Prinzregententheater

Eine Beethoven-Akademie mit Pierre-Laurent Aimard


Pierre-Laurent Aimard spielt in einem Boxring - allerdings nicht Beethoven.

Pierre-Laurent Aimard spielt in einem Boxring - allerdings nicht Beethoven.

Von Robert Braunmüller / TV/Medien

Isabel Mundry über die Beethoven-Akademie mit Pierre-Laurent Aimard und dem Gürzenich-Orchester im Prinzregententheater.

Die Plakate für dieses Konzert kündigen eine "Beethoven-Akademie" an, gespielt vom Gürzenich-Orchester Köln unter François-Xavier Roth und mit dem Pianisten Pierre-Laurent Aimard. Beethoven gibt es an diesem Abend natürlich auch. Aber eben nicht nur: Dafür bürgt der Solist, dem zwischen Bach und Stockhausen nichts zu schwierig ist. Was genau gespielt wird, soll eine Überraschung bleiben. So viel aber dürfen wir verraten: Auch Werke der Komponistin Isabel Mundry sind dabei.

AZ: Frau Mundry, was ist im Moment Ihr Lieblingsstück von Beethoven?
ISABEL MUNDRY: Die späten Streichquartette sind schon fantastisch. Für diese Werke empfinde ich eine große Hochachtung.

Die Komponistin Isabel Mundry.

Die Komponistin Isabel Mundry.

Wie wichtig ist Beethoven für Sie beim Komponieren?
Beethoven ist Geschichte, und die Geschichte prägt auch die Gegenwart. Jeder, der heute Musik schreibt und sich nicht nur für Atmosphären interessiert, sondern auch für Strukturen, kommt an Beethoven nicht vorbei. Aber ich muss zugeben, dass er für mein persönliches Komponieren nicht die wichtigste Größe ist. Das war eigentlich nie so.

Wer dann?
Mein Herz schlägt eher für die Alte Musik vor der Klassik und der Romantik. Zunehmend interessieren mich die Wahrnehmung des Hörens im Raum und die Präsenz und die Körper der Musiker und Hörer. Deshalb interessiert mich im Moment eher Musik, bei der Komponisten nicht im Zentrum stehen, wie etwa der Gregorianische Choral - eine hochkomplexe Struktur, deren Tradition aber im Unterschied zu Beethovens Musik mündlich weitergegeben wurde.

Trotzdem haben Sie für die "Beethoven-Akademie" eigens sogenannte Echo-Räume komponiert.
Das war eine Idee des Dirigenten François-Xavier Roth und seines Dramaturgen Patrick Hahn. Der Auftrag bestand darin, Lücken zwischen Beethoven und anderen Werken zu schließen.

Und wie muss man sich das vorstellen?
In den Zwischenräumen entwickelt sich eine Sogkraft zwischen dem, was war, und dem, was gleich kommt. Es ist das Umkreisen einer Schwelle. Ich habe gebeten, das mit einem Choreografen zu machen, weil die Orchestermusiker bei diesem Programm warten müssen, wenn Pierre-Laurent Aimard zwischen den Sätzen aus einer Beethoven-Symphonie oder Bernd Alois Zimmermanns "Photoptosis" Klaviermusik spielt.

Worin besteht die Choreografie von Jörg Weinöhl?
Es geht darum, Nebenphänomene von Musik wie das Ausatmen in die Wahrnehmung hereinzuholen. Aber das bleibt alles sehr diskret.

Könnte es sein, dass die Besucher von einer "Beethoven-Akademie" etwas anderes erwarten und daher womöglich schockiert sind?
Das könnte sein. Ich habe auch ein wenig kämpfen müssen, als Komponistin Beethoven in Drei-Minuten-Stücken zu kommentieren. Aber ich habe das Konzertpublikum in München von der musica viva her als sehr offen in Erinnerung. Leider kann ich selbst nicht im Prinzregententheater dabei sein, weil am gleichen Abend in Paris mein neues Konzert für Schlagzeug und Ensemble uraufgeführt wird.

Beethoven-Akademie mit Pierre-Laurent Aimard, Klavier, und dem Gürzenich-Orchester Köln unter François-Xavier Roth am Sonntag, den 16. Februar um 20 Uhr im Prinzregententheater. Karten von 38 bis 74 Euro unter Telefon 98 29 28 0