Aiterhofen

Tierbestattung: Bello und Miezi würdevoll verabschieden


Karin Reitmeier aus Aiterhofen liebt Tiere, deshalb ist es ihr wichtig, dass diese auch in Würde bestattet werden können. Zusammen mit ihrer Mutter Ilse (links) hat sie Karins Regenbogenbrücke gegründet.

Karin Reitmeier aus Aiterhofen liebt Tiere, deshalb ist es ihr wichtig, dass diese auch in Würde bestattet werden können. Zusammen mit ihrer Mutter Ilse (links) hat sie Karins Regenbogenbrücke gegründet.

Von Marion Bremm

Was passiert mit meinem geliebten Tier, wenn es gestorben ist? Diese Frage hat Karin Reitmeier (34) als Kind beschäftigt - und ließ sie nicht los.

In vielen Städten und Gemeinden ist es verboten, sein Tier im eigenen Garten zu begraben. Und selbst wenn, dann ist es eine körperliche und mentale Anstrengung, den oft langjährigen Gefährten in ein Grab zu legen. Deshalb entwickelte Reitmeier Stück für Stück einen Plan im Kopf, um eine Antwort auf das Danach zu finden. Der Tod ihrer Hündin Gina und die darauffolgende Einäscherung ihres Tieres im Krematorium in München-Riem waren die Initialzündungen für Karin Reitmeier. Sie gründete Karins Regenbogenbrücke in Aiterhofen und bestattet seit nunmehr sechs Jahren würdevoll Tiere.

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Besondere Wünsche wie der Pfotenabdruck eines Hundes als Andenken sind möglich.

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Die Urnen im Flur der Reitmeiers, die in Kürze abgeholt oder an die Besitzer ausgeliefert werden.

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Für Karin Reitmeier, hier mit einer Urne zum Verstreuen der Asche, ist Karins Regenbogenbrücke eine Herzensangelegenheit.

Adieu in angenehmer Atmosphäre

Der Flur im Wohnhaus der Familie Reitmeier wirkt im ersten Moment ganz normal: Warmes Licht, wohliger Geruch, eine Garderobe - und eine Reihe von unterschiedlich großen Gefäßen aus Holz, Marmor und Kupfer in einer Vitrine, ein Tisch nebst Kerzen. Das ist keine Dekoration. "Hier stehen Urnen, die in Kürze abgeholt werden oder die wir ausliefern", sagt Karin Reitmeier. Ihre Mutter Ilse sowie Bruder Marco unterstützen sie bei der Auslieferung als auch bei allen anderen Arbeiten rund um die Regenbogenbrücke. "Für uns ist es wichtig, dass die Tierbesitzer in angenehmer Atmosphäre von ihren verstorbenen Lieblingen Abschied nehmen können", sagt Ilse Reitmeier. Und das können sie in dem umfunktionierten Flur der Familie Reitmeier. Bestatten bedeutet bei ihnen, das Tier zum Einäschern zu fahren, nachdem es "über die Regenbogenbrücke" gegangen ist. Im Flyer von Karin Reitmeier steht die Legende, dass auf der anderen Seite der Brücke das Paradies für Tiere wartet, mit saftigen Wiesen, viel Futter und Spielzeug - und es ist ein Platz ohne Schmerzen.

Im ersten Stock des Hauses erklären und zeigen die Reitmeiers, wie es nach dem Tod eines Tieres weitergeht. Entweder bringen die Besitzer Hund, Katze und Co. vorbei oder sie werden von ihrem Zuhause oder dem Tierarzt abgeholt. Das Tier wird dann in eine Box gelegt. Hier trennen sie sich von ihrem Besitzer: "Man muss immer versuchen, auf den jeweiligen Menschentyp einzugehen. Jeder trauert anders." Manche würden in dieser Situation gegen ihre Gefühle kämpfen, andere ließen den Tränen freien Lauf. Im Anschluss überführt Karin Reitmeier den Tier-Leichnam in das Krematorium Tiertrauer in München-Riem. "Das Ambiente dort ist immer sehr würdevoll und das Personal kümmert sich mit Respekt um das verstorbene Tier." Der bloße Gedanke an eine "Entsorgung in der Tierverwertungsanlage" sei grausam für die 34-Jährige. Die Asche wird in eine ausgewählte Urne gegeben, Reitmeier nimmt diese dann wieder mit.

Ein Pfotenabdruck als Andenken

Neben einem Zertifikat über die Einäscherung legen die Reitmeiers noch einige Haare des Tieres dazu. "Viele Besitzer vergessen dieses besondere Andenken im Moment der Trauer und freuen sich umso mehr, wenn wir ihnen die Haare übergeben." Die Kosten der Bestattung richten sich nach dem Gewicht des Tieres. Die Einzeleinäscherung (auch eine Sammeleinäscherung mit Beisetzung am Gelände des Krematoriums ist möglich) für einen Hund bis fünf Kilogramm kostet 210 Euro, dazu kommen eine Fahrtkostenpauschale und die persönliche Rückführung sowie auf Wunsch eine Urne und ein Erinnerungsstück wie ein Pfotenabdruck in Gips.

Mit der Asche gehen die Besitzer ganz unterschiedlich um. "Es gab Kunden, die die Asche auf die unterschiedlichen Heime verteilt haben, in denen das Tier gelebt hat, in Deutschland und im Ferienhaus in Italien." Andere graben sie ein oder verstreuen sie.

Hauptberuflich arbeitet Karin Reitmeier als Bankkauffrau in Landshut. Dennoch bietet sie einen Rund-um-die-Uhr-Service für die Tierbestattung an. "Ich musste meinen Vorgesetzten um Erlaubnis fragen, ob ich dieses Business nebenberuflich aufbauen darf. Und habe sofort Unterstützung erhalten", sagt Reitmeier, die auch aktiv im Tierschutzverein Straubing und Umgebung e.V. ist. Seitdem habe sich ihr Leben generell geändert. Zeitlich komme sie oft an ihre Grenzen und "viele meiner Freunde verstanden nicht, warum ich so viel Zeit in das Projekt stecken muss." Die ständige Erreichbarkeit für Tierbesitzer, aber auch die Bürokratie im Hintergrund fordern ihren Tribut. Das sei es jedoch wert: "Die Dankbarkeit der Leute entschädigt auch für den Schlafmangel, wenn mitten in der Nacht ein Anruf kommt." Außerdem ist es den Reitmeiers wichtig, dass Kunden nicht "abgefertigt werden", sondern dass sie sich Zeit für den Abschied nehmen können.

Oft hat Karin Reitmeier einen Kloß im Hals, wenn die Besitzer trauern. "Besonders schlimm ist es bei Welpen oder wenn Menschen ein Tier verlieren, mit dem sie aufgewachsen sind." Kenne sie die Familie und das Tier, werde es noch schwieriger. "Allerdings ist es mittlerweile so, dass ich einen Schalter umlege, wenn ich mich dem toten Tier nähere." Die Handgriffe sitzen, die Professionalität und Erfahrung machen es möglich. "Man gewöhnt sich daran, aber stumpft nie ab."

Und es gibt Momente, die Ilse Reitmeier nie vergessen wird. "Eine Dame wollte ihren Hund einfach nicht gehen lassen. Sie hat geschrien und einen Nervenzusammenbruch erlitten. Das ging durch Mark und Bein." Manchmal kommt es auch vor, dass die Reitmeiers im Moment der tiefsten Trauer mit ihren Kunden lachen. "Das Zuviel an Emotion muss in diesem Augenblick auf irgendeine Weise raus." Und das sei "essenziell, dass die Trauer zugelassen wird."

"Freund wartet auf seinen Menschen"

Während des Gesprächs fällt eine Fliege in die Kerze - und wird in letzter Minute von Karin Reitmeier aus dem Wachs gerettet. "Ich liebe Tiere einfach", lacht sie. Hunde, Katzen, Nager und Kanarienvögel: All das haben die Reitmeiers bereits würdevoll eingeäschert. Größere Tiere wie Pferde vermitteln sie in die Schweiz. Karin Reitmeier ist sich sicher, dass die Freundschaft zu einem Tier den Tod überdauere. "Der kleine Freund wartet am anderen Ende der Regenbogenbrücke auf seinen Menschen."

Infos zu Karins Regenbogenbrücke gibt es unter www.tierbestattung-raum-straubing.de