Bayern

Jetzt also doch: Der Rettungsplan für die Blue Lane der IAA

Statt auf dem Standstreifen soll die Umweltspur auf der linken Spur sein. Doches gibt Bedenken.


Von Christina Hertel

Eine Umweltspur auf der Autobahn, auf der nur emissionsfreie Fahrzeuge, Fahrgemeinschaften, Taxen und der ÖPNV fahren dürfen, wurde 2021 zum ersten Mal in Deutschland während der IAA getestet. "Blue Lane" hieß der Versuch. Bis gestern sah es so aus, als würde es keine Wiederholung geben. Denn das Mobilitätsreferat lehnte dies ab.

Doch der Stadtrat ließ nicht locker. SPD und Grüne beantragten gestern im Mobilitätsausschuss gemeinsam, dass die Stadt die Blue Lane doch unterstützen soll - wenn die Autobahn GmbH die Blue Lane einrichtet. Sie soll auf der A94 zwischen Messe München und Einsteinstraße liegen, allerdings auf dem linken Fahrstreifen statt wie 2021 auf dem Standstreifen.

SPD-Verkehrsexperte Nikolaus Gradl freut, dass sich nun doch eine Mehrheit im Stadtrat gefunden hat, die die Blue Lane unterstützt. So wie in Amerika sollen Fahrgemeinschaften schneller am Stau vorbei in die Stadt fahren können, sagt er.

Grünen-Stadträtin Gudrun Lux äußert sich skeptischer: "Es hängt an der Autobahndirektion", meint Lux. Bisher habe die eine Blue Lane auf der linken Spur abgelehnt. Tatsächlich zitiert das Mobilitätsreferat in seiner Beschlussvorlage die Bedenken der Autobahngesellschaft so: Eine Reduzierung der Kapazität sei mit einer erheblichen Staubildung verbunden.

Doch von vornherein will die Autobahn GmbH die Blue Lane auf der linken Spur nicht ablehnen, betont deren Sprecher Josef Seebacher. Allerdings gehe er davon aus, dass die Stadt mit einem Verkehrsgutachten nachweisen kann, dass es keine negativen Folgen für den Verkehr gibt.

Auch die Rettungsdienste müssten zustimmen. Und zu guter Letzt müsse die Stadt die Finanzierung klären.

2021 habe es etwa 800.000 Euro gekostet, die Schilder auf dem Standstreifen für den Verkehrsversuch aufzustellen. Damals haben sich laut dem Autobahnsprecher Messe, Freistaat und die Autobahngesellschaft die Kosten geteilt.

Allerdings gehörte die Gesellschaft damals noch dem Freistaat. Jetzt handelt es sich um eine Bundesgesellschaft. Und der Bund habe es bereits abgelehnt, Kosten für die Blue Lane zu übernehmen.

Die Stadt müsste den Verkehrsversuch also wohl selbst bezahlen. Die Schilder auf der linken Fahrspur aufzustellen sei außerdem komplexer als auf dem Standstreifen.

Grünen-Stadträtin Gudrun Lux hält einen Verkehrsversuch 2025 für realistischer. Dass es den für mindestens drei Monate geben soll, beschloss auch die SPD mit. Die Umweltspur könnte dann zum Beispiel auf A 96 bei Freiham, auf Teilen des Mittleren Rings, des Frankfurter Rings oder auf einer Isarquerung liegen.

Genaue Spuren müssten aus Lux Sicht allerdings Verkehrswissenschaftler benennen. Sie würde sich wünschen, dass der Verkehrsversuch dann sogar ein ganzes Jahr lang dauert. Schließlich werde die Spur im Winter womöglich anders genutzt als im Sommer.

Knackpunkt ist auch, wie die Stadt überhaupt kontrollieren soll, ob auf der Umweltspur tatsächlich bloß Autos mit mehreren Insassen fahren. "Wir müssen Dinge einfach ausprobieren, aus Fehlern lernen, Konzepte anpassen", findet Lux.