Angehende Jägerin bereitet sich auf "Grünes Abitur" vor

Mehr als nur ein Hobby


Die angehende Jägerin Julia Berger mit ihrem Zögling "Buale" im heimischen Garten.

Die angehende Jägerin Julia Berger mit ihrem Zögling "Buale" im heimischen Garten.

Straubing-Bogen. Im Oktober ist es wieder so weit. Ein neuer Jagdlehrgang startet bei der Kreisgruppe Straubing Stadt und Land. Insgesamt zwölf angehende Jäger und Jägerinnen bereiten sich auf das "Grüne Abitur" vor, wie die Jagdprüfung auch genannt wird.

Die Jagdanwärter haben viel zu lernen, von Wildbiologie und Tierkunde über den sicheren Umgang mit den Schusswaffen bis hin zu den rechtlichen Grundlagen. Die Prüflinge haben aber auch einige Kosten zu tragen, weiß Markus Landsmann, Vorsitzender und Ausbildungsleiter der Kreisgruppe. Da sind zuerst einmal die Ausbildungskosten, die von Ort zu Ort unterschiedlich ausfallen. So kostet die Vorbereitung auf die Prüfung bei der Kreisgruppe Straubing 1 300 Euro. Bei anderen Ausbildungsstellen liege dieser Preis weit höher, meint Landsmann. Dazu kommt noch eine Anmeldungsgebühr von 280 Euro beim zuständigen Landwirtschaftsamt in Landshut.

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Ab Oktober bereitet sich Julia Berger für den Jagdschein vor. Im Wald begleitet sie der Deutsch-Drahthaar-Rüde Nick.

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Neugierig schaut "Buale" in die Kamera.

Jagd kein Hobby, sondern eine Passion

Nach bestandener Prüfung folgt für die Jungjäger der Kauf der Ausrüstung. "Dann geht's erst richtig los", sagt Landsmann. Zuerst denkt man natürlich an die Jagdwaffe, allerdings gehört zur Ausrüstung noch viel mehr. Zum Beispiel wetterfeste Kleidung oder ein Fernglas zum Aufspüren des Wilds. Zusammen kann das ohne Weiteres mehrere Tausend Euro kosten.

Die hohen Ausgaben für Jagdprüfung und -ausrüstung würden oftmals unterschätzt, so Landsmann. Abgesehen von dem finanziellen Aspekt bedeute eine Jagd auch viel Arbeit und die Einhaltung der geltenden Gesetze. Dieser enorme Aufwand erfordere Leidenschaft, sagte der Vorsitzende der Kreisgruppe. Für ihn steht fest, "die Jagd ist kein Hobby, sondern eine Passion".

Schießen für Jäger nur Nebensache

Mit dem ganzen Herzen dabei sein, das möchte auch Julia Berger. Sie ist eine von drei Frauen des Jagdlehrgangs. Die 18-Jährige aus Rain bei Straubing möchte es ihren Eltern gleichtun und Jägerin werden. Für die junge Frau bedeutet der Jagdschein aber mehr, als nur in die Fußstapfen ihrer Eltern zu treten. Sie verbindet ein persönliches Anliegen mit der Jagdberechtigung, nämlich den Schutz der Wildtiere.

Der Beitrag zu Naturschutz und Landschaftspflege gehört zu den wichtigsten Aufgaben der Jäger. So achten sie auch auf einen ausgeglichenen Wildtierbestand. Schießen sei dabei nur eine Nebensache, so Berger. Viel öfter gehe es darum, die Wildtiere in der futterarmen Zeit von Herbst bis Frühjahr mit Zufütterung zu unterstützen. Dafür ist die Familie jeden Tag unterwegs und bestückt die Futterstellen, besonders für Rehe und Kleinwild.

"Wir hegen und pflegen das Wild"

In gleicher Weise beteiligen sich die Jäger aktiv an der Rettung von verwaisten oder verletzten Wildtieren. Julia Berger und ihre Eltern haben schon oft Tieren geholfen. So haben sie in diesem Jahr drei verwaiste Rehkitze gefunden und versorgt. Zwei zog Berger selbst mit der Flasche auf. Das dritte Kitz musste die Familie zu einem Tierarzt bringen, doch auch der konnte dem Jungen nicht mehr helfen.

Trotz solcher Rückschläge erlebt Berger viele schöne Momente, die sie motivieren, sich auch weiterhin für hilfsbedürftige Wildtiere einzusetzen. So erinnert sie sich mit Freude an vier Wildschweinfrischlinge, die die Familie vor drei Jahren aufgezogen hat. Darunter die aufgeweckten Drillinge Maxi, Milli und Lucy.

"Wir hegen und pflegen das Wild", sagt die 18-Jährige stolz. Für die junge Frau ist es mehr als nur eine Pflicht, sondern auch eine Herzensangelegenheit, sich um elternlose oder verletzte Tiere zu kümmern und sie zu pflegen.

Jagdschein für Wildtierrettung nötig

Dazu ist die Jagdberechtigung aber unverzichtbar. Laut dem Jagdrecht unterliegen Wildtiere der Zuständigkeit der revierinhabenden Jäger. Auf diese Weise sollen Wildtiere nur bei einem tatsächlichen Notfall aus ihrem Lebensraum entnommen werden. Auch braucht es genaue Kenntnisse, wie einem Wildtier richtig zu helfen ist, damit es gesund wird und wieder ausgewildert werden kann.

"Ohne Jagdschein schützen geht nicht", weiß Berger. Damit sie auch in Zukunft Wildtiere in Not versorgen kann, hat sie sich für die Jagdausbildung entschieden. Wie wichtig ihr das Wohl der Tiere ist, zeigt auch ihre Berufsentscheidung. Gerade hat sie die Ausbildung als tiermedizinische Fachangestellte begonnen. Das ist aber nur der erste Schritt, denn nach der Ausbildung möchte Berger Tiermedizin studieren.

Jäger im Landkreis

Drei Kreisgruppen des Bayerischen Jagdverbands (BJV) sind im Landkreis aktiv. Es handelt sich um die Gruppen Bogen, Straubing Stadt und Land sowie Mallersdorf.Die Kreisgruppe Bogen umfasst knapp 400 Mitglieder, den Vorsitz haben derzeit Simon Haimerl und Johann Maurer inne. Eine vergleichbare Mitgliedsbasis kann auch die Kreisgruppe Straubing Stadt und Land vorweisen. Deren Vorsitzende sind Markus Landsmann und Hans Kölnberger. Etwas mehr als 200 Mitglieder hat die Kreisgruppe Mallersdorf, deren Vorstandschaft bei Ludwig Krinner und Dr. Konrad Schmalhofer liegt.

Aktuell gibt es im Landkreis knapp 1 160 Jagdscheininhaber. In der Stadt haben derzeit etwas mehr als 150 Anwohner einen Jagdschein. Sowohl in der Stadt als auch im Landkreis liegt der Frauenanteil bei rund 10 Prozent, Tendenz weiter steigend. Das entspricht auch dem bayernweiten Durchschnitt.

Für ganz Bayern hat das Bayerische Staatsministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Anfang Mai 2017 etwas mehr als 70 000 Jagdscheininhaber erfasst. Davon sind rund 50 000 Jäger als Mitglieder im BJV organisiert, wozu auch die Kreisgruppen von Straubing-Bogen gehören.

Im vergangenen Jahr sind fast 2 300 Frauen und Männer im Freistaat zur Jagdprüfung angetreten. Im Gegensatz zum Rest Deutschlands habe damit die Zahl der Jägerprüflinge in Bayern abermals zugenommen, wie der BJV mitteilte. Es ist unklar, ob sich diese Entwicklung heuer fortsetzt, da durch die Corona-Pandemie viele Jagdkurse und -prüfungen verschoben werden mussten.