Vorlesetag am 19. November

Straubinger Stadtbibliothek sucht noch 20 Freiwillige


OB Markus Pannermayr beteiligt sich auch heuer wieder am Vorlesetag. Das Bild entstand vor fünf Jahren.

OB Markus Pannermayr beteiligt sich auch heuer wieder am Vorlesetag. Das Bild entstand vor fünf Jahren.

"Der Vorlesetag wird einer der schönen Tage", freut sich Bibliotheksleiter Georg Fisch auf Freitag, 19. November. Sein Anspruch: In jeder Grundschulklasse und in jeder Kindergartengruppe sollen die Kinder eine Geschichte hören. Rund 20 Freiwillige werden noch gesucht. "Wir haben noch in fast jeder Schule Bedarf." Anmeldung und Infos erhalten Interessierte bei der Stadtbibliothek unter Telefon 09421/991930 oder per E-Mail an stadtbibliothek@straubing.de.

Weil Vorlesen das Gegenüber und seine Reaktion braucht, funktioniert es am besten analog. "Freude oder Angst ist nicht digital übertragbar", sagt Fisch. Die Stadtbibliothek beteiligt sich von Anfang am bundesweiten Vorlesetag. So gibt es viele alte Hasen, die das Vorlesen immer wieder genießen. Doch auch Neulinge sind für diese schöne Aufgabe willkommen. Mädchen und Buben eine Geschichte zu schenken, macht beiden Seiten Freude. Der Zeitaufwand beträgt für den Vorleser etwa eine halbe Stunde.

Praktische Tipps für alle Vorleser

Fisch hat für Vorleser ein paar Tipps. Den Text soll man vorab mal leise und mal laut lesen. Wer sich aufnimmt, kann überprüfen, wie die eigene Stimme klingt. Typischer Fehler beim Vorlesen ist: "Erwachsene lesen zu schnell vor." Lieber das Lesetempo etwas herunterfahren, damit die Geschichte auch verstanden wird. Gut hört es sich an, wenn der Vorleser seine Stimme modelliert. "Bei einer Jagdszene wird schneller gelesen." Die Betonung ist wichtig. Gleichzeitig warnt Fisch vor Übertreibung: "Als Vorleser muss man kein Schauspieler sein." Die Konzentrationsfähigkeit der Kinder sollten Vorleser beachten. "Sie hat seit Beginn der Pandemie gelitten."

Bei der Wahl des passenden Lesestoffs erhalten die Vorleser Unterstützung von der Stadtbibliothek. Für den Aktionstag haben die Mitarbeiter jede Menge Titel passend für die jeweilige Altersstufe ausgewählt. "Wir empfehlen vor allem spannende und lustige Geschichten, aber auch Tiergeschichten." Wichtig ist, dass dem Vorleser die Geschichte gefällt. "Die Kinder merken, ob das der Fall ist."

Defizite in Lesefähigkeit durch Corona

Vorlese-Neulingen stehen die Mitarbeiter der Stadtbibliothek mit Rat und Tat zur Seite. "Das Vorlesen ist eine sehr schöne Sache. Da kommt jemand in die Klasse, der Freude schenkt", wirbt Fisch für die sinnvolle Aufgabe. Neben dem Vorlesen soll auch über die Geschichte gesprochen werden. "Die Texte machen ja etwas mit uns."

Wichtig ist es deshalb, mit den Kindern über die Geschichte zu diskutieren. "Lesen lernen ist kein Selbstzweck. Wir lernen Lesen, um Erfahrungen zu sammeln", sagt Fisch.

Um alle Kindergärten und Grundschulen in der Stadt mit Geschichten zu versorgen, sind rund 90 Vorleser nötig. OB Markus Pannermayr hat sich wie die Jahre davor wieder angemeldet. Er liest immer in einer anderen Einrichtung vor, diesmal in St. Josef 1.

Corona hat bei den Kindern in Sachen Lesen Spuren hinterlassen, beklagt Fisch. Wer in die dritte Klasse kommt, war nur ein paar Monate in der Schule. Hier haben sich bei der Lesefähigkeit Defizite aufgebaut.

Zwar gibt es einige Eltern, die versucht haben, fehlenden Präsenz-Unterricht auszugleichen. Doch gibt es auch Eltern, die beim Lesen lernen andere in der Pflicht sehen. "Wer Buchstaben, Wörter und Sätze lesen kann, muss sie nicht unbedingt verstehen", macht Fisch aufmerksam. Einige Schüler schaffen den Sprung vom Erstlese-Buch mit wenig Text zu längeren Geschichten nicht.

Auch Kindern, die lesen können, vorlesen

Daher lautet Fischs Appell an Eltern und Großeltern, auch daheim, das ganze Jahr über und sowohl Kleinkindern als auch Kindern, die schon lesen können, vorzulesen. Laut einer neuen Studie wird in 40 Prozent der Haushalte nicht vorgelesen, kritisiert Fisch. Er rät, dass sich Vorleser und Kind abwechseln. So kann der Weg für längere Geschichten geebnet werden.

Fisch selbst liest am Liebsten Viertklässlern vor. "Die Gespensterjäger auf eiskalter Spur" von Cornelia Funke zum Beispiel. Die Stimme eines Gespensts oder eines Riesen liegt ihm mehr als die einer Fee, verrät der Bibliotheksleiter. Am Vorlesetag gelten die dann gültigen Hygieneregeln der Coronapandemie.