Landshut

Peter Vorholzer geht „All in“

Im Vorfeld der Dultvergabe richtet der Festwirt heftige Vorwürfe gegen Widmann junior


In knapp zweieinhalb Monaten fällt der Startschuss zur Frühjahrsdult.

In knapp zweieinhalb Monaten fällt der Startschuss zur Frühjahrsdult. Doch erst am kommenden Freitag wird der Stadtrat in einer Sondersitzung über die Vergabe der Festzelte entscheiden.

Es sind nicht einmal mehr zweieinhalb Monate, bis die Frühjahrsdult 2016 eröffnet wird. Eigentlich sollten die Planungen nahezu abgeschlossen sein, doch ausgerechnet bei den Festwirten kann davon keine Rede sein. Denn der Beschluss des Dultsenats darüber, wer die Festzelte in diesem Jahr zugesprochen bekommt, wurde mittels Nachprüfungsantrag gekippt. Nun beginnt das Prozedere von Neuem - am kommenden Freitag wird der Stadtrat in nicht-öffentlicher Sitzung die endgültige Entscheidung treffen. Egal, wie es ausgeht - es wird zu tiefen Verletzungen führen.

Stein des Anstoßes ist einmal mehr die Vergabe des großen Festzeltes. Wie berichtet, hatte der Dultsenat das Zelt bei der Frühjahrsdult erwartungsgemäß an den erfahrenen Platzhirschen Franz Widmann vergeben. Brisant war dagegen das Votum in Bezug auf die Bartlmädult im August: Während die Verwaltung in ihrer Vorlage eine Empfehlung für Peter Vorholzer abgab, gab der Dultsenat der gemeinsamen Bewerbung von Franz Widmann junior und Gastronom Helmut Krausler den Vorzug. Diese umstrittene Entscheidung war auch ausschlaggebend dafür, dass sich elf Stadträte zusammenfanden, die ihre Unterschrift unter den Nachprüfungsantrag setzten.

Über die drei Festzelte wird neu entschieden

Nun kommt also alles noch mal auf den Tisch - und zwar nicht nur die Vergabe des großen Festzeltes. Vielmehr wird über alle drei Zelte auf den beiden Dulten neu entschieden. "Der Nachprüfungsantrag ist nicht auf ein Zelt und auch nicht auf die Bartlmädult beschränkt. Es geht um alle drei Festzelte", bestätigt Rechtsdirektor Harald Hohn. Christian Krämmer, Inhaber des sogenannten "Weißbierzeltes", kann der Sitzung am Freitag wohl relativ gelassen entgegensehen: Dem Vernehmen nach gab es nämlich - für alle Beobachter einigermaßen überraschend - für diesen Standort keinen Mitbewerber.

Ganz anders könnte es dagegen beim dritten Zelt aussehen. Hier setzte sich nur hauchdünn Werner Huber mit seiner "Hendlhüttn" durch. Den Ausschlag für ihn gab das wichtige Kriterium "Ortsansässigkeit". Die eigentlich bessere Bewerbung, so hört man aus Dultsenatskreisen, hätte der Tiefenbacher Gastronom Alexander Tremmel abgegeben, der derzeit mit "Sophie's Alm" im Alten Schlachthof für viel Furore sorgt. Dieses Konzept hätte Tremmel auch gerne auf der Dult umgesetzt. Sein Handicap: Er stammt eben nicht aus Landshut - und hatte vor allem deshalb das Nachsehen gegenüber Lokalmatador Huber. "Die Entscheidung war aber so knapp - das kann im Stadtrat auch anders ausgehen", sagt der Vorsitzende des Dultsenats, Erwin Schneck.

Dies will auch Rechtsdirektor Hohn nicht ausschließen: "Die Vorlage der Verwaltung wird wieder dargelegt. Aber es wird auch Informationen darüber geben, wie der Dultsenat das gesehen hat. Und dann wird Punkt für Punkt alles noch mal durchgegangen - und dann entschieden." Neben der Ortsansässigkeit seien dabei die Attraktivität des Betriebes, die Qualität der Produkte und die Preisgestaltung die wichtigsten Kriterien.

Die Macher auf dem Festplatz hüllen sich im Vorfeld der Stadtratssitzung in Schweigen. Sogar der normalerweise um keine klare Ansage verlegene Schausteller-Chef Christian Buchner war für die LZ trotz zahlreicher Versuche nicht zu sprechen. Mehrmalige Bitten um einen Rückruf blieben unbeantwortet. Keineswegs untätig blieb dagegen Festwirt Peter Vorholzer. Nachdem er zuvor schon alle übrigen Volksfeste in der Region - wie zum Beispiel Ergolding - verloren hatte und nun auch noch in Landshut leer auszugehen droht, setzt er nun offenbar alles auf eine Karte; er geht "All in", wie der Pokerspieler ein solches Vorgehen bezeichnen würde.

Vorholzer kritisiert Medien und Dultsenatsmitglieder

Unter der Internetadresse "dultvergabe.de" stellt Vorholzer ausführlich seine Sicht der Dinge dar. Den regionalen Medien wirft er mangelnde Objektivität vor, den Mitgliedern des Dultsenats Voreingenommenheit und eine bedenkliche Nähe zu seinem Mitbewerber, der Festwirtsfamilie Widmann. Dazu reitet er heftige Attacken gegen Widmann junior, bezichtigt ihn sogar vorsätzlicher fehlerhafter Angaben in seiner Bewerbung - zum Beispiel, was die Qualität seiner Produkte, die Zahl der Bedienungen oder seinen Wohnsitz anbelangt. "Zweifel an der Zuverlässigkeit sind wohl angebracht", resümiert Vorholzer. Der Festwirt riskiert viel mit seinen Vorwürfen: Nach Einschätzung von Juristen könnte in manchen Punkten sogar der Straftatbestand der üblen Nachrede erfüllt sein, auch eine Urheberrechtsverletzung könnte in Betracht kommen. Angesichts der Eiszeit, die seit längerem zwischen Widmann und Vorholzer herrscht, ist es nicht ausgeschlossen, dass diese Sache sogar noch die Justiz beschäftigen könnte. Franz Widmann junior wollte sich auf Nachfrage der LZ vorerst nicht zu den genannten Vorwürfen äußern.

Die beiden Lager dürften auch am Freitag im Stadtrat unversöhnlich aufeinanderprallen: "Die Fronten stehen fest. Eigentlich bräuchten wir gar nicht zu diskutieren", sagt Schneck. Der Bürgermeister macht sich Sorgen um die Gesprächskultur im Plenum: "Aus rein persönlichen Gründen einen einstimmigen Beschluss des Dultsenats zu kippen - ich bezweifle, dass die, die den Nachprüfungsantrag unterschrieben haben, sich selbst da was Gutes getan haben." Was Schneck - und nicht nur er - befürchtet: Die tiefen Verletzungen, die sich die Seiten derzeit gegenseitig zufügen, dürften weit über die Entscheidung, wer auf der Dult ein Festzelt bekommt, hinauswirken.