SET - Schüler entdecken Technik

Lötkolben statt Füller


Anstatt ihren freien Nachmittag zu genießen, kommen Constantin (links) und Luca in den Werkraum, um Technik zu entdecken.(Fotos: ker)

Anstatt ihren freien Nachmittag zu genießen, kommen Constantin (links) und Luca in den Werkraum, um Technik zu entdecken.(Fotos: ker)

Von Kerstin Weinzierl

Mitterdorf im Landkreis Cham. Dienstagnachmittag, 13.15 Uhr: Lisa und Melanie haben Füller gegen Lötkolben getauscht. Vor ihnen liegen keine Mathe- oder Deutschhefte, sondern Gipskartonplatten, Widerstände, Leuchtdioden und Transistoren. Obwohl der Schultag für die beiden Viertklässlerinnen schon längst zu Ende wäre, bleiben sie freiwillig in der Schule. "Das macht so richtig Spaß!", schwärmt Lisa, während sie gerade mit Lötkolben und Löt-Zinn hantiert.

Es ist die Grundschule Mitterdorf im Landkreis Cham, an der das Lernen so viel Spaß macht, dass eine komplette vierte Klasse ihren freien Nachmittag im Werkraum verbringt. Die Grundschule gehört zu den 35 Schulen in Bayern, die kürzlich in München von Kultusstaatssekretär Bernd Sibler als "MINT-freundliche Schule" ausgezeichnet worden sind. "MINT" steht für Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik. Genau für diese Fächer sollen die Schüler durch eine Vielzahl interessanter Angebote begeistert werden.

Lisas und Melanies Forscherdrang ist schon längst geweckt. Vor ihnen liegt heute ein Bausatz für einen Wechselblinker. Den Umgang mit dem Lötkolben haben sie bereits gelernt, als sie die Anfangsbuchstaben ihres Namens auf eine Platine löten durften. Auch beim Bau einer Taschenlampe haben sie Erfahrungen im Löten gesammelt. Warum sie an ihrem freien Nachmittag in der Schule sitzen? "Ich will auch mal Technikerin werden, wie Mama und Papa. Mir macht das einfach Spaß", meint Melanie. "Und ich will vielleicht mal zu BMW", blickt Lisa in die Zukunft.

Auch die Jungs sind von dieser Art von Unterricht fasziniert: Löten, Lesen von Schaltplänen, die Größen von Widerständen bestimmen, die Funktionsweise von LEDs kennenlernen. "Es macht Spaß, so viel auszuprobieren. So was könnte man viel öfter machen, statt Mathe und Deutsch zum Beispiel!", schlägt Constantin vor. Und sein Freund Luca ergänzt: "Man muss nur aufpassen, dass man sich die Finger nicht verbrennt. Mir ist das schon dreimal passiert!"

Angeleitet werden die Kinder übrigens nicht von Lehrern, sondern von den Azubis Michael und Patrick. Die beiden absolvieren derzeit ihre Lehre bei der Firma Stangl, einem ortsansässigen Unternehmen, das die Schule als Sponsor für das MINT-Projekt "SET - Schüler entdecken Technik" gewinnen konnte. Mit ihnen zusammen bauen die Schüler an insgesamt sechs Nachmittagen funktionierende Geräte wie Taschenlampen oder Kojak-Sirenen, die sie mit nach Hause nehmen dürfen. "Meine Taschenlampe funktioniert immer noch", erzählt Constantin voller Stolz.

Jenny und Sabrina freuen sich schon auf nächste Woche. Da wird dann nichts zusammengebaut, sondern auseinandergenommen: Die Schüler bekommen einen Einblick in das Innenleben eines Computers. Bleibt zu hoffen, dass der Forscherdrang der Kinder anschließend so weit gestillt ist, dass sie nicht an den Computern zu Hause weiterforschen müssen.

Heute wird ein Wechselblinker gebaut. Lisa (links) und Melanie wissen inzwischen, wie man mit dem Lötkolben umgeht.

Heute wird ein Wechselblinker gebaut. Lisa (links) und Melanie wissen inzwischen, wie man mit dem Lötkolben umgeht.