Straubing

Seid ihr alle da? 40 Jahre Bayerische Puppenbühne


Der Kasperl muss sich bei den Aufführungen im Paul-Theater um ein Dinokind kümmern.

Der Kasperl muss sich bei den Aufführungen im Paul-Theater um ein Dinokind kümmern.

Der Kasperl kommt immer mit dem Seppl, dem Krokodil, dem Polizisten und dem Zauberer daher? Weit gefehlt! Der Kasperl trifft ein Relikt aus der Urzeit und präsentiert im Stück der Bayerischen Puppenbühne "Kasperl bei den Dinos" seine Abenteuer mit einem paläontologischen Fundstück. Aber keine Angst! Wie man es gewohnt ist, kann man sich auf einen guten Ausgang des Stücks freuen, Spaß natürlich inklusive.

Gäuboden aktuell hat mit Ramona Elze gesprochen. Sie und ihr Mann Michael betreiben die Bayerische Puppenbühne seit 40 Jahren und kommen mit ihrem Stück am Sonntag, 2. Februar, zu zwei Vorstellungen um 14.30 und um 16 Uhr ins Paul-Theater nach Straubing.

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Ein paar der kultigen kleinen "Familienmitglieder" im Haus der Puppenspielerfamilie Elze in Egglham.

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Ramona Elze betreibt mit ihrem Mann die Bayerische Puppenbühne.

Die Elzes kommen beide aus Puppenspielerdynastien. Aufgewachsen ist Ramona Elze in Aichach in Oberbayern. "Ich habe sechs Geschwister. Unsere Eltern waren Puppenspieler und alle meine Geschwister haben auch Bühnen gegründet. Bis auf einen haben alle Partner vom Fach geheiratet. Die Frau meines jüngsten Bruders war Sekretärin. Sie ist aber auch mit einer unglaublichen Leidenschaft in die Puppenspielerei eingestiegen."

Da mehrere Puppenbühnen an einem Ort nicht gehen und für Konkurrenz in einer Familie kein Platz ist, hat es die Elzes in die Fremde verschlagen.

Interaktion mit dem Publikum birgt Zauber

Heute leben Ramona Elze und ihr Mann in Egglham im Landkreis Rottal-Inn. Kennengelernt haben sie sich über Freunde. Bei den Kindern der Elzes liegt die Puppenspielerei ebenfalls im Blut. Ihre drei Töchter haben wiederum alle Puppenspieler geheiratet und auch die Enkelgeneration präsentiert schon wieder die Abenteuer von Kasperl und Co.. Auch in Zeiten von Netflix und Computerspielen, hat der Kasperl nichts von seinem Zauber verloren. Und dieser Zauber heißt "Interaktion". Wenn der Kasperl durch den Vorhang spitzt, geht ein Lachen durch die Kinderschar. Wer hat noch nicht bei der Frage: "Seid ihr alle da!" lautstark kundgetan, dass dem so ist?

Das Publikum warnt den Kasperl und seine Freunde in brenzligen Situationen mit Zurufen und Ratschlägen. "Und bevor der Vorhang nach einem Märchen fällt, sagen sogar die Erwachsenen die magische Formel mit ihren Kindern auf: "Und wenn sie nicht gestorben sind...," erklärt Ramona Elze. Dabei ergeben sich im Berufsalltag immer wieder rührende Szenen. "Als wir einmal das Rotkäppchen spielten, rief ein kleiner Junge aus dem Publikum der kranken Großmutter im Bett zu, dass auch seine Oma krank sei," erzählt Ramona Elze.

Die Puppenoma ließ es sich nicht nehmen und richtete der kranken Oma des Buben einen schönen Gruß aus. "An meine Leidensgenossin!" Ramona Elze und ihr Mann staunten nicht schlecht, als der kleine Zuschauer einige Zeit später erneut in eine Vorstellung kam. Mit dabei war seine Oma, die wieder gesund war, und sich für die guten Wünsche bei der Puppenoma bedankte. Dass aus einer Panne spontan Kult werden kann, haben die Elzes auch schon erfahren. Nachdem eine Puppe im Auto vergessen worden war, mussten einige lange Minuten überbrückt und das junge Publikum bei Laune gehalten werden.

Ein kleiner Igel wird zum Kultcharakter

"Da hat einfach der kleine Igel ein paar Mal verstohlen durch den Vorhang gelugt," lacht Ramona Elze. Das kam bei den Buben und Mädchen so gut an, dass der kleine Igel jetzt immer mit seinem Auftauchen die Zeit in der Pause verkürzt. "Die Kinder warten schon auf ihn," freut sich Ramona Elze. Kult halt! In ihrem Beruf erfahren die Elzes immer wieder, dass weder Hausmärchen noch traditionelle Lieder tot sind. "Wir erkennen, dass die Kinder die alten Märchen immer noch kennen. Auch bei den Weihnachtsliedern in den Vorstellungen rund um die Festtage wurde kräftig mitgesungen."

Am liebsten spielt Ramona Elze übrigens den Seppl. "Er ist so tollpatschig. Man muss ihn immer ein wenig beschützen," betont sie. Das kommt auch bei den Kindern gut an. "Wenn wir - wie in einem großen Möbelhaus in den Ferien - mehrere Tage an einem Ort gespielt haben und dann abbauen, dann gibt es schonmal Tränen bei den Kindern, wenn das Theater verschwindet und wieder ein leerer Fleck ist." Solche Momente versetzen die Elzes immer in Rührung. "Ich liebe die Kinder. Für sie zu spielen, ist das Schönste für mich."

Durchstarten mit dem Räuber Hotzenplotz

Die Bayerische Puppenbühne hat große Pläne. Ab Mai geht es mit "Räuber Hotzenplotz und die Mondrakete" in die Zukunft. "Wir haben uns die Rechte an dem Stück gesichert!" Es fehlt allerdings noch der Feinschliff: Ramona und Michael Elze wollen das junge Publikum wieder voll in die Szenen miteinbeziehen, die interaktiven Szenen müssen noch ausgefeilt werden, damit das Publikum auch lautstark mitfiebern kann.

Auch im Paul-Theater darf sich das kleine und große Publikum auf eine besondere Geschichte mit einem selbst von den Elzes verfassten Stück freuen. Der Kasperl und der Seppl finden beim Schwammerlsuchen im Wald ein mysteriöses Ei und die Geschichte nimmt ihren Lauf. Ein kleiner mutterloser Dino sorgt im Stück für kräftig Wirbel. Die Kinder fiebern natürlich mit, ob das Dinosaurierkind seine Mama wieder findet. "Am Ende des Stücks kommt eine sehr rührende Szene. Da haben auch schon mal die Erwachsenen ein paar Tränen verloren." Wir dürfen gespannt sein!