Bayern

So sieht die Decke aus, die bei der Leiche lag

München - Als die Originaldecke neben der Leiche in der Felsspalte in einem Waldstück bei Kipfenberg gefunden wurde, waren es nur mehr ein paar halb verrotteter Fetzen.


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Von Ralph Hub

München - Als die Originaldecke neben der Leiche in der Felsspalte in einem Waldstück bei Kipfenberg gefunden wurde, waren es nur mehr ein paar halb verrotteter Fetzen. Nach einem Hinweis aus der Bevölkerung ist es jetzt gelungen, ein identisches Exemplar aufzutreiben.

Eine Frau aus Nordrhein-Westfalen ist im Internet auf einer Instagramseite gestoßen, auf der Tausende Decken zu sehen sind. Sie gab der Mordkommission in München einen Tipp, nachdem der 28 Jahre alte Mordfall in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY ungelöst" im Ende Februar nochmals aufgegriffen worden war.

Die Decke bei Instagram sieht tatsächlich so aus wie das Exemplar, das bei den sterblichen Überresten der 19-jährigen Schülerin aus München gefunden wurde und nun zunehmend in den Mittelpunkt der Ermittlungen rückt. Experten in den Kriminallaboren des Bayerischen Landeskriminalamtes haben die sichergestellten Deckenreste mit dem Vergleichsexemplar verglichen. Das Ergebnis ist eindeutig. "Die Decken sind identisch", sagte gestern Polizeisprecher Werner Kraus.

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Die Decke hat das Format zwei Meter auf 1,40 Meter. Das Material besteht zu 90 Prozent aus Polyacryl. Auf dem Etikett steht "Acryl Velours".

Auffallend ist neben den Blumenmustern in den Ecken ein in der Mitte abgebildetes junges Paar, das kniend Zärtlichkeiten austauscht. "Ein Motiv, an das sich bestimmt jemand auch nach so langer Zeit noch erinnern kann", hofft Werner Kraus. Die Decke könnte bereits in den 70er oder 80er Jahren hergestellt worden sein.

"Die Firma, die diese Decken produziert hat, existiert nicht mehr", sagt Werner Kraus. Die Vertriebswege von damals sind ebenso unklar, wie Ort und Zeitraum, in dem sie verkauft wurden. Das alles sind Details, die die Ermittler bei der Mordkommission derzeit zu rekonstruieren versuchen.

Die Polizei interessiert sich vor allem dafür, wer vor knapp 30 Jahren so eine Decke besessen hat. Sie könnte dem Täter gehört haben, oder zumindest jemandem aus seinem Umfeld.

Der Mörder hat die tote Sonja Engelbrecht, in Plastiktüten und Müllsäcken eingewickelt, im April 1995 in das abgelegene Waldstück bei Kipfenberg (Altmühltal) geschafft und dort in eine Felsspalte geworfen. Neben der Leiche lag die zusammengeknüllte Decke.

Auf der Decke wurden DNA-Spuren gefunden, die die Polizei eindeutig dem Täter zuordnet. Allerdings ergab ein Abgleich mit bereits gespeicherten Daten im Polizeicomputer keinen Treffer (AZ berichtetei).

Bei der Polizei sind nach der Sendung "Aktenzeichen XY ungelöst" inzwischen über 280 Hinweise aus der Bevölkerung eingegangen. "Sie werden alle akribisch überprüft, jedem Einzelnen wird nachgegangen", betont Werner Kraus.

Eine heiße Spur oder gar ein Hinweis auf einen konkreten Tatverdächtigen hat sich bisher noch nicht ergeben. Doch das könnet sich nun ändern, wenn das Rätsel der verrotteten Decke aus der Felsspalte endgültig gelöst ist. Die Polizei glaubt, dass sich der Mörder in der Nähe von Kipfenberg auskennt, dort gelebt, gearbeitet oder vielleicht Urlaub gemacht hat.

Mordermittler im Fall Sonja Engelbrecht identifizieren die blauschwarze Decke mit dem auffallenden Design. Sie könnte den Täter überführen