Straubing Tigers

Gaby Sennebogen im Interview: "Wir brauchen mehr Fannähe"


Tigers-Geschäftsführerin Gaby Sennebogen stand im idowa-Interview Rede und Antwort.

Tigers-Geschäftsführerin Gaby Sennebogen stand im idowa-Interview Rede und Antwort.

Zwei Jahre in Folge lief es für die Straubing Tigers sportlich nicht wie gewünscht. Doch das ist mittlerweile abgehakt, sagt Geschäftsführerin Gaby Sennebogen. Der Blick ist nach vorne gerichtet, auf die anstehende zehnte Saison des Clubs in der Deutschen Eishockey-Liga (DEL). Im idowa-Interviews spricht Sennebogen über die aktuelle Situation bei den Tigers, die Treue der Fans sowie die zuletzt etwas vernachlässigte Nähe zu den Anhängern.

Frau Sennebogen, die abgelaufene Saison lief alles andere als gut. Wie wurde die Spielzeit in den letzten Wochen und Monaten aufgearbeitet?
Gaby Sennebogen: Ich persönlich habe das ganz schnell abgehakt. Damit kann man sich nicht allzu lange aufhalten. Mit negativen Sachen soll man sich sowieso nicht aufhalten. Man muss nach vorne schauen. Wir haben gleich nach der Saison mit den Arbeiten für die kommende Saison begonnen.

Mit dem Trainerwechsel zu Larry Mitchell wurden die Ergebnisse wieder besser. Ist er ein Glücksfall für den Verein?
Sennebogen: Ich denke, dass er das ist. Nach der nächsten Saison werden wir dann mehr wissen (lacht). Wir kennen ihn ja schon länger aus der Liga und Jason Dunham ist schon länger in Kontakt mit ihm, die beiden kennen sich auch schon sehr lange. Natürlich erhoffen wir uns, dass er uns in der nächsten Saison weiterhelfen kann.

Mitchell ist es aus Augsburg gewöhnt, viel Mitspracherecht zu haben. Ist das auch in Straubing der Fall?
Sennebogen: Das müssen Sie Jason Dunham fragen. Eingestellt wurde er als Trainer. In die genaue Aufteilung zwischen den beiden mische ich mich nicht aktiv ein. Die zwei müssen miteinander klarkommen und haben ihre Rollenverteilung bereits gefunden.

"Man spürt eine Aufbruchstimmung"

Mitchell hat in seiner Augsburger Zeit auch viel Wert auf Teambuilding gelegt und war mit der Mannschaft auch mal in einem Trainingslager. Ist so etwas auch in Straubing geplant?
Sennebogen: Wir fahren in kein Trainingslager. Aber es stehen diverse Teambuilding-Maßnahmen an. Das ist auch schon alles geplant und gebucht. Der Plan für August ist komplett fertig.

Die zehnte DEL-Saison steht an. Spüren Sie schon so etwas wie eine Aufbruchstimmung?
Sennebogen: Ja. Das merkt man alleine schon daran, dass wir trotz der letzten Saison wieder mehr Dauerkarten verkauft haben. Die Leute freuen sich auf die neue Saison, wir uns genauso. Und natürlich haben die Fans auch gewisse Erwartungen an den neuen Trainer, aber auch an die neue Mannschaft.

Sie sprechen die Dauerkarten an. Der Vorverkauf ist abgeschlossen. Können Sie etwas zu den Zahlen sagen?
Sennebogen: Ja. Wir konnten erfreulicher Weise noch einmal mehr Dauerkarten verkaufen als im letzten Jahr. Aktuell haben sich 2.800 Fans eine besorgt. Im Vorjahr lag die Zahl bei 2.700.

Woran, glauben Sie, liegt das?
Sennebogen: Wir versuchen, die Dauerkartenpreise so fanfreundlich wie möglich zu halten. Wer sich bei den Straubing Tigers eine Dauerkarte kauft, spart sich 33 Prozent im Vergleich zu den Einzeltickets. Dazu kommt freier Eintritt für alle Vorbereitungsspiele.

Die Fans halten "ihren" Tigers trotz zwei sportlich durchwachsenen Jahren die Treue. Wie wichtig ist das für den Verein?
Sennebogen: Für uns ist es lebenswichtig, dass die Fans bei uns bleiben und dem Verein die Treue halten. Gerade die Dauerkarten machen ja einen gewissen Teil vom Gesamtetat aus und geben uns eine gewisse Planungssicherheit. Umso mehr freut es uns, dass wir da weiter die einhundertprozentige Unterstützung der Fans haben.

Motto: "Meine Heimat, meine Stadt, mein Verein"

Wie erklären Sie sich das?
Sennebogen: Das A und O in Straubing ist, dass die Fans sagen: Das ist meine Heimat, meine Stadt und mein Verein. Die Tigers gehören zu Straubing wie das Gäubodenvolksfest und sind mittlerweile einfach ein Teil dieser Stadt. Somit gehört der Club einfach zu unserer Heimat. Und speziell die Niederbayern sind sehr heimatverbunden.

Die Tigers stehen vor ihrer zehnten DEL-Saison. Hätten Sie sich das beim Aufstieg 2006 erträumen lassen?
Sennebogen: Direkt beim Aufstieg habe ich ehrlich gesagt noch nicht so weit gedacht. Wir sind da von Jahr zu Jahr hineingewachsen, haben uns behauptet und sind in der Liga immer mehr angekommen, auch im Ansehen der anderen Clubs. Damals hat das sicher keiner ahnen oder wissen können. Umso mehr freut es uns, dass wir es so weit geschafft haben.

Mit der Zeit wachsen auch die Herausforderungen und Anforderungen an einen Club. Der "Neulings-Bonus" des kleinen Straubing ist irgendwann aufgebraucht. Können Sie beschreiben, wie sich der Verein in den vergangenen Jahren entwickelt hat und wodurch er sich vielleicht noch professioneller aufgestellt hat?
Sennebogen: Man entwickelt sich ständig weiter. Man sieht auch hier wieder, dass es für die nächste Saison wieder neue Dinge gibt. Wir haben uns auch im Stadion, mit dem Dauerkartenabo und mit der Cashcard, verbessert. Eigentlich gibt es jedes Jahr irgendetwas Neues. Man muss auch mit der Zeit gehen und sich ständig entwickeln. Es gibt immer Verbesserungsmöglichkeiten, man kann aber nie alle Ideen gleichzeitig umsetzen, weil viele Dinge auch mit Kosten verbunden sind. Aber wir versuchen, dass wir im Umfeld jedes Jahr besser werden.

Was muss das Ziel für die kommende Saison sein?
Sennebogen: Was wir wissen ist, dass wir die Fannähe mehr suchen müssen. Mitte Juli gibt es wieder ein Treffen mit Vertretern der Fanclubs und unseren Gesellschaftern, um einfach die Kommunikation miteinander zu verbessern. Aber wenn man jeden Tag in der Geschäftsstelle sitzt und im Alltag drin ist, dann bekommt man gar nicht so mit, was die Fans denken und was sie sich wünschen. Wir werden uns da jetzt einfach mehr Zeit nehmen, regelmäßig den Austausch suchen. Wir wissen, dass wir das machen müssen, dass wir das vernachlässigt haben. Aber das wollen wir in Zukunft auf alle Fälle machen.

Mit Christian Griesbeck kam ein neuer Mann, der sich vor allem um die Sponsorenakquise kümmen soll. Wie läuft da die Zusammenarbeit?
Sennebogen: Wir haben zunächst mit ihm natürlich eine Bestandsaufnahme gemacht, damit er weiß: Wen haben wir als Sponsor, wen nicht. Jetzt ist die ganze Sache im Gange, er schreibt Firmen an und schaut auch persönlich vorbei.

Bislang hat man sich im Sponsoring größtenteils auf Straubing konzentriert. Als einziger Profiverein hat man aber in ganz Ostbayern einen großen Markt, den man sich bisher noch nicht erschlossen hat. Soll das in Zukunft ausgebaut werden?
Sennebogen: Das ist eigentlich ganz bunt gemischt. Wir wissen natürlich, dass wir noch ein riesen Potential im Umland haben, das wir bislang noch nicht beackert haben. Aber das ist natürlich sehr zeitaufwendig. Christian Griesbeck hat sich das auch leichter vorgestellt. Es gibt schon Firmen, zu denen man fährt, die man spontan begeistern kann und die sofort sagen, das mache ich. Aber es gibt auch Firmen, die man mehrmals besuchen muss. Da braucht man schon auch Geduld.

"Aktuell wird das Bestmögliche aus dem Nachwuchs herausgeholt"

Dann werfen wir den Blick mal über das aktuelle Tagesgeschehen hinaus. Thema zweite Eisfläche. Wie wichtig wäre die für die Tigers?
Sennebogen: Die ist für uns absolut wichtig, damit wir vorwärts kommen. Gerade auch im Hinblick auf die Nachwuchsarbeit.

Wie hat sich die Nachwuchsarbeit in den letzten Jahren entwickelt?
Sennebogen: Ich kann sagen, dass der Vorstand, also Erich Schüller und Ralf Zwickl, einen super Job machen, sehr viel Energie ehrenamtlich investieren. Und aktuell das Bestmögliche rausholen aus der Situation, die wir momentan haben. Alle wären dankbar und glücklich, wenn wir eine zweite Eisfläche hätten.

Die Tigers müssen aufgrund des Nachwuchses auch Strafen zahlen. Können Sie das genauer erläutern?
Sennebogen: Es gibt jetzt ein neues Sterne-System, nach dem die Nachwuchsabteilungen bewertet werden. Letzte Woche war Ulrich Liebsch (DEL-Nachwuchskoordinator, Anm.d.Red.) in Straubing und hat sich alles angeschaut. Das genaue Ergebnis kennen wir noch nicht.

Bis wann wissen Sie, wie der Verein eingestuft wurde?
Sennebogen: Das Ergebnis bekommt man erst am Ende der nächsten Saison. Deshalb ist es auch schwierig in Sachen Etatplanung, weil man nicht weiß, wie hoch die möglichen Strafzahlungen sein werden.

"Nur mit Verboten oder Strafen kommt man nicht ans Ziel"

Wenn man mal in eine andere Sportart blickt: Im Fußball lag die Nachwuchsarbeit um die Jahrhundertwende herum auch am Boden. Danach wurden die Clubs zu ihrem Glück gezwungen. Ohne entsprechende Voraussetzungen wie etwa ein Nachwuchsleistungszentrum erhält man keine Lizenz für die oberen Ligen. Wäre so etwas auch im Eishockey überlegenswert?
Sennebogen: Ich glaube, das wäre im Eishockey nicht umsetzbar, weil es dann nicht genügend Vereine geben würde, die überhaupt erste Liga spielen könnten, wenn man das direkt von der Nachwuchsarbeit abhängig macht. Aber letztlich wird darauf hingearbeitet, dass man gewisse Voraussetzungen schaffen muss. Das ist Teil dieses Sterne-Systems. Es wird versucht, einen Weg zu finden, damit man eines Tages wieder erfolgreiche Nationalspieler hat. Aber jeder weiß, dass das nicht von heute auf morgen geht sondern zehn Jahre oder länger dauert. Nur mit Verboten oder Strafen kommt man da sicher auch nicht ans Ziel.

Abschließende Frage: Vor zehn Jahren beim Aufstieg hat niemand gedacht, dass die Tigers heute da stehen, wo sie sind. Wo wünschen Sie sich den Verein in fünf oder zehn Jahren?
Sennebogen: Ich möchte, dass wir dann immer noch in der DEL spielen, dass wir eine zweite Eisfläche haben, einen dementsprechend erfolgreichen Nachwuchs haben, dass unsere Fans immer noch alle da sind und jeder bei unseren Heimspielen noch an der gleichen Stelle im Stadion steht. Natürlich soll es so weiter gehen, dass wir uns weiterhin etablieren und einfach ein Teil der DEL bleiben.

Frau Sennebogen, vielen Dank für das Gespräch.