Bei Wind und Wetter

Wie Straubinger Gemüseverkäufer mit der wechselhaften Saison umgehen


Bei jedem Wetter stehen die Gemüsehändler am Ludwigsplatz. "Wir nehmen es eben, wie es ist", sagt Franz Ingerl.

Bei jedem Wetter stehen die Gemüsehändler am Ludwigsplatz. "Wir nehmen es eben, wie es ist", sagt Franz Ingerl.

Der Ludwigsplatz ohne die grün- und rot-weiß-gestreiften Gemüsestände der Gartenbaubetriebe Seubert und Ingerl wäre ein wirklich ungewohntes Bild. Beide stehen von Montag bis Samstag, acht bis circa 13 Uhr an ihren gewohnten Plätzen vor dem Modegeschäft Wöhrl und der Metzgerei Wasner. "Außer im Winter, wenn es wirklich zu kalt ist. Dann bleiben wir auch mal zu Hause, da kommen dann aber eh kaum Kunden", sagt Tanja Seubert. Doch gerade die Betreiber der Stände bekommen die Auswirkungen von Wetterextremen und Inflation zu spüren. Wie ist die bisherige Saison für sie gelaufen?

Die Wetterextreme haben sie sehr getroffen, sagt Stefan Seubert: "Im Frühjahr war es zu nass, da konnten wir nichts raus aufs Feld bringen. Dann kam die extreme Hitze. Wir arbeiten mit der Natur und müssen uns nach ihr richten" Es sei ein spannendes Jahr, vor allem im Hinblick darauf, wann man die Ernte einfahren könne. "Auf alle Fälle ist die Ernte dieses Jahr geringer als letztes Jahr." Das mit hohem Wasseranteil fault schneller, das Wintergemüse ist teilweise langsam schon reif und somit viel zu früh dran. Beim Obst ist es noch nicht ganz ersichtlich.

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Am Stand der Seuberts kaufen vor allem Stammkunden - wie bei Ingerls auch.

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Obst und Gemüse fallen dieses Jahr wetterbedingt kleiner aus.

Für den Verkauf am Stand war die Parkplatzsituation in den letzten Wochen problematisch, so die einstimmige Meinung der Kunden. Viele Stammkunden, die von außerhalb kommen oder nicht gut zu Fuß sind, würden die Wochen während Aufbau und Volksfest selbst nicht in die Stadt kommen - und somit auch nicht zum Gemüsestand. "Sie haben ja keine andere Möglichkeit, als mit dem Auto zu kommen, aber für das bisschen Obst und Gemüse, ist das dann einfach zu viel Aufwand", erzählt Tanja Seubert. "Wir haben dann das Nachsehen."

Qualität und Regionalität spielen geringere Rolle

Zudem habe sich das Verbraucherverhalten geändert. "Die Leute schauen extrem auf den Preis. Aber wir können Tomaten nunmal nicht zum selben Angebotspreis anbieten, wie es große Supermarktketten können. Wir haben ganz andere Produkionskosten", sagt Stefan Seubert. Die Faktoren Regional und Qualität würden inzwischen wieder hinten anstehen. "Aber wir können die Leute ja auch verstehen", sagt seine Frau Tanja Seubert. "Manche müssen aktuell eben sehr auf ihr Geld achten."

Ob sie trotzdem zufrieden mit diesem Jahr sind? "Ich bin allgemein ein zufriedener Mensch, aber es wird schon schwieriger für uns", sagt Stefan Seubert. Die Produktionskosten steigen, aber die könne man ja nicht eins zu eins an die Kunden weitergeben. Auch gestiegene Preise für Dünger und Mieten belasten die Gemüsebauern zusätzlich. "Unser Gewinn nimmt ab."

Schlechte Bedingungen: Zu heiß und zu wenig Regen

Franz Ingerl ist trotz allen wettertechnischen Widrigkeiten dieses Jahr mit dem bisherigen Verlauf recht zufrieden: "Am Wetter können wir ja nichts ändern, wir müssen es nehmen wie es ist." Mehr Arbeit sei es dieses Jahr aber auf jeden Fall gewesen. Im Großen und Ganzen war es einfach zu heiß, es gab zu wenig Regen: "Da mussten wir dann selbst nachgießen, das ließ sich nicht vermeiden. Perfekte Bedingungen wären gewesen, wenn es ein- bis zweimal die Woche einen kleinen Regenschauer gegeben hätte."

Welche Auswirkungen die Wetterextreme auf den Anbaubetrieb hatten? "Manches Obst oder Gemüse ist dann abhängig vom Wetter nicht so schön oder groß, das passiert aber jedes Jahr. Was genau betroffen ist, sieht man dann aber erst im Verlauf des Jahres. Dieses Jahr waren die Kartoffeln zum Beispiel recht klein."

Den Stand bei extremer Hitze oder starkem Regen zu betreiben ist Gewohnheitssache, aber nicht immer einfach. Denn gerade vom Wetterfaktor hängt ab, wie viele Kunden kommen. Doch die Stammkunden des Gemüsestandes seien trotzdem gekommen. "Ohne sie könnten wir nicht überleben", ist das Fazit des Gemüsebauers.