Länderspiel am Donnerstag

Nationalmannschaft: So will Joachim Löw sein Russland-Trauma beenden


Die größte Blamage in seiner Ära als Bundestrainer: Joachim Löw nach dem 0:2 gegen Südkorea, das zum WM-Aus führte. Heute trifft Deutschland auf WM-Gastgeber Russland.

Die größte Blamage in seiner Ära als Bundestrainer: Joachim Löw nach dem 0:2 gegen Südkorea, das zum WM-Aus führte. Heute trifft Deutschland auf WM-Gastgeber Russland.

Von Bernhard Lackner

Nach dem Desaster im Sommer trifft die deutsche Nationalmannschaft am Donnerstag auf WM-Gastgeber Russland. Bundestrainer Joachim Löw will keine negativen Gedanken zulassen und sagt: "Der Abstieg wäre kein Weltuntergang."

Leipzig/München - Russland. Für Joachim Löw muss sich der Gedanke an den Austragungsort der WM 2018 noch immer wie ein Stich ins Herz anfühlen. 0:1 zum Auftakt gegen Mexiko, dann das 2:1 gegen Schweden, das wieder Hoffnung gab, schließlich das Debakel: 0:2 gegen Südkorea in Kasan - und das Aus in der Vorrunde.

"Ein absoluter Tiefschlag", sagte Löw später. Es war die bitterste Niederlage seiner Amtszeit. Da half es auch nichts, dass der Bundestrainer zuvor in Sotschi lässig an der Laterne gelehnt hatte. Cool trat Deutschland bei der WM nie wirklich auf.

Ein Bild der WM-Blamage: Joachim Löw an einer Laterne in Sotschi

Ein Bild der WM-Blamage: Joachim Löw an einer Laterne in Sotschi

An diesem Donnerstag (20.45 Uhr/RTL live) muss sich Löw wieder mit Russland beschäftigen. Trauma-Bewältigung für den 58-Jährigen. In Leipzig trifft der entthronte Weltmeister in einem Testspiel auf den WM-Gastgeber. Für Löw ist es allerdings ein Spiel, in dem das "Ergebnis nicht so relevant" ist. Wichtiger sind ihm "die Erkenntnisse", die er daraus gewinnen will. "Das Allerwichtigste ist für mich die EM-Qualifikation im nächsten Jahr", stellte Löw klar. Gedanken zurück sind verboten für den Bundestrainer.

Timo Werner: "Jeder Sieg macht die Brust breiter"

Auch das mögliche Abstiegs-Endspiel in der Nations League gegen die Niederlande am Montag spielt für Löw offenbar nur eine untergeordnete Rolle. "Der Abstieg wäre auch kein Weltuntergang", sagte er: "Dann spielt man halt mal eine Gruppe darunter und man kann ja auch wieder aufsteigen."

Aber natürlich: Die DFB-Elf will sich mit einem Erfolg gegen Russland das nötige Selbstvertrauen für die Partie gegen die Niederlande holen - und die letzte Chance nutzen. "Jeder Sieg macht die Brust breiter", sagte Stürmer Timo Werner vor seinem Heimspiel. Davon gab es im historischen Pleiten-Jahr 2018 nicht viele. Bei elf Auftritten - inklusive des WM-Debakels - verließ die Löw-Mannschaft nur dreimal als Sieger den Platz. Das ist die mit Abstand schlechteste Bilanz in der Ära Löw. "Wir wollen ein nicht sehr positives Jahr positiv zu Ende bringen", formulierte Kapitän Manuel Neuer das Ziel für den Jahresabschluss. (Lesen Sie hier: Deutsches Torhütertief - Bayern-Legende kritisiert Neuer)

Joachim Löw treibt die Verjüngungskur voran

Ob der viermalige Weltmeister den Sturz in die europäische Zweitklassigkeit noch verhindern kann, hat er allerdings nicht mehr in der eigenen Hand. Weltmeister Frankreich darf am Freitag in Rotterdam gegen die Niederländer nicht verlieren. Andernfalls ginge es in Gelsenkirchen "nur" noch darum, nicht aus dem Lostopf 1 für die Qualifikation zur EM 2020 zu fallen.

Ungeachtet der Situation in der Nationenliga geht es für die DFB-Auswahl darum, die eingeleitete Verjüngungs-Kur fortzusetzen. "Die jüngeren Spieler bekommen mehr Einsatzzeiten. Wir können uns gegen Russland noch mehr beweisen und Druck ausüben", sagte Leroy Sané.

Der forsche Auftritt der jungen Wilden bei der unglücklichen Pleite Mitte Oktober in Frankreich (1:2) dient als Mutmacher. "Das war ein Fingerzeig für die nächsten Monate, da haben wir gezeigt, dass wir mithalten können", sagte Löw.

Beendet die Nationalmannschaft ihre Torflaute?

Auf seine Weltmeister von 2014 will Löw aber nicht komplett verzichten. "Eine gewisse Kontinuität und Stabilität braucht man auch bei der Weiterentwicklung einer Mannschaft", sagte Löw, der gegen Russland im Tor auf Manuel Neuer setzen will, aber auf Toni Kroos (Schonung), Julian Draxler (Trauerfall in der Familie) und Marco Reus (Mittelfußprellung) verzichten muss.

Um mitten im Abstiegskampf eine weitere Aufbruchsstimmung zu erzeugen, muss die DFB-Auswahl auch ihre Torflaute beenden. In elf Länderspielen in diesem Jahr erzielte das Löw-Team lediglich neun Treffer. Werner versprach bei seinem Heim-Auftritt immerhin "ein Tor". Und Löw meinte: "Wir wollen einen gelungenen Jahresabschluss und zurück in die Erfolgsspur."

Im Video: Joachim Löw sucht die richtige Mischung