Münchner Philharmoniker

Generalprobe für Asien


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Von Robert Braunmüller / TV/Medien

Generalproben für die Konzerte in Asien: Valery Gergiev, Juja Wang und die Philharmoniker im Gasteig

Gut zwei Wochen werden sie bald in Asien auf Tournee sein: die Münchner Philharmoniker mit ihrem Chefdirigenten Valery Gergiev. Und zahlreiche Stationen in Südkorea, China und Japan stehen auf dem Plan. Einen Teil der Reise wird der Autor dieser Zeilen begleitend beobachten und dann in der AZ darüber berichten. Die letzten beiden Konzerte in der heimischen Philharmonie brachten einige der Werke, die nun bald auch etwa in Seoul, Wuhan und Tokio präsentiert werden. Was also erwartet das asiatische Publikum, das ja als besonders klassikbegeistert gilt?

Interessant wird schon allein sein, ob die auffällig kollegiale Weise, mit der Gergiev und die Philharmoniker zusammen musizieren, dann auch in den fremden Sälen so in Szene gesetzt wird. Fast demonstrativ verzichtet Gergiev nicht nur auf den autoritätsgebietenden Taktstock, sondern auch auf das Dirigentenpodest, was im Publikum durchaus als besonders bemerkt wird.

Den Klangvorstellungen Gergievs angepasst

Selbst die nicht leicht zu koordinierende Symphonie Nr. 1 c-moll von Johannes Brahms leitet er, ohne erhöht postiert zu sein, quasi aus der Mitte der Musiker heraus. Im Gegensatz etwa zu Lorin Maazel, der stets eine gewisse Distanz wahrte, agiert Gergiev als Erster unter Gleichen.

Die Reaktionswege sind kurz, die Philharmoniker hat er quasi direkt in der Hand, sie folgen seinen spontanen, doch immer sinnvollen Tempo-Modifikationen in bemerkenswerter Vertrautheit. Bei heiklen Stellen kann sich der Chef allerdings auch blindlings auf Lorenz Nasturica-Herschcowici verlassen, der unter all den tüchtigen Konzertmeistern wohl der souveränste ist.

Die asiatischen Musikfreunde werden ein philharmonisches Orchester erleben, dessen Gruppen aufeinander hören und dessen Klangbild sich mittlerweile völlig den Vorstellungen Gergievs angepasst hat: Die Streicher wirken außerordentlich dicht, die Bläser treten weniger solistisch in Erscheinung als vielmehr geschlossen wie Orgelregister.

Den Solisten entgegenkommen

In der Symphonie Nr. 9 von Anton Bruckner ergibt sich statt einer bunten Farbenvielfalt eine in sich höchst differenzierte Skala von kräftigen Erd- und Grautönen. Hier wie auch in der Symphonie Nr. 1 von Gustav Mahler überzeugen organische, ja, zwingende Formverläufe, wie sie Gergievs Stärke sind, gerade bei symphonischen Kolossen wie diesen.

Deutlich wird in diesen Konzerten schließlich, dass Gergiev ein Begleiter ist, der den Wünschen und Bedürfnissen seiner Solisten großzügig entgegenkommt. Die chinesische Pianistin Yuja Wang kann im Klavierkonzert Nr. 2 von Johannes Brahms nicht nur eine unbändige Wucht ausbilden, wie sie angesichts solch einer zierlichen Person schier rätselhaft anmutet. Darüber hinaus leuchtet vor allem ihr Pianissimo zart und mischt sich auf das Schönste mit den kammermusikalisch präzise spielenden Philharmonikern. Das sind rosige Aussichten für die anstehenden Gastspiele.