Glosse

kreis & quer

Landkreis-Kolumne:Erfahrung


Man merkt, dass derzeit viele Leute erstmals öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Neulich in Straubing auf dem Bahnsteig, direkt unter dem Schild mit der Nummer 3: "Ist das Gleis 3?" "Ja." "Vorne und hinten . . . ?"

Das erinnert an den Busfahrer, der gefragt wurde, ob denn der ganze Bus an das Ziel fahre, das vorne auf dem Display stand. Er war versucht, zu antworten: "Nein, ich lasse die hintere Achse immer auf halber Strecke stehen, wissen Sie."

Wer im Straubinger Bahnhof Neumarkt mit Neufahrn verwechselt, braucht etwas länger ans Ziel.

Immerhin muss er sich der Fahrkarte wegen keine Sorgen machen, das 9-Euro-Ticket gilt ja auf beiden Strecken. Nach einer Fahrt mit der entschleunigenden Gäubodenbahn ist man zudem tiefenentspannt.

Wenn man mit ihr fährt, lernt man auch gleich die Sache mit den Bedarfshaltestellen, an denen der Zug nur auf Anforderung hält. Wer das Prinzip aus der Waldbahn (oder von Linienbussen) her kennt, kann sich allerdings fast genauso sehr wundern wie einer, der noch nie den ÖPNV genutzt hat. "Wo drücke ich jetzt da?", hat eine Frau gefragt, die in Sallach aussteigen wollte und einen Haltewunsch-Knopf suchte. "Nirgends", hat ihr eine andere erklärt. "Sie gehen zum Lokführer und sagen Bescheid." Der Blick, den sie erntete, war ungefähr so ungläubig wie der der Leute auf der Agilis-Toilette, wenn plötzlich die Tür aufgleitet, weil sie nicht verstanden haben, dass die zwar automatisch schließt, sich aber nicht auch automatisch verriegelt . . .