Tipps vom Fotografen

So bekommt man perfekte Urlaubsfotos


Bernhard Krempl fotografierte hier frühmorgens den Sonnenaufgang auf der Burg in Regenstauf. Er wollte den Vordergrund mit in das Bild einbinden.

Bernhard Krempl fotografierte hier frühmorgens den Sonnenaufgang auf der Burg in Regenstauf. Er wollte den Vordergrund mit in das Bild einbinden.

In den Reisebüros ist viel los. Im Februar und März richtet sich der Blick schon wieder auf den Sommer- und Herbsturlaub 2020. Damit der Urlaub unvergesslich wird, sollte auch das geeignete Fotoequipment eingepackt werden, um Eindrücke vom Urlaubsland festzuhalten. Gäuboden aktuell hat mit dem Reisefotografen Bernhard Krempl aus Geiselhöring gesprochen. Er gibt Tipps und Erfahrungen weiter, wie das perfekte Bild sicherlich gelingt.

Auf die Frage, was an technischer Ausrüstung in den Koffer soll - Fotohandy, Spiegelreflex- oder Kompaktkamera - hat Bernhard Krempl einen ganz lebenspraktischen Hinweis: "Mit einer Spiegelreflexkamera mit Objektiven, Blitz und Stativ komme ich im Flieger meist schon über das zulässige Gewicht für das Handgepäck. Man sollte sich gut überlegen, ob man so viel mitschleppen will. Da ist eine leichte, qualitativ gute Kompaktkamera eine passende Alternative für Laien."

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Bernhard Krempl hat sich zur blauen Stunde eine Anhöhe gesucht, um die Golden Gate Bridge mit Hintergrund aufzunehmen. Es war an diesem Tag sehr windig und kalt. Das Warten hat sich gelohnt. Für dieses Foto war er vier Stunden unterwegs.

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Mit einer längeren Belichtungszeit und einer mittleren Blendenöffnung konnten Hotel und Wasserspiele im Vordergrund scharf und in der richtigen Helligkeit aufgenommen werden.

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Der Bryce Canyon hat eine außergewöhnliche Form. Hier galt es, das gesamte Bild scharf zu bekommen und das Abendlicht zu nutzen, um die Farben wirken zu lassen.

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Das Bild wurde mit kleiner Blende (f/22) aufgenommen, um eine Tiefenschärfe zu bekommen. Um mit 1/45 Sekunden Belichtungszeit nicht zu verwackeln, wurde ein Stativ benutzt.

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Die Position wechseln und in Froschstellung gehen. Mit kleiner Blende (f/22) und einer längeren Belichtung (halbe Sekunde) hat der Fotograf eine gute Tiefenschärfe erreicht.

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Zebras in Namibia an einem Wasserloch. Hier musste Krempl zweieinhalb Stunden warten, um diese Aufnahme zu machen. Er wollte eine gewisse Symmetrie ins Bild bekommen.

Spiegelreflexkameras sind nach Meinung des Fachmanns erste Wahl für Profifotos. "Bei schwierigen Bildern, wie zum Beispiel Sonnenuntergängen, haben Spiegelreflexkameras doch mehr Möglichkeiten der Einstellung als Kompaktkameras." Auch das Handy als alleinige Ausrüstung bietet, laut Krempl, durchaus Möglichkeiten, zu schönen Bildern zu kommen. Welche Handys für Video- und Fotoaufnahmen besonders geeignet sind, könne man im Fachhandel erfragen.

Wer sich eine Spiegelreflexkamera kauft, sollte sich aber auf jeden Fall in die manuelle Handhabung einarbeiten und sich nicht auf den Automatik-Modus verlassen. Bei automatischen Einstellungen werde immer ein Durchschnittswert genommen. Bilder können hier gut, aber kaum perfekt werden. "Das richtige Zusammenspiel von Blende, Belichtungszeit und Lichtempfindlichkeit ist keine Wissenschaft. Man kann sich das gut aneignen," so Krempl. Es gebe Kurse und auch Tipps von Profis helfen hier weiter.

Auf den richtigen Moment warten

Der Geiselhöringer hat schon fast die ganze Welt bereist, Safaribilder in Namibia geschossen, den Grand Canyon in den USA abgelichtet, die Fjorde von Norwegen fotografiert und mit der Kamera die Schönheit der Dolomiten festgehalten. Doch er schätzt auch die wunderschöne Landschaft im Labertal als Motiv.

"Ich kann mit einer manuellen Einstellung meiner Spiegelreflexkamera hier zum Beispiel den Ort Haindling so ins Bild rücken, dass er mit dem Bayerischen Wald im Hintergrund verschmilzt. Hier muss man mit der Tiefenschärfe arbeiten, um diesen Effekt zu erhalten." Bernhard Krempl macht nur selten Schnappschüsse. Er hat sich angeeignet, auf den "perfekten" Moment zu warten. Zum Beispiel bei Sonnenaufgängen entstehen so einzigartige, berührende Bilder. Wer sich Zeit nimmt für ein Bild, werde oft belohnt.

Doch wie kann der Laie im Urlaub Sehenswürdigkeiten mit einigen wenigen Tricks gekonnt ablichten? Bernhard Krempl gibt Tipps aus seiner zwanzigjährigen Erfahrung als Reisefotograf:

• Wer zum Beispiel auf einem orientalischen Markt mit vielen Farben und Eindrücken ein gekonntes Foto einer Verkaufsszene haben möchte, sollte nicht unbedingt den Menschen in den Mittelpunkt rücken. "Man kann Personen zum Beispiel auch einmal ins äußere Drittel des Bildes rücken lassen. Gerade wenn man so eine Szene einfangen will, muss der Mensch nicht unbedingt im Zentrum stehen." Viel mehr Wirkung habe die Szenerie, wenn die Kaufhandlung in Gänze eingefangen werde. Auch sollte man eine Szene, die man entdeckt hat, immer durch den Sucher beurteilen. Das Auge selektiere zwar, aber erst mit dem Blick durch die Kamera könne man sagen, ob die Verhandlungen am exotischen Obststand ein Foto wert sind.

Die richtige Perspektive wirkt Wunder

• Ein anderer Tipp kostet den Laien wohl etwas mehr Überwindung und hört sich erstmal ungewöhnlich an. "Ich lege mich in Kirchen manchmal ganz hinten auf den Boden. Wenn man aus der Froschperspektive fotografiert, dann öffnet sich der Raum zum Altar förmlich vor einem," erklärt Krempl. So würden Bilder eine ganz eigene Szenerie erhalten. Ein Perspektivenwechsel könne sich durchaus lohnen. Oft entstehen ungewöhnliche Bilder, wenn man aus einer gewissen Höhe oder vom Boden auf den Auslöser drückt.

• Man will die Golden Gate Bridge - das Wahrzeichen von San Franzisco - in der Nacht ablichten; doch wie stellt ein Laie das an? "Hier muss mit einem Stativ gearbeitet werden. Wenn wenig Licht vorhanden ist, dann muss sich die Blende lange öffnen. Bei einer langen Belichtungszeit besteht immer die Gefahr, dass man verwackelt. Wer Glück hat, findet auch eine Mauer oder ein Geländer in der richtigen Höhe. Hier sollte die Kamera dann abgestützt werden."

• Die Belichtungszeit bei einem Sportereignis mit schnellen Bewegungen oder einem Tier beim Laufen oder Fliegen, kann schon mal eine tausendstel Sekunde betragen. Das bedeutet, das extrem kurze Öffnen der Blende verhindert, dass bei der schnellen Bewegung Unschärfen entstehen. Bei Dunkelheit verlängert sich die Belichtungszeit: "Man geht davon aus, dass unter einer sechzigstel Sekunde Belichtungszeit keine scharfen Bilder aus der Hand mehr möglich sind." Ein leichtes Stativ muss dann mit ins Gepäck.

• Wer in Museen oder anderen Gebäuden fotografieren darf, muss vorher einiges wissen, um auch bei gedämpftem Licht gute Bilder zu machen. Viele Laien nehmen an, mit dem integrierten Blitz in der Kamera auch in dunklen Räumen fotografieren zu können. Dem widerspricht Bernhard Krempl. "Wer in dunklen Innenräumen fotografiert, sollte auch mit der Belichtungszeit arbeiten. Die besten Bilder erreicht man, wenn man eine längere Belichtungszeit einstellt und die Blende anpasst." Hier sei neben einer ruhigen Hand vor allem nötig, dass man die Kamera nach dem Auslösen nicht verziehe: "Das ist ganz wichtig - also die Kamera nicht gleich beim oder sofort nach dem Auslösen bewegen."

Nachbearbeitung schafft den Feinschliff

"Ich bearbeite meine Reisebilder mit einem kostenpflichtigen Programm. Hier werden zehn Euro pro Monat für die Lizenz fällig," erklärt Bernhard Krempl. Wer nur Farbe, Helligkeit und Kontrast anpassen will, sei aber auch mit einem kostenfreien Programm gut bedient. "Oft ist bei der Kamera schon ein Programm mit im Angebot oder man kann sich Programme kostenlos im Internet herunterladen." Auch hier sollte man sich - genauso wie mit der Kameratechnik - erst vertraut machen mit den Möglichkeiten. Wer einen Eindruck von Bernhard Krempls Kunst bekommen möchte, kann die Bilder seiner Norwegen-Reise bei einem Vortrag bewundern.

Der Bildervortrag findet am Sonntag, 1. März, im Anstatt Theater im Alten Schlachthof an der Heerstraße 35 in Straubing statt. Beginn ist um 18 Uhr. Karten gibt es an der Abendkasse.