Zurück zu den Wurzeln

Von der weiten Welt zurück in die Heimat


Einige junge Menschen verlassen ihre Heimat. Sie studieren, arbeiten oder ziehen zu Partnern. Viele kommen aber irgendwann wiede

Einige junge Menschen verlassen ihre Heimat. Sie studieren, arbeiten oder ziehen zu Partnern. Viele kommen aber irgendwann wieder.

Das Studium, Jobchancen oder die Liebe – es gibt viele Gründe, in jungen Jahren seine Heimat zu verlassen. Gerade in Niederbayern und der Oberpfalz haben viele Gegenden Probleme mit dem Wegzug junger Menschen. Einige Dörfer und Städte sterben regelrecht aus.

Dennoch kehren manche Menschen auch nach Jahren noch in ihre Heimat zurück. Wir haben uns mit Menschen unterhalten, die zwar andernorts schöne Erfahrungen gesammelt haben, aber gerne in den Ort zurückgekommen sind, in dem sie aufgewachsen sind. Was sie wieder nach Ostbayern verschlagen hat und ob sie den Schritt heute bereuen, erzählen sie hier.

„Ich habe mir einen Traum erfüllt“

Maßschneider Andreas Moller setzt Erfahrungen aus London in Weiden um

Andreas Moller.

Andreas Moller.

Um sich den Traum vom eigenen Label zu erfüllen, ist Andreas Moller von London nach Weiden zurückgekehrt. Der Maßschneider zog nach seiner Ausbildung und dem Besuch der Meisterschule in München in die englische Hauptstadt. Dort arbeitete er für die Modeikone Vivienne Westwood. Bald sei für ihn aber klar gewesen, dass er seine eigene Marke aufbauen will. „Und das ist im Ausland wesentlich schwieriger“, erklärt Moller.

Daher ging er zurück in die Oberpfalz, nach Weiden, wo Mollers Vater den Familienbetrieb, den es bereits seit 1882 gibt, in vierter Generation führte. „Mein Vater war damals fast 80, das war die letzte Chance, noch mal mit ihm zusammenzuarbeiten und etwas von seinen Erfahrungen mitzunehmen.“

Der Schritt zurück in die ländlichere Heimat vor etwa zwölf Jahren sei schwierig gewesen. Man sei ihm meist mit Unverständnis begegnet. „Freunde und Bekannte haben gefragt, ob ich es etwa in London nicht geschafft hätte“, erinnert sich der heute 48-Jährige. Niemand habe verstanden, warum er seine berufliche Zukunft in Weiden aufbauen wollte. „Das hat mich erst einmal erschüttert und mich ins Schwanken gebracht.“

Heute sagt Moller jedoch: „Ich habe mir damit einen Traum erfüllt.“ Ein offenes Atelier wie das in Weiden wäre in London schlichtweg nicht möglich gewesen. Außerdem sei die Oberpfalz mit ihrer schönen Natur und den niedrigen Lebenshaltungskosten ein angenehmer Ort zum Leben. „Aber man braucht auf jeden Fall Durchhaltevermögen und das Vertrauen auf sein eigenes Können“, so Mollers Fazit zu seiner Rückkehr in die Heimat.

Wenn das Heimweh wächst

Angela Idrizi kommt für die Familie aus Köln zurück nach Straubing

Angela Idrizi mit Partner.

Angela Idrizi mit Partner.

Im Jahr 2001 hat Angela Idrizi Straubing den Rücken gekehrt. „Ich hatte gerade eine Scheidung hinter mir und das Gefühl, dass Straubing einfach zu klein ist“, erklärt die heute 45-Jährige. Es verschlug sie nach Köln. In der Großstadt fand sie schnell eine neue Anstellung, traf ihren neuen Lebensgefährten und war glücklich. Trotzdem ist sie nun – etwa 17 Jahre später – nach Straubing zurückgekehrt.

„Das war eine ganz bewusste Entscheidung“, erzählt Idrizi. Im vergangenen Jahr erlitt ihr Vater einen Schlaganfall. Da wurde ihr klar: Köln ist zu weit weg, um sich um ihre Familie in Notsituationen kümmern zu können. „Man ist einfach nicht da, wenn irgendetwas passiert.“ In ihre Heimat zurückzukehren, ist für Idrizi daher eine Herzenssache. „Irgendwann ist das Heimweh eben größer als das Leben in Köln angenehm.“

Die Job- und Wohnungssuche gestaltete sich zwar beim Heimkehren schwieriger als beim Weggehen, doch schließlich haben Idrizi und ihr Lebensgefährte beides gefunden. Seit Juli haben sie ihren Lebensmittelpunkt in Niederbayern.

Während es für Idrizi ein Heimkommen ist, verlässt ihr Lebensgefährte seine Heimat. Er ist Kölner. „Es ist schon schwierig, aber wir haben diese Entscheidung gemeinsam getroffen“, erklärt Idrizi. Außerdem habe ihr Mann Probleme mit seiner Lunge – „und die Luft in Köln ist mit der in Straubing einfach nicht vergleichbar.“

Vor- und Nachteile

Tobias Bals gründete nach Jahren in Regensburg seine Firma in Viechtach

Tobias Bals.

Tobias Bals.

Das Arbeiten in einer ländlicheren Region hat seine Vor- und Nachteile“, findet Tobias Bals. Der 29-Jährige hat als selbstständiger Grafikdesigner seine eigene Firma „Pixeltypen“ in Viechtach (Kreis Regen). Dort ist er auch aufgewachsen und hat seine Ausbildung absolviert. Danach ist er nach Regensburg aufgebrochen, wo er als angestellter Grafiker arbeitete und nebenbei seinen Medienfachwirt absolvierte. Anschließend machte er sich selbstständig, blieb noch eineinhalb Jahre in Regensburg. „Aber ich hatte von Anfang an 60 bis 70 Prozent meiner Kunden in Viechtach“, erklärt Bals. Daher sei es nahe gelegen, wieder zurück in die Heimat zu gehen. Ein weiterer Vorteil: „In einer kleineren Stadt gibt es viel Mundpropaganda.“ Zwar gewinne man so leichter neue Kunden, allerdings spreche sich auch herum, wenn ein Kunde mal nicht so zufrieden war. Ob er anderen das Arbeiten in der Heimat empfehlen würde? „Das kann man nicht sagen, das muss jeder für sich wissen“, findet Bals. Es gebe Berufe, da sei es auf dem Land schwierig, Fuß zu fassen. Für die Heimat als Arbeitsplatz sprechen laut Bals die Miet- und Lebenskosten sowie die Natur und Freizeitmöglichkeiten. „Wenn man die Chance hat, seinem Job in der Heimat nachzugehen, sollte man das auf alle Fälle machen.“