Straubing-Bogen

Kuh war nur noch Haut und Knochen: Landwirtsehepaar zu Geldstrafe verurteilt


Symbolfoto: Caroline Seidel/dpa

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Von ber

Weil sie eine schwer kranke Kuh nicht rechtzeitig von ihrem Leiden erlöst hatten, musste sich ein Landwirtsehepaar aus dem Landkreis vor dem Amtsgericht verantworten. Wegen Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz wurden beide jeweils zu einer Geldstrafe von 60 Tagessätzen zu je 20 Euro verurteilt. "Sie waren überfordert", sagte die Richterin und berücksichtigte die schwierige Lebenssituation der Familie strafmildernd.

Ein Nebenerwerbsbetrieb mit 40 Milchkühen und ein Drei-Generationen-Haushalt mit einer schwer pflegebedürftigen Schwiegermutter: Das war offenbar zu viel für das Ehepaar Martina und Josef L. (Namen geändert). Mit dem Verdienst des Mannes kamen beide trotz schwerer Arbeit finanziell gerade so über die Runden. Im Oktober vergangenen Jahres kränkelte die bisher beste Milchkuh im Stall, wollte nicht mehr aufstehen. Die herbeigerufene Tierärztin stellte Abszesse an den Knien fest und riet zum Einschläfern. Einen ganzen Monat später musste ein anderer Veterinär das völlig abgemagerte, von Liegegeschwüren übersäte und ausgetrocknete Tier von seinem schweren Leiden erlösen. Der Sektionsbericht deckte sich mit der Aussage des Amtstierarztes, der als Zeuge geladen war: Die Kuh war nur noch Haut und Knochen, "mehr tot als lebendig", wie die Richterin resümierte. Sogar die Fettschicht, die normalerweise Herz und Nieren umgibt, sei aufgezehrt gewesen.

Ein "lateinisches Wort" sei auf der Tierarztrechnung gestanden, sagte Josef L. vor Gericht und er habe nicht gewusst, was das bedeutet. Die Veterinärin hatte dort vermerkt, sie habe zur "Euthanasie" geraten. Mehr oder weniger stillschweigend habe man sich dazu entschlossen, noch einmal zu probieren, ob sich die Kuh erholen würde. In einer geräumigen Box im Pferdestall mit reichlich Stroh und einer Wassertränke, so hoffte man, würde das Tier wieder zu Kräften kommen. Sie habe zwei- bis dreimal am Tag nach der Kuh gesehen und sie gefüttert, ihr auch Wasser in einem Eimer gebracht, weil das Tier die Tränke nicht mehr erreicht habe, schilderte Martina L. Sie räumte aber auch ein, dass sie durch die Pflege der mittlerweile verstorbenen Schwiegermutter sehr beansprucht gewesen sei. Ihr Mann betrat den Stall nicht mehr - er habe seit einem schweren Unfall panische Angst vor Pferden. Deshalb habe er sich voll auf seine Frau verlassen. Die Folgen waren für das Tier fatal. Nach einer Leidenszeit von einem ganzen Monat wurden im November letzten Jahres durch anonyme Hinweise die Behörden aufmerksam.