Wirtschaft

In der Preisfalle: Warum wird alles teurer?

Alles wird teurer - aber warum eigentlich? Manches lässt sich nicht rechtfertigen, sagen Experten. Wie man sich schützen kann.


Ist das Produkt schon wieder teurer geworden? Die Packung kleiner, der Inhalt weniger? Viele Kunden fühlen sich betrogen.

Ist das Produkt schon wieder teurer geworden? Die Packung kleiner, der Inhalt weniger? Viele Kunden fühlen sich betrogen.

Von Martina Scheffler

Die Inflation steigt, die Kaufkraft sinkt - aber dass so manche Preiserhöhung nicht mit gestiegenen Energiepreisen oder anderen stichhaltigen Gründen zu rechtfertigen ist, haben Untersuchungen schon gezeigt.

Auch der Verbraucherzentrale Bayern sind solche Fälle bekannt. "Wir haben viele Beschwerden", sagt Daniela Krehl, Fachberaterin im Referat Lebensmittel und Ernährung, der AZ. "Viele vermuten, dass Unternehmen die Situation ausnutzen."

Dazu zählt die Expertin etwa Fälle, in denen Brot bereits "so extrem teuer geworden ist, als die Erhöhung der Energiekosten noch nicht angekommen sein konnte", oder Preiserhöhungen von Marmelade, die noch auf der Ernte vom letzten Jahr beruht. Beschwerden erreichten die Verbraucherschützer auch, weil Kassenpreise anders lauteten als die Preisangaben am Regal - dort waren sie niedriger, berichtet Krehl.

Durch die "extreme Dynamik" bei der Preisentwicklung seien zwar auch menschliche Fehler möglich, aber dennoch: Vorkommnisse wurden bei Handelsunternehmen häufig genannt, vielleicht stecke mitunter doch System dahinter, vermutet die Expertin.

Nicht nur das Misstrauen wächst. Ein weiterer Effekt der stark gestiegenen Lebensmittelpreise: Für viele sei eine gesunde Ernährung eigentlich nicht mehr möglich, sagt Krehl. Gerade Obst, Gemüse und Vollkornprodukte seien teurer geworden. Wer da zu günstiger Discounterware greift, muss aber ebenfalls mit erhöhten Preisen rechnen. Im Vergleich zu Markenprodukten haben "No-Name"-Artikel sogar eine stärkere Preissteigerung erfahren, sagt Krehl.

Was können Verbraucher tun, die sparen müssen? Die Expertin rät dazu, Grundpreise zu vergleichen. Dies sei hilfreich bei unterschiedlichen Packungsgrößen. Dabei muss man mitunter ganz schön rechnen: Mal sind Preise pro 100 Gramm angegeben, mal pro Kilogramm, mal pro Stück oder Einheit.

Ein weiterer Tipp von Krehl: Obst und Gemüse am Abend kaufen, dann seien sie günstiger. Auch Produkte mit nahendem Mindesthaltbarkeitsdatum würden oft zu reduzierten Preisen angeboten. Was ebenfalls helfen kann: die gute alte Einkaufsliste. Wer genau weiß, was er braucht, gerät seltener in Versuchung, Unbenötigtes mitzunehmen.

Der Sozialverband VdK rät, selbst zu kochen und möglichst einen Speiseplan für die ganze Woche zu entwerfen. Obst und Gemüse sollten außerdem saisonal gekauft werden - also kein Spargel im Herbst.

Erst im Januar hatte die Vorsitzende des Bundesverbands der Verbraucherzentralen, Ramona Pop, eine Übergewinnsteuer auch für die Lebensmittelbranche ins Gespräch gebracht. Eine gute Nachricht gab es am Freitag: Aldi, Kaufland und Norma senkten die Preise für gemahlenen Kaffee und ganze Bohnen deutlich. Edeka, Rewe, Penny und Netto kündigten an, dem zu folgen.