[Frei]schreiben!

Schwiegersohn à la Chris Martin


Katja Scheibler ist ein großer Fan der Band "Coldplay".

Katja Scheibler ist ein großer Fan der Band "Coldplay".

Von Katja Scheibler

Mit ihrem fünften Studioalbum "Mylo Xyloto" tourt die britische Band "Coldplay" zurzeit durch Europa und beendete erst die Paralympischen Spiele 2012 in London. Von einem Olympiastadion ins nächste begeisterten die vier Jungs am vergangenen Mittwoch 55000 Zuschauer im Münchner Olympiastadion.

Nach den beiden Vorbands "Charlie XCX" und "Marina and the diamonds", die wegen des Regens unter einem Pavillon performten und uns die Wartezeit versüßten, war es endlich so weit: Nach drei Stunden als Eiszapfen in der Kälte begann um 21.15 Uhr endlich die Show von "Coldplay". Vom Pavillon war nichts mehr zu sehen, denn "Coldplay" machte, wie es sich für eine Rockband gehört "the rain and all that shit" nichts aus.

Auf den Leinwänden bewegten sich farbige Kreise und mit einem bunten Feuerwerksknall zu "Mylo Xyloto" eröffnete "Coldplay" ihre München Show 2012. Die Kulisse schien, so wie der Abend, einfach magisch zu sein - ganz wie im Paradies. Nach dem zweiten Lied "In my place" war die eisige Kälte schon längst vergessen, denn die Jungs um Frontmann Chris Martin heizten ihrem Publikum richtig ein. Neben ihren neuen Liedern wie "Charlie Brown" und "Hurts like heaven", gestaltete "Coldplay" ihre Show mit Liedern wie "Scientist", "Viva la vida", "Speed of sound" oder "Fix you" abwechslungsreich. Wenn man Chris Martins, Jonny Bucklands, Guy Berrymans und Will Champions Musik mal außen vor lässt, war das Highlight des Abends der Moment, als das ganze Stadion wie eine bunte Lichterkette anfing zu glitzern. Die Menge tobte, als unsere Armbänder in den Farben Weiß, Pink, Rot, Gelb, Blau und Grün leuchteten. Wir rechneten zwar mit einer außergewöhnlichen Show, aber ein solches Farben- und Lichterspiel hatte wohl niemand erwartet.

Vom Himmel regnete es während der Show bunte Papierschmetterlinge. Laserstrahlen schnitten immer wieder die Wolkendecke. Riesige rote, gelbe, grüne und blaue Luftballons flogen im Weltkugel-Look über die tanzenden Fans.

Bühne mitten im Publikum

Als sich Chris Martin nach eineinhalb Stunden bei seinen begeisterten Fans mit einem kurzen "Bye" verabschiedete und die Band in ihren schwarzen Van einstieg, konnten die Zuschauer es kaum glauben, dass der Zauber schon vorbei sei. Doch "Coldplay" wär nicht "Coldplay", wenn sie sich nicht den einen oder anderen Scherz mit ihren Fans erlaubten. Bereits nach 50 Metern kam der Van zum Stehen und Chris Martin wurde mit Taschenlampe durch das Publikum zu einer sehr kleinen und gut versteckten Bühne, mitten unter den Zuschauern, geführt. Die Massen applaudierten, als auch der Rest der Band die Bühne betrat. Wer nicht schon längst tanzte, stand spätestens zu diesem Zeitpunkt von seinen Plätzen auf. Mit einem "See you over there" rannte Chris Martin dann nach zwei Liedern wieder zurück zur Center Stage. Bei einem (Indie-)Rockstar wie Chris Martin ist es eine natürliche Sache, wenn eine Gitarre zu Bruch geht, und so flog Chris E-Gitarre einmal quer durch die Luft. Die 55000 Fans trugen mit einem Geburtstagsständchen für den Coldplay-Gitarristen Jonny Buckland einen kleinen Teil zur Show bei.

Nach zwei Stunden, pünktlich um 23 Uhr, verabschiedete sich die Band unter tosendem Applaus. Das Geheimnis um "Coldplay" ist, dass sie einen zum einen mit Liebesliedern wie "Warning sign" tief berühren, aber in einen auch die wilden Seiten wie in "Lost" hervorrufen.

Dieses Jahr räumte "Coldplay" den Brit Award in der Kategorie "Best group" ein. Einen Preis für die beste Bühnenshow hätten sich die Jungs an diesem Mittwoch in München auch verdient. Jedenfalls ging ihr Publikum "up in flames". Meine Mutter erwartet nach diesem Konzert nun einen Schwiegersohn à la Chris Martin - die Messlatte ist also hoch gesetzt.