Herzenswunsch erfüllt

Ein letztes Mal darf Schorsch sein altes Zuhause in Wiesenfelden sehen

Georg Hierl will mit 93 Jahren ein letztes Mal seinen Hof sehen. Das Hospizmobil des BRK macht es ihm möglich. Sein ehemaliges Zuhause ist jetzt ein Kindergarten.


Die Idee für die Fahrt von Georg Hierl, das Team des BRK-Herzenswunsch-Hospizmobils um Unterstützung zu bitten, kam von Betreuungsassistentin Angelika Piller.

Die Idee für die Fahrt von Georg Hierl, das Team des BRK-Herzenswunsch-Hospizmobils um Unterstützung zu bitten, kam von Betreuungsassistentin Angelika Piller.

Von Redaktion Roding

Wer Georg Hierl in seinem Zimmer auf der BRK-Pflegestation am Krankenhaus in Roding besucht, dem fällt sofort ins Auge, was ihm am Herzen liegt: sein Hof. An fast allen Wänden hängen Fotos und Luftbilder. Sogar ein Grundriss ist an der Wand angebracht. Daher rührte auch Hierls Herzenswunsch, ein letztes Mal sein früheres Zuhause zu besuchen.

Die Idee, dafür das Team des BRK-Herzenswunsch-Hospizmobils um Unterstützung zu bitten, kam von Betreuungsassistentin Angelika Piller. Auf dem Grund in Wiesenfelden, der Hierl bis vor einigen Jahren gehörte, ist etwas ganz Besonderes entstanden: Die Gemeinde hat das ehemalige landwirtschaftliche Anwesen gekauft und dort einen Kindergarten - oder eher ein Kinderparadies - errichtet.

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Ein besonderer Moment war, als Kindergartenleiterin Marina Steubl dem Bewohner seine alte Holz-Schubkarre brachte - noch im Originalzustand. Links auf dem Foto ist Bürgermeister Andreas Urban.

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Mehr als einmal huschte Georg Hierl (hier mit Angelika Piller und Bürgermeister Andreas Urban) "zu Hause" ein Lächeln übers Gesicht.

Genau diesen Ort sah sich Hierl, der im Februar 93 Jahre alt geworden war, mit Unterstützung der Chamer BRK-Mitarbeiter Peter Filimon und Louis Pscheidt am Montag an. Begleitet wurden sie von Heimleiterin Yvonne Schönemann und Angelika Piller.

Ein besonderer Moment für Georg Hierl

Schon bei der Ankunft in Wiesenfelden wurde klar: Georg Hierl, von allen Schorsch genannt, ist eine echte Persönlichkeit in seiner Heimat. Für seinen Besuch nahmen sich auch Bürgermeister Andreas Urban und die Leiterin des Kindergartens, Marina Steubl, Zeit.

Nach einer kurzen Begrüßung auf dem Parkplatz ging es los. Begeistert war Hierl gleich von der ersten Station: dem Stall des Kindergartens, in dem Hasen, Meerschweinchen und Hühner leben. Schließlich hielt seine Familie auch Tiere: Kühe, Hühner, Schweine… Alles, was dazugehört!

Ein Lächeln trat ihm ins Gesicht, als Schönemann ihn mit dem Rollstuhl in die Außenanlagen schob. Er sei sehr froh darüber, dass sein ehemaliges Zuhause richtig genutzt werde und ein so lebendiger Ort sei, sagte er.

Ein weiterer besonderer Moment war, als Steubl ihm seine alte Holz-Schubkarre brachte - noch im Originalzustand. Da konnte er es sich nicht nehmen lassen, sie kurz hochzuheben - fast so wie früher. Viele Fragen hatte Georg Hierl an Bürgermeister Urban. Wie es um sein Holz stehe oder was mit den Feldern um das Anwesen herum sei, erkundigte er sich. Urban stand dem ehemaligen Gemeinde-Bürger ausführlich Rede und Antwort.

Das ganze Projekt, das zeigte sich deutlich, war und ist für Urban ebenfalls eine Herzensangelegenheit. Ihm war wichtig, dass möglichst viel erhalten bleibt und nichts weggeworfen wird.

So können die Kindergartenkinder zum Beispiel den alten Ofen Hierls samt Herd als Matschküche benutzen. Viele alte Werkzeuge übergab der Bürgermeister einem Heimatmuseum.

Er freut sich über jede Nachricht der Kinder

Bevor es zurück nach Roding ging, drehte Hierl mit dem Herzenswunschmobil noch eine Runde durch Wiesenfelden. Auf seinen spontanen Wunsch hin besuchte der 93-Jährige zusammen mit seinen Begleitern das Familiengrab im Ort, in dem seine Frau und seine beiden Söhne ihre letzte Ruhe gefunden haben. Schnell besorgte Angelika Piller eine Rose und eine Kerze.

Wie es auf seinem früheren Anwesen und in seiner niederbayerischen Heimat weitergeht, darüber wird Hierl auch in Zukunft genau Bescheid wissen. Er steht seit dem ersten Tag mit Kindergartenleiterin Marina Steubl in Kontakt und bekommt regelmäßig Post von den Mädchen und Jungen. "Die zeigt er dann ganz stolz allen Pflegern", erzählte Yvonne Schönemann.