Meinung

Holocaustgedenken

Es reicht nicht aus, ein "nie wieder" zu fordern


Bei einer Kundgebung für Israel in München hält eine Teilnehmerin ein Schild mit der Aufschrift "Ihr seid nicht allein. Keine Toleranz für Antisemitismus".

Bei einer Kundgebung für Israel in München hält eine Teilnehmerin ein Schild mit der Aufschrift "Ihr seid nicht allein. Keine Toleranz für Antisemitismus".

Im September 2023 habe ich mich über das Jüdischsein in Deutschland unterhalten - mit Nichtjuden. Ich betone das ungern. Und doch muss ich es machen, weil sie mir sagten, dass sie müde sind. Müde von der Erinnerungskultur. Was sie heute noch mit den Verbrechen der Nazis zu tun hätten, haben sie mich gefragt. "Ewig her", meinten sie. "Wird sicher kein zweites Mal passieren." Und mir scheint es, als hätten sie sich geirrt.

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3 Kommentare:


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Christian L.

am 26.01.2024 um 07:57

Das Gedenken an die Verbrechen der Nazis aufrecht zu erhalten finde ich absolut gerechtfertigt und auch dringend notwendig. Auf was ich aber auch bei der Erziehung meiner Kinder wert lege ist das es keinen "Schuldkult" geben darf. Wissen und moralische Verantwortung um das Geschehene ja, Schuld Nein. Der Grat ist nämlich verdammt schmal und wird gerne in der öffentlichen Diskussion überschritten.



Frank H.

am 27.01.2024 um 19:06

Persönliche Mitschuld am Geschehenen dürfte kaum noch jemand tragen. Aber wie ist es mit der Verantwortung dafür, dass Ähnliches nicht wieder passiert - bei uns, oder woanders auf der Welt ? Wir werden es nicht immer verhindern können, weil moderne Despoten den Holocaust zu einer genuinen Sache zwischen Nazideutschen und Juden abstempeln und jede Ähnlichkeit mit eigenem Verhalten leugnen. Aber wir sollten sie vielleicht doch fragen, ob sie wirklich unseren katastophalen Fehler wiederholen wollen. Ich meine, das wären wir den vielen Opfern und ihren Nachfahren doch irgendwie schuldig. Und es würde auch nicht schaden, wenn wir unseren Kindern diese Einsicht weitergeben.



Frank H.

am 25.01.2024 um 20:14

Hierzu habe ich selbst zwei geplatzte Träume. Den, daß Juden sich bei uns nicht nur sicher, sondern auch wieder wohl fühlen sollten. Und den, daß Deutschland die Lektion des dritten Reichs so gut verstanden hätte, daß jeder jederzeit ohne Sorgen faschistoide Tendenzen benennen dürfte - egal wo und in welcher Form sie sich zeigen.



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