Der nächste Martínez?

Wie sich ein junger Spanier in den Fokus des FC Bayern spielt

Der 20-jährige Arnau Martínez sorgt derzeit mit dem FC Girona für Furore – und soll das Interesse des deutschen Rekordmeisters geweckt haben. Was den Defensivspezialisten so stark macht.


Er hat seine Gegenspieler (hier Bilbaos Nico Williams) zumeist fest im Griff: Arnau Martínez (l.) vom spanischen Überraschungsteam FC Girona ist derzeit im Gespräch beim FC Bayern.

Er hat seine Gegenspieler (hier Bilbaos Nico Williams) zumeist fest im Griff: Arnau Martínez (l.) vom spanischen Überraschungsteam FC Girona ist derzeit im Gespräch beim FC Bayern.

Er wurde neun Mal deutscher Meister, zweimal Champions-League-Sieger und zweimal Klub-Weltmeister mit dem FC Bayern: Javi Martínez. Im Sommer 2012 war der mittlerweile 35-jährige Baske, der seine Karriere derzeit in Katar ausklingen lässt, für die damalige vereinsinterne Rekordsumme von 40 Millionen Euro von Athletic Bilbao verpflichtet worden. Elf Jahre später stehen die Münchner vor der nächsten Martínez-Verpflichtung: Diesmal handelt es sich um Arnau Martínez, den 20-jährigen Senkrechtstarter des FC Girona.

Javi Martínez spielte beim FC Bayern als klassischer Sechser - wenn er nicht gerade in der Innenverteidigung gebraucht wurde. Robust, ballsicher, zuverlässig. Eine solche "Holding Six" wird derzeit vermisst beim Rekordmeister - ebenso wie ein flexibel einsetzbarer Verteidiger: Nach dem Abgang von Benjamin Pavard zu Inter Mailand und dem leihweisen Wechsel von Josip Stanisic zu Meisterschafts-Konkurrent Bayer Leverkusen ergeben sich beim FC Bayern personelle Engpässe in der Hintermannschaft. Zumal es verletzungsbedingte Ausfälle und Länderspiel-Abstellungen zu kompensieren gilt. Wegen Afrika-Cup und Asien-Meisterschaft etwa muss der FC Bayern mit Min-jae Kim und Noussair Mazraoui im Frühjahr wochenlang ausgerechnet auf zwei Abwehrspieler verzichten.

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Arnau Martínez

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Arnau Martínez (r.)

Im Sommer war nicht nur der Last-Minute-Transfer von Sechser João Palhinha gescheitert, auch ein Transfer des flexibel einsetzbaren deutschen Verteidigers Armel Bella-Kotchap, der sich leihweise der PSV Eindhoven anschloss, war kurzfristig nicht zustande gekommen. Somit ist derzeit gar Leon Goretzka, eigentlich ein Achter, notgedrungen als Innenverteidiger gefragt.

Mit dem FC Girona im Aufwind

"Wir schauen uns im Bereich Innenverteidiger, Rechtsverteidiger, Sechser um", sagte Sportdirektor Christoph Freund zuletzt, der sich im Winter in Sachen Transfers erstmals bewähren kann. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge haben die Bayern Arnau Martínez ins Visier genommen. Der 20-Jährige sorgt mit seinem Klub aktuell für Furore in La Liga: Der FC Girona hat sich als Vorjahres-Zehnter überraschend mit 38 Zählern nach 15 Partien - punktgleich mit Real Madrid - an der Spitze festgesetzt, erst eine Niederlage kassiert.

Arnau Martínez ist bis Sommer 2025 vertraglich an die Katalanen gebunden und hat als einer der vielversprechendsten Rechtsverteidiger seiner Altersklasse das Interesse einiger Topklubs geweckt. Schon in der Vorsaison brachte es der junge Spanier, der in einer Kleinstadt bei Barcelona geboren ist, auf 33 Einsätze in Spaniens höchster Spielklasse, 32 Mal stand er dabei in der Startelf. In der aktuellen Spielzeit hat er erst wenige Partien verpasst, darunter mit dem 0:3 gegen Real Madrid die bislang einzige Liga-Niederlage.

Martínez ist auf der rechten Außenbahn sowie in der Innenverteidigung einsetzbar. Er besticht mit Zweikampfhärte, Kopfballstärke, einer guten Übersicht sowie durchaus auch mit technischer Versiertheit und Flankenläufen. Der spanische U 21-National- und Ex-Barça-Jugendspieler, knapp über 1,80 Meter groß, ist beweglich, antrittsschnell - und hat Entwicklungspotenzial. Müsste sich allerdings erst an Deutschland und die offensive Spielweise des FC Bayern gewöhnen.

Parallelen zu Stanisic

Die kolportierte 15-Millionen- Euro-Ablöse wäre für den deutschen Serienmeister kein großes Problem. Allerdings müssten sich die Bayern eingestehen, bei der Stanisic-Leihe wenig weitsichtig gehandelt zu haben. Der kroatische Nationalspieler, der im Sommer 2024 in die bayerische Landeshauptstadt zurückkommt, wäre in der Abwehr ebenfalls vielseitig einsetzbar - und als Münchner Eigengewächs ein Aushängeschild. Nicht zuletzt Präsident Herbert Hainer hatte kürzlich bei der Jahreshauptversammlung betont, auch auf die eigene Jugend setzen zu wollen.

Sei's drum. Sollte der FC Bayern Arnau Martínez verpflichten und sich dessen Zeit beim Rekordmeister zu einer ähnlichen Erfolgsgeschichte wie die seines Martínez-Vorgängers werden, wird die hausgemachte personelle Notlage hinterher niemanden mehr interessieren. Getreu dem Motto: Martínez gut, alles gut.