Zentimeter großen Familienwappen aus Lindenholz.

Rund 30 Stunden arbeitet Holzbildhauer Josef Meindl an einem 40 mal 55 Zentimeter großen Familienwappen aus Lindenholz.

Von Obx-News

Die uralte Handwerkskunst der Holzschnitzerei verlangt viel Geschicklichkeit, Fingerspitzengefühl und räumliches Denken. Dass er all das mitbringt, erkannte Josef Meindl, den sie in Arnbruck den "Schnitzer-Sepp" nennen, schon zu Schulzeiten im Werkunterricht. Und deshalb verließ er als junger Mann den Pfad, der eigentlich für ihn vorgesehen war: Er machte eine Ausbildung als Holzbildhauer statt den Bauernhof der Eltern zu übernehmen.

Seit 1984 lebt der "Schnitzer-Sepp" seine Leidenschaft und betreibt mit großem Erfolg eine eigene Schnitzwerkstatt in Bach bei Arnbruck. Kunden aus ganz Deutschland und Europa schätzen die Unikate aus dem Bayerwald. Schützenscheiben, Wurzelgesichter, Stadtwappen, Krippenfiguren oder verschiedenste Auftragsarbeiten - Meindl erweckt Holz zum Leben. Verleimte Holzblöcke, meist aus Lindenholz, dienen als Basis seiner Schöpfungen. Nach eigenen Skizzen oder Vorlagen seiner Kunden bearbeitet er mit verschiedenen Schnitzeisen den Naturstoff. Das kleinste Eisen misst gerade einmal einen halben Millimeter: Es ist das Geheimnis für höchste Treue zum Detail. Eigentlich verzeiht das Holz keine Fehler. Doch der Holzbildhauer verrät sein Geheimnis für den Fall, dass trotz ruhiger Hand einmal ein Stück Holz zu viel abgeht. "Zur Not kann ich das Eck wieder anleimen."

Josef Meindls handgeschnitzte Krippenfiguren aus dem Zellertal sind eine Investition fürs Leben - oft werden sie über Generationen hinweg vererbt.

Josef Meindls handgeschnitzte Krippenfiguren aus dem Zellertal sind eine Investition fürs Leben - oft werden sie über Generationen hinweg vererbt.

Auch mal bis nachts um 23 Uhr in der Werkstatt

Seine Holzkunstwerke kommen zweifarbig gebeizt, koloriert, gewachst oder naturbelassen zum Kunden. Die Gestaltung mit Öl-, Acryl- oder Wasserfarben übernimmt seine Frau Anneliese. Weckt ein herausforderndes Werk seine Leidenschaft, stehe der "Schnitzer-Sepp" auch mal bis nachts um 23 Uhr in der Werkstatt, sagt er.

Meindls Werke zieren nicht nur die Werkstatt deckenhoch, sondern auch den Verkaufs-und Ausstellungsraum im Nebengebäude. Holz- und Kunstbegeisterte aus ganz Deutschland bestaunen dort unter anderem eine ganzjährige Krippenausstellung.

Unter eigens im Wald gesuchten und bemoosten Wurzeldächern spielen handgeschnitzte Krippenfiguren die biblische Weihnachtsgeschichte nach. Etwa 120 Euro kostet eine solche Holzfigur. Dafür begleitet sie den Käufer dann aber auch ein ganzes Leben - oder länger. "Meistens werden Krippen vererbt und machen vielen Generationen eine Freude", weiß er. Für ihn mache das seinen Beruf zum schönsten. "Wenn meine Werke dem Kunden gefallen, dann weiß ich, dass ich alles richtig gemacht habe", sagt Meindl.

Er verkauft seine Kunstwerke eigentlich auch auf Christkindlmärkten. Im vergangenen Jahr und heuer war das allerdings coronabedingt nicht möglich. Die Arbeit geht dem "Schnitzer-Sepp" aber trotzdem nicht aus, wie er erzählt. "Ich bin jetzt viel in meiner Werkstatt und kümmere mich um Auftragsarbeiten."

Eine zwei Meter hohe Christusstatue

Momentan ist der "Schnitzer-Sepp" mit einer 1,40 Meter großen Figur beschäftigt. Vom Auftraggeber hat er ein Bild zugeschickt bekommen, das ihm nun als Vorlage beim Schnitzen dient, sagt Meindl. Mehr will er dazu aber noch nicht verraten.

Seinen bisher spannendsten Auftrag erhielt Meindl aus dem Kosovo: ein Kruzifix für eine neue Kirche. Seine mehr als zwei Meter hohe künstlerische Darstellung des gekreuzigten Christi aus Linde transportierte die Bundeswehr mit einer Transall-Maschine in das Balkanland. Dort fand es auf einem fünf Meter hohen Kreuz seinen endgültigen Platz. Bei der Einweihung konnte er selbst dabei sein. "Als ich sah, wie die Leute das neue Kreuz samt Christusfigur verehrt und geküsst haben, bekam ich eine Gänsehaut", erinnert sich Meindl. Seine Begeisterung und sein Know-how teilt der Holzbildhauer mit anderen: Ganzjährig bietet er Schnitzkurse für Anfänger oder Fortgeschrittene an. Diese Kurse können auch derzeit stattfinden. Die Teilnehmer müssen allerdings geimpft oder genesen sein. Probleme mit dem Abstand gibt es auch nicht, da Meindl nur Kurse für Einzelpersonen oder vielleicht mal zwei Teilnehmer anbietet. "Da kann ich alles genauer erklären", sagt er. Auf diese Weise gibt der Schnitzer-Sepp sein Wissen rund um diese alte Handwerkskunst auch an andere weiter. "Mir ist es wichtig, dass die Tradition der Holzschnitzerei am Leben bleibt."

Ausstellung und Kurse

Für die Schnitzkurse kann man sich bei Josef Meindl anmelden (Telefon 0 99 45/21 22).

Auch die Krippenausstellung kann derzeit besucht werden. Dabei muss die 2 G-Regel und Maskenpflicht beachtet werden. Weitere Informationen gibt es auf der Homepage (www.meindl-arnbruck.de).

Dieser Artikel ist ein Text der Agentur obx-News. Er wurde redaktionell bearbeitet von der Viechtacher Redaktion unserer Mediengruppe.