Raser-Prozess Kalteck

Unfallopfer Johannes A. sagt aus


Der Prozess um den tödlichen Unfall bei Kalteck geht weiter.

Der Prozess um den tödlichen Unfall bei Kalteck geht weiter.

Von Redaktion idowa

Der Raser-Prozess von Kalteck geht weiter. Am heutigen Montag soll angeblich auch der Sohn des bei dem Unfall Getöteten aus Neukirchen beim Heiligen Blut aussagen.

Wie berichtet, wurde bei dem Unfall im Juli 2018 der Familienvater Heiko A. aus Neukirchen b. Hl. Blut getötet und dessen Sohn Johannes schwer verletzt, als diese im Bereich Kalteck vom Auto des 28-Jährigen erfasst wurden.

Vor der Ersten Strafkammer des Landgerichts Deggendorf wird der Raser-Unfall von Kalteck verhandelt. Zwei Männer im Alter von 28 und 54 Jahren müssen sich wegen der Teilnahme an einem illegalen Straßenrennen verantworten. Ihnen wird auch gefährliche Körperverletzung, in einem Fall mit Todesfolge, vorgeworfen.

15.54 Uhr: Der heutige Verhandlungstag ist beendet. Der weitere Zeitplan sieht vor, dass am Montag, 11. November, der Sachverständige seine Erkenntnisse präsentiert und am Nachmittag Fragen gestellt werden können. Für 15. November sind die Plädoyers geplant und am 21. November will die Kammer ein Urteil fällen.

14.33 Uhr: Seinen ganzen Mut zusammengenommen hat der heute elfjährige Johannes, der bei dem Unfall von Kalteck lebensgefährlich verletzt worden war. Er berichtete am frühen Montagnachmittag dem Vorsitzenden Richter Dr. Georg Meiski über seinen Gesundheitszustand, unterstützt von seiner neben ihm sitzenden Mama Beate, die auch Nebenklägerin ist. Unter anderem erzählte Johannes von seinen Therapien. Besonders das Klettern mache ihm sehr viel Spaß. Zum Unfall selbst konnte er nichts sagen, seine Erinnerungen an den 14. Juli seien komplett verloren gegangen. Wegen seiner Schiene am Bein bewegt sich der Bub noch immer sehr langsam. "Die linke Seite funktioniert fast nicht", beschrieb es seine Mutter. Weiter informierte sie über bereits erfolgte und noch anstehende Operationen und Eingriffe. In der Unfallnacht vom 14. Juli 2018 waren sich die Mediziner nicht sicher gewesen, ob der Bub die schweren Verletzungen überhaupt überleben könne. Mittlerweile kämpft er sich zurück ins Leben, braucht aber intensive Pflegemaßnahmen und noch weitere Operationen.

12.44 Uhr: Kurz vor der Mittagspause sagte auf Wunsch des angeklagten 28-jährigen Autofahrers dessen Psychologin aus, die er dafür von ihrer Schweigepflicht entbunden hatte. Sichtlich schockiert, stumm und mit geneigtem Kopf sei der Bundespolizist begleitet von seinem Vorgesetzten am 24. Juli erstmals zu ihr in die Praxis gekommen. Davor sei er wegen seiner Verletzungen bei dem Unfall von Kalteck insgesamt neun Tage im Krankenhaus Straubing intensiv medizinisch versorgt worden. Er habe "völlig hilflos und ohnmächtig" gewirkt, leide seit dem Unfall an einer posttraumatischen Belastungsreaktion. Die Psychologin sagt, dass ihr Patient tiefe Reue empfinde und auch während der insgesamt 40 Sitzungen immer wieder gefragt habe, was er für die Familie tun könne.

11.07 Uhr: "Ein Meer aus Blaulicht" hatte ein Polizeibeamter aus Viechtach gesehen, als er am Abend des 14. Juli 2018 zur Unfallstelle nach Kalteck kam. Der verantwortliche Einsatzleiter der Polizei schilderte am Montagvormittag vor der Ersten Strafkammer am Landgericht Deggendorf detailgenau und sehr emotional, was er gesehen hatte. Der in seinem Ascona eingeklemmte Heiko A. hätte bereits tot im Fahrzeug gelegen, sein schwerst verletzter Sohn Johannes sei aus dem "Hosenträgergurt" geschleudert worden und habe auf dem toten Vater gelegen. Mit dem angeklagten Motorradfahrer hatte der Beamte gesprochen, nachdem dieser sich kurzzeitig daheim umgezogen hatte und mit seiner Frau wieder an den Unfallort zurückgekehrt war. Er beschrieb ihn als ungewöhnlich ruhig und gelassen, sprach sogar von "Kaltschnäuzigkeit". Der Angeklagte habe sich auch nicht nach dem Zustand der Unfallbeteiligten erkundigt. Auch auf eine Polizeibeamtin aus Deggendorf hatte er nach seiner Rückkehr an die Unfallstelle einen ruhigen Eindruck gemacht, "als wenn ihn das nichts angegangen wäre".

Ein ebenfalls vernommener Ersthelfer beschrieb, wie er zusammen mit einem weiteren Mann die Gurte von Johannes aufgeschnitten, den damals Zehnjährigen aus dem Oldtimer befreit und den Bub auf der Straße abgelegt und betreut hatten, bis die Rettungskräfte zur Stelle waren.

Den Motorradfahrer belastete eine weitere Zeugin schwer, die das Umdrehen des verunglückten Autos beobachtet hatte, bei dem auch ihr Mann geholfen hatte. Der Angeklagte hätte dabei nicht mitgeholfen, er sei zu seinem Motorrad gegangen, sagte sie. Der ebenfalls angeklagte Audifahrer und seine Beifahrerin seien laut Zeugenaussagen ebenfalls verletzt worden, es hätte aber "nicht so weit gefehlt", beiden seien ansprechbar gewesen. Nicht als Zeugin äußern wollte sich die 47-jährige Ehefrau des angeklagten Motorradfahrers, unter Tränen sagte sie lediglich, ihr täte es leid.

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