Bayern

Führerschein oder Parklizenz: So digital ist die Stadtverwaltung

Führerschein, Parklizenz oder die Geburtsurkunde können Münchner schon heute online beantragen. Das KVR will dieServices ausbauen.Das ist alles geplant.


Von Christina Hertel

München - Es gibt Dinge, die versteht selbst ein Oberbürgermeister nicht. So geht es Dieter Reiter (SPD) bei der Frage, warum man für einen neuen Personalausweis gleich zweimal aufs Amt muss. Einmal, um ihn zu beantragen und noch einmal um ihn abzuholen. Dafür verantwortlich sei nicht das Rathaus, sondern der Gesetzgeber. "Wir könnten besser sein, dürfen aber nicht", meint Reiter.

Trotzdem kann man in München viele Anträge daheim am Computer erledigen. Heuer soll noch mehr dazu kommen. Gemeinsam mit der KVR-Chefin Hanna Sammüller-Gradl und der IT-Referentin Laura Dornheim (beide Grüne) stellte der OB gestern vor, was geplant ist.

Momentan können die Münchner 102 Anliegen online abwickeln. Die Liste reicht von der Meldebescheinigung über den Anwohnerparkausweis. Wer sein Auto an-, um- oder abmelden will, kann das online tun. Auch verschiedene Urkunden kann man im Internet bestellen. Seit Dezember können Unternehmer ihr Gewerbe online an-, um- oder abmelden.

Allerdings habe eine Bürgerbefragung ergeben, dass viele davon nichts wissen, sagt Sammüller-Gradl. Sie sieht es deshalb als ihre Aufgabe, mehr dafür zu werben.

Außerdem kommen im Laufe des Jahres mehr Angebote dazu. Es soll bald möglich sein, den Wohnsitz komplett digital anzumelden. Auch im Bereich Führerschein soll mehr digital funktionieren. Momentan können Münchner ihren Führerschein von zu Hause aus beantragen und umschreiben. Dazu kommt dieses Jahr laut Sammüller-Gradl zum Beispiel die Umschreibung von einem ausländischen Führerschein auf einen deutschen.

Auch Ausländer sollen sich bald bei mehr Fragen den Gang ins KVR sparen können. Bereits heute kann man viele Dienste rund um die Aufenthaltserlaubnis online erledigen - etwa einen Familiennachzug beantragen. Dazu kommt 2023 zum Beispiel das Verfahren für einen Aufenthaltstitel für alle, die eine Ausbildung in München beginnen.

Im IT-Referat gibt es für die Digitalisierung der Bürgerdienste eine eigene Abteilung mit 75 Mitarbeitern, schildert Laura Dornheim. Ihr Team will den Münchnern zur Landtagswahl einen neuen Service anbieten: einen Chatbot, also ein Dialog-System, das automatisch durch Künstliche Intelligenz einfache aber häufiggestellte Fragen rund um die Wahl beantwortet. Zum Beispiel, wo sich das nächste Wahlbüro befindet oder was man tun muss, wenn man die Wahlbenachrichtigung verschlampert hat. Komplexere Fragen werden Mitarbeiter beantworten, sagt Dornheim.

Sie und Sammüller-Gradl wünschen sich noch mehr. Vorstellbar ist für die beiden, künftig Kirchenaustritte online zu erledigen. Aber da stehen Gesetze im Weg. Sie habe deshalb Kontakt mit dem bayerischen Digitalministerium aufgenommen, sagt Sammüller-Gradl.

Angst, dass im KVR bald niemand mehr persönlich ansprechbar ist, soll keiner haben. Für alle, die sich mit Computer und Internet schwer tun, sollen die Mitarbeiter weiterhin da sein, das betonten alle. Trotzdem könnten die zwei Millionen Kundenkontakte, die das KVR momentan hat, bald etwas weniger werden.