Torhüter muss sich entscheiden

AZ exklusiv: FC Bayern bekommt bei Alexander Nübel Konkurrenz


Der FC Bayern soll an ihm dran sein: U21-Torwart Alexander Nübel.

Der FC Bayern soll an ihm dran sein: U21-Torwart Alexander Nübel.

Von Michael Schleicher / Online

Der deutsche U21-Torhüter patzt im Finale gegen Spanien entscheidend - ähnlich wie "Titan" Oliver Kahn 2002 im WM-Endspiel. Nach AZ-Infos bekommt der FC Bayern beim Werben um Alexander Nübel Konkurrenz.

München - Bei Alexander Nübel (22) flossen nach dem wohl schlimmsten Moment seiner jungen Torhüter-Karriere die Tränen, dann verschwand er als erster Spieler der deutschen Mannschaft in den Teambus - wortlos. Doch nach dem verlorenen EM-Finale der U21 gegen Spanien (1:2) bleibt Nübel kaum Zeit, seinen entscheidenden Patzer vor dem 0:2 zu verarbeiten. Denn Nübel muss nun rasch über seine Zukunft entscheiden.

Bald will sich Nübel zu seiner Zukunft äußern

Wie die AZ erfuhr, will sich Nübel Anfang der kommenden Woche öffentlich äußern. Der Vertrag des Keepers bei Schalke 04 läuft 2020 aus, Nübel muss entscheiden, ob er das Angebot der Königsblauen zur Verlängerung annimmt - oder ob er sich einem neuen Klub anschließt: Entweder schon in diesem Sommer oder ein Jahr später. Dann wäre Nübel ablösefrei zu bekommen. "Wir werden alles tun, um ihn zu behalten", sagt Schalkes Sportvorstand Jochen Schneider. Doch das wird ziemlich kompliziert - zumindest über 2020 hinaus.

Denn Nübel weiß nach seinen meist herausragenden Leistungen bei der EM, dass gleich mehrere Klubs hinter ihm her sind. Nach AZ-Informationen bekommt der FC Bayern Konkurrenz beim Werben um den Torhüter, der die Nachfolge von Manuel Neuer (33) antreten könnte.

Nübel: Noch keine finale Entscheidung für Bayern

Aus Nübels Umfeld ist zu hören, dass er noch keine endgültige Entscheidung über einen Wechsel nach München getroffen habe. Er werde sich nun zunächst genau anhören, was die verschiedenen Interessenten ihm anzubieten haben. Bayern muss um Nübel bangen. Der junge Keeper hat die EM genutzt, um international Eindruck zu hinterlassen.

Daran änderte auch Nübels Kahn-Moment im Endspiel nichts. Gerade als das DFB-Team auf den Ausgleich drängte, ließ Nübel einen Schuss von Fabian Ruiz nach vorne abprallen - Dani Olmo (69.) bedankte sich, lupfte den Ball frech über den Torhüter und schob zum 2:0 ein.

Die Vorentscheidung im EM-Finale: Alexander Nübel wird nach seinem Patzer von Spaniens Dani Olmo (l.) überlupft, es steht 0:2.

Die Vorentscheidung im EM-Finale: Alexander Nübel wird nach seinem Patzer von Spaniens Dani Olmo (l.) überlupft, es steht 0:2.

Nübel ähnlich wie einst Kahn

Erinnerungen an "Titan" Oliver Kahn und die WM 2002 wurden wach, als der überragende Spieler des Turniers auf den Tag genau vor 17 Jahren im Finale gegen Brasilien in Yokohama (0:2) ebenfalls einen Ball nach vorne springen ließ - und Ronaldo ins Tor schoss. Nübels Aussetzer war ähnlich bitter, aber eine Nummer kleiner.

Untröstlich: Der einsame Kahn nach dem verlorenen WM-Finale 2002.

Untröstlich: Der einsame Kahn nach dem verlorenen WM-Finale 2002.

"Wenn er jetzt eine Karriere macht wie Kahn, dann ist alles gut", sagte U21-Coach Stefan Kuntz. Und auch die Mitspieler waren nicht sauer auf ihren Kollegen. "Alex hat ein Weltklasse-Turnier gespielt", sagte Nadiem Amiri. Torjäger Luca Waldschmidt erklärte: "Ich mache ihm keinen Vorwurf, dass das Ding nach vorne springt. Ich habe vorne auch Chancen vergeben. Wir sind ein Team und stehen alle voll hinter ihm."

Kuntz geht davon aus, dass Nübel trotz des Finalfehlers gestärkt aus dem Turnier hervorgeht. "Das wird für ihn ein Schritt sein, den er für den Rest seiner Karriere sicher gebrauchen kann", sagte der Trainer. Das Tor sei allerdings "zum psychologisch schlechtesten Moment" gefallen, so Kuntz, und habe dem Team das Genick gebrochen - auch wenn Amiri (88.) noch der Anschlusstreffer gelang. In der Anfangsphase hatte Ruiz die Spanier in Führung gebracht (7.)

Nübel mit einer guten Leistung bei der EM

Ohne Nübel wären die deutschen Junioren wohl gar nicht bis ins Finale gekommen. Im letzten Gruppenspiel gegen Österreich (1:1) verhinderte er mit zwei Glanzparaden eine Niederlage, im Halbfinale gegen Rumänien (4:2) bewahrte er sein Team mit einem Weltklasse-Reflex vor dem zwischenzeitlichen 1:3.

Seinen Marktwert, daran besteht kein Zweifel, steigerte er in Italien enorm. Laut "transfermarkt.de" liegt er aktuell bei zwölf Millionen Euro. Demnächst dürfte dieser Wert deutlich nach oben korrigiert werden.

Lesen Sie auch: Der Transferstau des FC Bayern im Überblick