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"A Rainy Day in New York": Romantik als Liebesbeweis


Wo kommst Du denn her? Ashleigh (Elle Fanning) gesteht im Regenmantel eines Drehbuchautors ihrem Gatsby (Timothée Chalamet), dass sie jetzt doch keine Zeit für ihn hat. Die Szene wurde in der Bemelmans Bar im Carlyle Hotel in Upper East Side gedreht.

Wo kommst Du denn her? Ashleigh (Elle Fanning) gesteht im Regenmantel eines Drehbuchautors ihrem Gatsby (Timothée Chalamet), dass sie jetzt doch keine Zeit für ihn hat. Die Szene wurde in der Bemelmans Bar im Carlyle Hotel in Upper East Side gedreht.

Von Nina Caroline Zimmermann

Woody Allens charmante, witzige Komödie "A Rainy Day in New York" mit Timothée Chalamet und Elle Fanning.

Manchmal vernebelt Schlachtengetümmel, worum es eigentlich geht: den "neuen" Film von Woody Allen.

"WASP" - Woody Allens Summer Project nennen Freunde und Crew den verlässlichen jährlichen Dreh, weil es von Allan Stewart Konigsberg aus Brooklyn seit 1969 im Jahresrhythmus immer einen neuen Film gibt. Durch einen Kampf mit Amazon, angeheizt von der #MeToo-Debatte um Allen, hat es diesmal einen Stau gegeben. Es ging um 68 Millionen Dollar, die Allen vom Weltvertrieb haben wollte. Der Filmverleiher hatte sich vertragswidrig geweigert "A Rainy Day in New York" in den USA herauszubringen, nachdem die Vorwürfe, Allen hätte vor weit über 30 Jahren seine Tochter missbraucht, ohne neue Anhaltspunkte in den Medien wieder aufgeflammt waren.

Woody Allen: Europa bleibt ihm treu

Man einigte sich gerichtlich, und "A Rainy Day in New York" hat jetzt im weniger hysterischen Europa seinen um ein Jahr verspäteten Filmstart. Denn Woodys nächstes, 52. Regiewerk ist bereits in Spanien abgedreht und fertig. Europa bleibt dem New Yorker also treu. Aber mittlerweile hat der Jungstar von "A Rainy Day in New York", Timothée Chalamet, nachträglich beflissen politisch korrekt erklärt, er würde nicht mehr mit Woody Allen drehen. Andere schlossen sich an. Wieder andere erklärten sich mit Woody solidarisch nach dem richtigen Grundsatz: kein Rufmord aufgrund unbewiesener Vorwürfe.

"A Rainy Day in New York": Timothée Chalamet und Elle Fanning

Jetzt also muss man einfach mal durchatmen und auf die Leinwand schauen! Und da sieht man: erst einmal die klassische schwarze Vorspann-Leinwand mit der antiquierten weißen Schrift. Dazu läuft der Swing-Schlager "I Got Lucky in The Rain" von 1948. Und wirklich wird der reiche Jungschnösel Gatsby (Timothée Chalamet) am Ende herausfinden, mit welchem Frauentyp er wirklich glücklich werden kann: mit einer Frau, die einen Regentag eben nicht lästig und trüb findet, sondern romantisch.

Dafür hat Allen alle Inszenierungsregister gezogen, die sein Manhattan in märchenhafte Farben tauchen. Äußerlich intensivieren spätsommerliche Schauer die Farben im Central Park. Innerlich leuchten ehrwürdige Bars, Edelhotelzimmer und selbst die großen Stilmöbelwohnungen verlockender, wenn es außen regnet. Und es ist wieder das Upper-Class-Milieu, in dem Niederlagen eben doch durch Schönheit und Dekor gemildert werden.

Gatsby will seiner College-Liebe Ashleigh (Elle Fanning) sein New York zeigen. Das kluge Provinzmädchen aber bekommt die Chance, genau am geplanten Samstag den größten intellektuellen Regisseur (Liev Schreiber) für die Studentenzeitung zu interviewen.

"A Rainy Day in New York": Diego Luna, Jude Law und Selena Gomez

Beide hoffen, die Projekte in der Stadt unter einen Hut zu bringen. Aber als Ashleigh am Set vom größten Latin-Lover-Star (Diego Luna) verführt werden soll, sie in die Ehekrise des Drehbuchautors (Jude Law) verwickelt wird, der Regisseur ihr seine Schaffenskrise offenbart und abhaut, sie einen Coup wittert, da wird der Tag immer chaotischer, alkoholisierter, erotisch komplizierter.

Derweil trifft Gatsby auf der Odyssee durch sein Jugend-New-York die "kleine" Schwester (Selena Gomez) seiner ehemaligen High-School-Liebe und kommt hinter das - nicht gerade standesgemäße - Familiengeheimnis seiner Mutter. So ist am Ende zwar alles anders als geplant, aber eben auch viel wahrer und klarer.

Woody Allen: konservatives Frauenbild?

Kritikerinnen werfen Woody Allen ein konservatives Frauenbild vor, was aber hier gar nicht stimmt: Denn wie seit Jahrzehnten sind bei Allen wieder die Frauen die Aktiven, während Gatsby ein großstadtmelancholischer Träumer ist.

Der Anfangssong "I Got Lucky in The Rain" stammt aus dem Musical "As the Girls Go" - wie Frauen ticken. Genau das versucht Woody Allen schon immer herauszufinden. Und diesmal wieder auf charmante, witzige, altmodische, romantische Weise.

Kino: ABC, Solln, Mathäser sowie City (auch OmU), Monopol und Isabella (OmU), Museum (OV)

B&R: Woody Allen (USA, 92 Min)