Vogl, Brandt und Eder als tragende Säulen

Alle Spieler der Straubing Tigers in der Einzelkritik


Team-Timeout bei den Straubing Tigers: Nach einer außergewöhnlichen Saison ist es Zeit für die Bilanz - und die Frage: Wer darf

Team-Timeout bei den Straubing Tigers: Nach einer außergewöhnlichen Saison ist es Zeit für die Bilanz - und die Frage: Wer darf bleiben, wer soll gehen?

Von Redaktion Sport

Eine außergewöhnliche Spielzeit unter schwierigen Corona-Bedingungen ist nach sehr zähem Beginn für die Straubing Tigers doch recht zufriedenstellend zu Ende gegangen. Im Playoff-Viertelfinale gegen Mannheim stand das Team von Cheftrainer Tom Pokel kurz vor einer Sensation. Im Rückblick lässt sich festhalten, dass bezeichnender Weise drei deutsche Akteure die tragenden Säulen des Teams waren und nicht, wie in den Vorjahren, hochgelobte und meist hochbezahlte Kontingentspieler.

Torhüter Sebastian Vogl, Top-Verteidiger Marcel Brandt und Nationalspieler Andreas Eder verdienten sich Bestnoten, viele andere vermeintliche Leistungsträger hingegen blieben weit hinter den Erwartungen zurück, beziehungsweise zahlten ihrem fortgeschrittenen Alter Tribut. Aus diesem Grund werden die Veränderungen im Kader gewaltig ausfallen, sieben Abgänge stehen offiziell bereits fest, weitere werden folgen. Nachfolgend alle Akteure aus dem Kader der Tigers in der Saison 2020/21 in der Einzelkritik.

Torhüter

Mat Robson: Machte seine besten Spiele in der Vorbereitung. Danach verlor der junge Kanadier das Duell um die Startposition schnell und war später auch verletzungsbedingt lange raus. Konnte sich nicht empfehlen. Seine statistischen Werte (neun Einsätze, Fangquote 86,14 Prozent, Gegentorschnitt 3,61) sagen alles.

Tendenz: Kein Thema mehr, Abschied schon offiziell verkündet.

Sebastian Vogl.

Sebastian Vogl.

Sebastian Vogl: Neben Marcel Brandt und Andy Eder die dritte große Säule in den Reihen der Tigers. Stark wie zuletzt 2013/14 in Wolfsburg – kaum Fehler, stets ein sicherer Rückhalt und Punktegarant. Fangquote in der Hauptrunde von 91,90 Prozent, Gegentorschnitt 2,22 – vier Shutouts auswärts!

Tendenz: Vertrag ist schon verlängert worden.

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Starker Spieler, oft unbeherrscht: Sena Acolatse.

Verteidiger

Sena Acolatse: Weder defensiv noch offensiv so stark wie im herausragenden Vorjahr. Wurde in Zeiten der Personalnot in die Offensive gestellt und punktete als Stürmer. Insgesamt aber mehr als solide und immer dann sehr gut, wenn er diszipliniert gespielt hat.

Tendenz: Erhält (etwas überraschend) keinen neuen Vertrag mehr.

Marcel Brandt: Als Nationalspieler inzwischen unter den stärksten Verteidigern der Liga angekommen. Nimmermüder Dauerläufer und Antreiber. Trotz der deutlich verkürzten Spielzeit stellte er sowohl in punkto Saisontore (9) als auch bei den Vorlagen (20) neue persönliche Bestmarken auf! Mit knapp 22 Minuten im Schnitt (pro Spiel) sammelte er dazu noch die meiste Eiszeit aller Tigers-Akteure und hatte mit +18 zudem die mit Abstand beste Plus/Minus-Bilanz der Niederbayern.

Tendenz: Hat Vertrag bis 2023.

Stephan Daschner: Lange verletzt, konnte auch er bei weitem nicht herankommen an die Werte der beiden vergangenen Spielzeiten. Läuferisch und physisch nach wie vor ein Leistungsträger, wenn er fit ist.

Tendenz: Hat noch Vertrag bei den Tigers.

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Fredrik Eriksson hat seinen Abschied schon offiziell verkündet.

Fredrik Eriksson: Vorbereitung und Saisonstart fielen einer Quarantäne zum Opfer. Danach ging es für den 37-Jährigen noch kurz in die Heimat. Erst ab Februar wieder (fast) der Alte, wenn auch nicht mehr so torgefährlich.

Tendenz: Abschied schon offiziell verkündet.

Brandon Gormley: Hinter Brandt sammelte der ehemalige NHL-Erstrundenpick die zweitmeiste Eiszeit im Team. Anfangs noch mit Anpassungsproblemen, spielte er später seine Erfahrung und Übersicht aus. In der Endphase der Saison hinter Brandt auch leistungsmäßig zweitbester Defender im Team.

Tendenz: Hat gut dotierte Angebote aus dem Ausland, wird die Tigers verlassen.

Adrian Klein: Kaum jemand hatte dem Küken im Team mit 17 Jahren den Sprung in Liga eins schon zugetraut. Defensiv mit (altersbedingten) Schwächen/Fehlern, die ihm verziehen wurden. Hat sein Potenzial angedeutet und erhielt das Vertrauen von Trainer Tom Pokel.

Tendenz: Hat einen langfristigen Vertrag in Straubing.

Benedikt Kohl.

Benedikt Kohl.

Benedikt Kohl: Solide, unauffällig, die Zuverlässigkeit in Person. Im Gegensatz zur Vorsaison war er offensiv aber gar kein Faktor mehr. Dafür konnte er seine Plus/Minus-Bilanz kräftig aufbessern.

Tendenz: Ist vertraglich noch gebunden.

Benedikt Schopper: Vor dem eigenen Gehäuse zumeist eine Bank, im Spiel nach vorne wie gewohnt kein Faktor. Der Routinier steht nach wie vor für seine Physis und die unangenehme Arbeit in der Defensivzone.
Tendenz: Wird den Club wohl verlassen, will aber eventuell unterklassig weiterspielen.

Stürmer

Chase Balisy: Der Center tauchte wie schon in seiner ersten Spielzeit zu oft ab. Besonders in Saisonhälfte eins verlor er auch zu viele Zweikämpfe. Danach solider und mit dem Auge für mögliche Abpraller. Mit 19 Scorerpunkten immerhin fünftbester Punktesammler im Team.

Tendenz: Noch offen, ein Kandidat für eine Vertragsverlängerung.

Marco Baßler.

Marco Baßler.

Marco Baßler: Der junge Landshuter hat in dieser Spielzeit wieder einen Sprung gemacht. Läuferisch und kämpferisch gut, das Spielverständnis und das Zweikampfverhalten muss sicher noch besser werden. Ein Mann für die Zukunft.

Tendenz: Hat einen langfristigen Vertrag bei den Tigers.

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Tigers-Top-Scorer und bester Torschütze der Straubinger: Andreas Eder.

Andreas Eder: Die Rolle des Loibl-Ersatzes trauten ihm die Wenigsten zu, aber am Ende der Hauptrunde war er teaminterner Top-Scorer (33 Punkte) und bester Torschütze der Tigers. Läuferisch überragend, körperlich stark und mit viel Zug zum Tor – in manchen Situation etwas eigensinnig.

Tendenz: Hat noch ein Jahr Vertrag in Straubing.

Kael Mouillierat: Zweibester Torschütze (13 Treffer) im Team, hart im Zweikampf und vor allem dann stark, wenn es vor dem gegnerischen Tor zur Sache geht. In manchen Spielen ist er zwar regelrecht abgetaucht, insgesamt aber für einen Ausländer mit soliden Leistungen.

Tendenz: Der Vertrag ist nicht verlängert worden.

Corey Tropp: Konnte als Nachverpflichtung die Erwartungen nicht ganz erfüllen. Stark im Zweikampf und an der Bande, läuferisch solide, aber seine Effektivität ließ mitunter zu wünschen übrig. Kam in 27 Spielen der Hauptrunde aber immerhin auf 19 Scorerpunkte.

Tendenz: Zukunft offen, wohl ein Kandidat für eine Vertragsverlängerung.

Tim Brunnhuber.

Tim Brunnhuber.

Tim Brunnhuber: Kein Vergleich zum Vorjahr, als der Stürmer den Sprung ins Nationalteam schaffte. Meist in hinteren Reihen eingesetzt, aber beim Trainerteam auch in Unterzahl gesetzt. Offensiv (nur ein Saisontor) aber insgesamt zu harmlos und ohne das nötige Glück.

Tendenz: Hat noch zwei Jahre Vertrag bei den Tigers.

Mitch Heard: In Fankreisen beliebt, aber letztlich als Kontingentspieler zu schwach (sechs Punkte in 17 Spielen und -9 in der Plus/Minus-Statistik). Dank seiner nickeligen Spielweise wertvoll, sein unrühmlicher Abgang hinterließ aber einen faden Beigeschmack.

Tendenz: Eine Rückkehr nach Straubing ist eher unwahrscheinlich.

Travis James Mulock: Stets engagiert und vor allem in Unterzahl war der Routinier „eine Bank“. Trotz seines Alters (36) läuferisch immer noch auf Augenhöhe und insgesamt als Teamplayer sehr wertvoll.

Tendenz: Abschied steht offenbar bevor, wird von seinem Agenten in der Liga angeboten.

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War das letzte Mal für die Tigers am Eis: Jeremy Williams.

Jeremy Williams: Kein Vergleich zu überragenden Vorjahren mit regelmäßig 20 bis 30 Saisontoren. Nach schwachem Saisonauftakt im Endspurt aber sehr engagiert und im Abschluss verbessert. Wollte gegen Ende seiner Karriere offenbar noch einmal sein wahres Gesicht zeigen.

Tendenz: Abschied/Karriere-Ende, wenngleich der Trainer zuletzt sehr angetan von seinen Leistungen war.

Mike Connolly: Zuletzt immer einer der Besten im Tigers-Team, in dieser Saison aber völlig von der Rolle und mit unerklärlichen Schwächen. Angesichts dieser Umstände ging er mit sich selbst hart ins Gericht. Dann kam auch noch eine (schwere) Verletzung dazu, die ihn aus der Bahn warf.

Tendenz: Hat noch ein Jahr Vertrag in Straubing, könnte zudem einen Antrag auf Einbürgerung stellen.

Antoine Laganière: Nicht mehr so dominant wie im Vorjahr, dennoch für Straubinger Verhältnisse ein Top-Mann. Spielerisch und läuferisch eine Augenweide, vor dem gegnerischen Tor fehlt aber oft der letzte Biss. Mit 26 Scorerpunkten in der Hauptrunde nach Andy Eder zweitbester Angreifer im Team.

Tendenz: Sicher ein Kandidat für eine Vertragsverlängerung, wollte allerdings schon im Vorsommer ein berufliches Angebot in der freien Wirtschaft annehmen.

Nick Latta: Als Viertreihen-Stürmer geholt, füllte der Angreifer seine ihm zugedachte Rolle voll aus. Stets engagiert und auch mit Drang zum Tor, in der Rückwärtsbewegung aber doch mit einigen Schwächen.

Tendenz: Wird nächste Saison für die Blue Devils Weiden in der Oberliga Süd auf dem Eis stehen.

Sandro Schönberger: Ein Kämpfer vor dem Herrn. Sein Wort hat innerhalb und außerhalb der Kabine Gewicht. Fit aus dem Sommer gekommen und stark in die Saison gestartet, dann aber durch eine Hüftverletzung lange außer Gefecht gesetzt. Gab in der Endphase alles für die Mannschaft.

Tendenz: Vertragsverlängerung mit den Straubing Tigers ist bereits verkündet worden.

Sven Ziegler: Im Vorjahr in Überzahl gesetzt und als regelmäßiger Torschütze gefeiert, kam er in dieser Spielzeit teilweise überhaupt nicht in die Spur und enttäuschte deshalb. Der Wille war ihm aber keinesfalls abzusprechen.

Tendenz: Vertrag wird nicht verlängert, ist schon als Abgang verkündet worden – Nürnberg soll Interesse zeigen.