Störche haben Nachwuchs

Drei Küken werden im Horst der Brauerei Krieger aufgepäppelt


Trotz der über ihr fliegenden Drohne ließ sich Sissi nicht von der Fütterung ihrer Küken abhalten.

Trotz der über ihr fliegenden Drohne ließ sich Sissi nicht von der Fütterung ihrer Küken abhalten.

Etwas misstrauisch schaut Sissi zu der Drohne, die ihr Nest in sicherem Abstand ausspioniert. Doch jetzt ist es gewiss. Die Störche haben wieder Nachwuchs. Drei Küken wachsen derzeit auf im Horst auf dem Kamin der Brauerei Krieger., freut sich Franz Meindl von der Bund Naturschutz (BN) Ortsgruppe Landau. Nur einmal gab es in den vergangenen fünf Jahren keine Jungstörche - 2019.

Schon ab Anfang März waren die beiden Elterntiere am Horst zu beobachten. Ab Ende März sahen Beobachter häufig nur noch einen Kopf aus dem Horst ragen. Rund 32 Tage dauert es bis zum Schlupf der Jungen, weiß Meindl. Ende April schließlich sind die drei Küken geschlüpft. Ab da sind es rund 60 Tage, so lange dauert die Nestlingszeit, bis junge Störche den Horst verlassen können.

Küken werden Nest wohl Ende Juni verlassen

Vor ein paar Tagen hat nun ein erfahrener Drohnenpilot einen sorgsamen Flug über den Horst durchgeführt, damit der BN einen Einblick bekommt. Genehmigung durch die Brauerei Krieger und die Polizei wurden dazu eingeholt - damit alles seine Ordnung hat. Drei Jungstörche wurden dabei gezählt. Bräu Michael Sturm freut sich über die gefiederte Familie. Voraussichtlich Ende Juni werden die Kleinen flügge und die Familie verlässt das Nest.

Von was ernähren sich die Störche bis dahin? Ein Altvogel benötigt rund 500 Gramm am Tag, Jungstörche je nach Größe bis zu 1 200 Gramm. Störche fressen keineswegs nur Frösche. Ihre Nahrung ist sehr vielfältig und besteht aus Mäusen, Kleinsäugern, Regenwürmern, Insektenlarven, Käfern, Fischen, Amphibien, Reptilien und auch Aas, weiß Franz Meindl. Da Störche die Nahrung mit dem Schnabel nicht zerteilen können, wird die Beute im Magen der Elterntiere leicht vorverdaut und dann im Horst für die Jungen wieder ausgewürgt. Oft sieht man Störche hinter mähenden Traktoren her schreiten. Sie profitieren davon, dass viele Insekten aufgescheucht werden und dass Hasen, Mäuse und bodenbrütende Vögel dem Mähwerk zum Opfer fallen.

Rund 200 Hektar Fläche mit gutem Nahrungsangebot braucht ein Storchenpaar zur Aufzucht und Versorgung der Jungen. Bei schlechtem Wetter wird in Horstnähe, bis zu zwei Kilometer Entfernung, gesucht. Bei gutem Wetter sind es bis zu zehn Kilometer. Die Isar-Renaturierung und die Wiedervernässung des Königsauer Mooses kommt auch den Störchen zu Gute.

Bei Nahrungsknappheit droht allerdings Neststurz von Jungvögeln und Kannibalismus. Die Natur kennt keine Sentimentalitäten, weiß Meindl. Bei Weißstörchen passiert es hin und wieder, dass bei Nahrungsknappheit das Nesthäkchen von den Eltern aus dem Horst geworfen oder sogar aufgefressen wird. In Landau ist das bisher nicht passiert. Die bisherige Storchenchronik zeigt: 2018, zwei Jungstörche; 2019, gebrütet, aber kein Nachwuchs; 2020, drei Jungstörche und 2021, zwei Jungstörche.

Überwintert der Storch auf dem Mond ?

Bis ins 19. Jahrhundert gab der Storch den Menschen Rätsel auf. Wohin flog er im Herbst? Wo verbrachte er den Winter? Der deutsche Theologe, Philosoph und Naturforscher Albertus Magnus (1193-1280) war überzeugt, dass die Störche den Winter im Wasser verschlafen. Daneben kursierte die These, dass Meister Adebar womöglich auf dem Mond überwintert. Das Geheimnis um das Winterquartier des großen Vogels konnte schließlich durch eine makabre Entdeckung gelüftet werden: Am 21. Mai 1822 wurde auf einem Strohdach auf Gut Bothmer bei Kütz in Mecklenburg ein Weißstorch gefunden, in dessen Hals ein Pfeil aus dem zentralen Afrika steckte. Der Storch war mit diesem Pfeil im Hals die weite Strecke nach Deutschland zurückgeflogen. Mit diesem "Mecklenburger Pfeilstorch" wurde zum ersten Mal bewiesen, dass Weißstörche im Winter nach Afrika ziehen. Das Exemplar mit dem Pfeil ist noch heute im Museum des Zoologischen Instituts von Rostock zu bewundern.