Kollnburger Schreiner und Tochter arbeiten zusammen

Besondere Uhr in besonderer Zeit


Diese "Zeituhr" hat Gottfried Stettmer mit seiner Tochter gefertigt.

Diese "Zeituhr" hat Gottfried Stettmer mit seiner Tochter gefertigt.

Eine "Zeituhr" hat Schreinermeister Gottfried Stettmer aus Kollnburg mit seiner Tochter Selina gefertigt und sich damit für den Wettbewerb "Holz aus Bayern 2020" qualifiziert. Das Motto lautet "Pure Möbel". Anfang Juli dürfen Vater und Tochter ihre besondere Uhr in Lindau am Bodensee präsentieren.

Der Schreinerwettbewerb wird jedes Jahr vom Fachverband Schreinerhandwerk (FSH) Bayern gemeinsam mit dem Bayerischen Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten ausgeschrieben.

Wettbewerb musste verschoben werden

Eigentlich sollte der Wettbewerb bereits im vergangenen Jahr stattfinden, 30 Teilnehmer gab es ursprünglich. 14 davon, darunter auch Gottfried Stettmer mit Selina, haben es durch die erste Wettbewerbsstufe geschafft. Mit ihrer Standuhr haben sich Vater und Tochter für die zweite Stufe qualifiziert.

Dann musste die für Herbst 2020 geplante Ausstellung allerdings aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden.

Erst kürzlich erhielt Familie Stettmer die Information, wie es weitergeht: Im Rahmen einer Sonderveranstaltung bei der diesjährigen Gartenschau in Lindau wird die Ausstellung nachgeholt. Und hier ist dann auch die Uhr aus Kollnburg zu sehen.

Schreinermeister Stettmer ist bereits bekannt für seine Werke. Altem Holz wieder Leben einhauchen - das hat er sich zur Aufgabe gemacht. So hat er beispielsweise vor zwei Jahren aus dem Mittelstück einer 350 Jahre alten Eiche einen besonderen Stehtisch gefertigt - "einen Zeitzeugen" wie er sagt. Aus weiteren Teilen dieses Baumriesens ist ein Waschtisch entstanden. Mit diesem Werk nahm er bereits 2019 am Wettbewerb "Holz aus Bayern" teil und erhielt dafür eine Auszeichnung.

Mit der "Zeituhr" tritt er nun erneut an. Entstanden ist das Werk im März 2020 während des ersten Lockdowns. "Durch die Isolation und den Wegfall des normalen Alltags kamen meine Tochter und ich auf die Idee, uns einer gemeinsamen Herausforderung zu stellen, um diese schwere Zeit zu meistern", so Stettmer.

Sehnsucht nach der alten Zeit widerspiegeln

Da die 15-Jährige gerne in der Schreinerei mitarbeitet, war für Vater und Tochter schnell klar: "Wir fertigen ein Möbelstück an." Allerdings sollte es kein gewöhnliches Stück werden, da auch die Zeit - gerade während dieses ersten Lockdowns - alles andere als gewöhnlich war. Ihr gemeinsames Werk sollte die Sehnsucht nach der alten Zeit widerspiegeln. "Wir wollten eine Art Zeituhr kreieren", so Stettmer.

Lange tüftelten die beiden an einer geeigneten Umsetzung, bis Selina schließlich eine Idee hatte: Aus einer alten Eichenbohle mit einem stark verwachsenen Ast wollte sie mit ihrem Vater eine Standuhr mit einer schwarzen Schublade fertigen. "Die Uhr soll den Blick nach vorne in die Zukunft zeigen. Die Schublade steht für die Corona-Pandemie und setzt ein Zeichen für die dunkle und schwere Zeit", erklärt Stettmer. Die Eichenbohle wiederum zeige das Leben vor der Pandemie. Viele Stunden haben der Schreinermeister und seine Tochter gemeinsam in der Werkstatt verbracht und diese ungewöhnliche Uhr erschaffen. Selina ist davon überzeugt, dass sich die Standuhr für den Wettbewerb unter dem Motto "Pure Möbel" bestens eignet. Die alte Eichenbohle mit ihren Verwachsungen und Wucherungen sei ein Zeichen für pure Lebendigkeit, so die 15-Jährige.

"Auch eine schlechte Zeit hat etwas Gutes"

Aber durch die gemeinsame Arbeit ist nicht nur eine ungewöhnliche Uhr entstanden. "Auch eine schlechte Zeit hat etwas Gutes, denn meine Tochter hat durch die Herausforderung ihre Leidenschaft für das Schreinerhandwerk gefunden", freut sich Stettmer. Nach ihrem Realschulabschluss wird Selina heuer die Ausbildung zur Schreinerin in der Werkstatt ihres Vaters beginnen.