Futsal-Nationaltrainer Georg von Coelln

Futsal-Diskussion - "Der Exot, der bei uns gespielt wird, ist völliger Unsinn"


In anderen Ländern ist Futsal längst auf dem Vormarsch - in Deutschland hinkt man jedoch noch hinterher. (Foto: dpa)

In anderen Ländern ist Futsal längst auf dem Vormarsch - in Deutschland hinkt man jedoch noch hinterher. (Foto: dpa)

Von Fabian Roßmann und Redaktion idowa

Futsal ist derzeit ein viel diskutiertes Thema. Die offizielle FIFA-Variante des Hallenfußballs wird mittlerweile auch vom DFB immer mehr vorangetrieben. Ab kommendem Jahr müssen alle offiziellen Turniere unter Futsal-Regeln gespielt werden. Doch viele Spieler und Vereine sträuben sich noch dagegen. Eine Tatsache, die bei Georg von Coelln nur Kopfschütteln verursacht. Von Coelln ist deutscher Nationaltrainer in Futsal (Studenten-Nationalteam) und macht keinen Hehl aus seiner Meinung über die in Deutschland traditionelle Hallenfußball-Variante: "Dieser Exot, der bei uns gespielt wird, ist völliger Unsinn", bringt er seine Meinung auf den Punkt.

Und von Coelln liefert im Gegensatz zu vielen Futsal-Kritikern etwas entscheidendes: Argumente. "Beim Hallenfußball, wie er aktuell noch gespielt wird, entscheidet größtenteils das Glück. Das Spiel wird andauernd verschleppt und die Spieler wollen ihre fehlenden technischen Fähigkeiten durch die Bande wettmachen." Desweiteren sei das Verletzungsrisiko beim traditionellen Hallenfußball durch die Banden viel höher, weshalb sich auch viele Vereinsspieler dem Hallensport verweigern. Was er von den Futsal-Kritikern hält? "Das sind die Leute, die keine Lust haben, sich wirklich mit Futsal zu beschäftigen."

Bei Futsal dagegen kommt der 40-Jährige ins Schwärmen: "Das ist einfach ein toller Sport, der auch überall auf der Welt so gespielt wird. Futsal ist für die Halle bestens geeignet. Es ist ja nicht so, dass wir jetzt etwas erfunden haben und das auf Biegen und Brechen durchsetzen wollen." Auch für den Fußball-Nachwuchs kann es laut von Coelln nur von Vorteil sein, da technische Fähigkeiten viel mehr gefordert und gefördert werden.

Fußballstars sprechen sich für Futsal aus

Vorteile des Futsals, von denen auch heutige Fußball-Größen profitiert haben. "Als kleiner Junge in Argentinien habe ich sowohl auf der Straße als auch für meien Klub Futsal gespielt. Es war ein enormer Spaß und hat mir wirklich geholfen, der zu werden, der ich heute bin", sagt etwa Barça-Superstar Lionel Messi. Auch Real Madrids Cristiano Ronaldo berichtet Ähnliches: "Während meiner Kindheit in Portugal haben wir nur Futsal gespielt. Das kleine Spielfeld hat mir geholfen, meine Ballkontrolle zu verbessern und immer, wenn ich Futsal spielte, fühlte ich mich frei. Wenn es Futsal nicht gegeben hätte, wäre ich nicht der Spieler, der ich heute bin."

Barças Mittelfeld-Stratege Xavi bringt dem offiziellen Hallenfußball ebenfalls eine große Wertschätzung entgegen und meint dass man gerade beim Futsal sehe, "ob ein Spieler wirklich talentiert ist. Du bemerkst die kleinen Details in Sachen Qualität, Klasse und taktischem Verständnis." Weitere Fußballgrößen, die durch Futsal geprägt wurden, sind beispielsweise Ronaldihno, Robinho oder Neymar, Brasiliens WM-Hoffnung für 2014.

Auch Georg von Coelln sieht, "dass in Europa der Futsal-Zug immer mehr an Fahrt aufnimmt." In Deutschland sei man dagegen in letzter Zeit auf der Stelle getreten. Aber durch die Entscheidung des DFB-Bundestages, dass fortan offizielle Turniere nur noch nach Futsal-Regeln gespielt werden, wurde ein großer Schritt gemacht. "Auch in Deutschland wird Futsal immer populärer", stellt von Coelln fest, muss aber auch zugeben, dass noch "ein sehr langer und schwerer Weg" zu gehen ist. Vor allem das Know-How fehle in Deutschland, weil die Sportart bislang in Deutschland zu unbekannt war und kaum ein Standing hatte.

Doch das soll sich ändern und es ist ein Umschwung zu erkennen. Es gehe auch nicht darum, dem Fußball Konkurrenz zu machen, denn das sei weder möglich noch könne das das Ziel sein. Am Ende kann Futsal der Entwicklung deutscher Talente nur helfen und auch von Coelln hofft, dass die "Vorbehalte gegenüber Futsal" verschwinden. Denn dann hat auch diese großartige Sportart die Chance, sich fest in Deutschland zu etablieren.