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Mon dieu, Tuchel

Der Bayern-Trainer hadert nach dem Viertelfinal-Aus gegen Manchester City mit dem Rasen in der Arena, vor allem aber mit dem französischen Schiedsrichter Clément Turpin. "Der Referee war Note 6!"


Referee Turpin verbannt Wüterich Tuchel auf die Tribüne.

Referee Turpin verbannt Wüterich Tuchel auf die Tribüne.

Von Patrick Strasser

München - Der erste Neuzugang für die kommende Saison steht beim FC Bayern. Um dabei handelt es sich nicht um Mittelfeldmann Konrad Laimer, den Wunschspieler von Julian Nagelsmann. Der Österreicher wird zeitnah unterschreiben. Ein anderer Deal hatte seit Kurzem absolute Priorität.

Peter Sauer beginnt seine Arbeit in München am 1. Mai. Peter wer? Sauer (50) war seit 2015 hauptverantwortlicher Greenkeeper beim VfL Wolfsburg und sorgte dafür, dass der Verein aus Niedersachsen in den letzten Spielzeiten mehrfach den DFL-Titel "Pitch of the year", also Rasen des Jahres, gewann.

Nach dem Champions-League-Aus mit dem 1:1 im Rückspiel beklagte sich Trainer Thomas Tuchel über den Rasen, sagte: "Zwei Dinge haben dem Niveau des Spiels nicht den nötigen Rahmen gegeben: Die Platzverhältnisse und leider der Schiedsrichter. Der Schiedsrichter war Note 6!- von der ersten Minute, von der ersten Entscheidung an."

Das mit dem Rasen haben die Bayern selbst in der Hand, die Schelte für Clément Turpin ist aus Sicht eines enttäuschten Verlierers verständlich, aber wohl auch ein Ablenkungsmanöver. In der 86. Minute war Tuchel wegen wiederholten Reklamierens ob der seiner Meinung nach einseitigen Zweikampfauslegung vom sehr strengen Schiedsrichter mit Gelb-Rot auf die Tribüne geschickt worden, wird damit beim ersten Champions-League-Spiel der kommenden Saison gesperrt sein. Er musste sogar zurückgehalten werden. Torwarttrainer Michael Rechner hatte schon in der ersten Halbzeit Gelb gesehen. Unterstützung erhielt Tuchel von Ex-Nationalspieler Michael Ballack, der als DAZN-Experte sagte: "Der Schiedsrichter war mit der schwächste Mann." Weitere Ex-Profis kritisierten Referee Turpin. "Zwei Elfmeter, die niemals ein Elfmeter hätten sein dürfen. Ich hasse das", schrieb etwa Ex-Bayern Profi Mats Hummels, aktuell beim BVB.

Hilft alles nichts. Tuchel haderte mit dem Aus gegen Manchester City, sagte geknickt: "Wir hatten sie in beiden Spielen am Haken", seine Mannschaft "mit der besten und formstärksten Mannschaft Europas komplett auf Augenhöhe". Klar fehlte das Spielglück - aber eben auch viel mehr. Dass Tuchel wie einst 1991 der damals komplett überforderte Sören Lerby nur zwei seiner ersten sechs Spiele in Verantwortung gewonnen hat, schlägt allen auf den Magen. "Wir sind total überzeugt, dass wir mit Thomas früher oder später wieder dort sind, wo wir alle hin wollen - ganz nach oben. Auch in Europa", so Vorstandsboss Oliver Kahn.

Vorher geht es nach Mainz, zu deren Erfolgstrainer Bo Svensson, der seinem Lehrmeister und Ex-Trainer Tuchel ("Ohne Thomas wäre ich nicht da, wo ich bin") beweisen will, was er draufhat. "Am Samstag müssen wir uns dem nächsten Kampf stellen, den nächsten Aufgaben. Es ist wieder eine Willensleistung nötig", sagte Tuchel, "es wird eine Charakterprobe." Dabei will er mit seinem Trainerteam die angeschlagenen Stars streicheln, setzt lieber auf mehr Unterstützung als auf zusätzlichen Druck. Tuchel sagte: "Mit Vertrauen und mit Ruhe kommen wir zu einer Konstanz. Natürlich wollen wir alles sofort haben. Ich bin der Erste, der das alles sofort haben will. Und muss einsehen, dass alles seine Zeit braucht."

Besser kennenlernen kann er seine Mannschaft auf einer einwöchigen Australien-Reise nach Saisonende. In Sydney sind ein bis zwei lukrative Testspiele geplant. Pep Guardiola und Manchester City sieht man in der Saisonvorbereitung in Tokio wieder, wenn es Ende Juli für zwei Spiele in die japanische Hauptstadt und von dort weiter zu einem Test nach Singapur geht. Als Ausgleich zum Global-Player-Business soll das richtige Trainingslager dann am Tegernsee abgehalten werden.

Uli Hoeneß freut das.