Autonom und nach Bedarf

Mobil mit KelRide als modernes ÖPNV-Konzept


Wie von Zauberhand gesteuert zuckeln die EZ10-Shuttles im Rahmen von KelRide durch Kelheim.

Wie von Zauberhand gesteuert zuckeln die EZ10-Shuttles im Rahmen von KelRide durch Kelheim.

Von Redaktion Hallertau

Im Landkreis Kelheim können Fahrgäste ab sofort erstmals autonome On-Demand-Fahrzeuge in einer gemischten Flotte als Teil des öffentlichen Nahverkehrs buchen. Das Projekt KelRide geht damit in seine zweite Phase. Es ist eines der größeren ÖPNV-Projekte in Deutschland, bei dem autonome und konventionelle Fahrzeuge zusammengespannt werden. Ziel des Projekts ist es, einen Betrieb der autonomen Fahrzeuge unter allen Wetterbedingungen zu ermöglichen.

Nach dem Start des öffentlichen On-Demand-Dienstes KEXI im vergangenen Sommer ermöglicht es die zweite Phase den KEXI-Kunden, über die KEXI-Mobil-App eine Fahrt mit einem der beiden autonomen Elektrofahrzeuge EZ10 zu buchen. Ein eigens für den Betrieb errichteter Hub für autonome Fahrzeuge bietet Platz für fünf Shuttles, da die Flotte im Rahmen des Projektvorhabens im Jahr 2023 erweitert werden soll.

Fahrten kostenlos

Der autonome Service wird montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr im Donaupark, in der Altstadt und am Pflegerspitz-Parkplatz angeboten. Der Service soll die Altstadt von Kelheim mit dem Gewerbegebiet "Donaupark" verbinden und ein Straßennetz von fast 14 Kilometern Länge bedienen. Die Fahrzeuge werden mit einer Höchstgeschwindigkeit von 20 km/h fahren und einen Sicherheitsoperator an Bord haben, der jederzeit per Tablet eingreifen kann. Die Fahrten in den autonomen Fahrzeugen werden kostenlos sein. Bisherige autonome Dienste in Deutschland werden oft auf einer festen Route betrieben, wohingegen es die innovative Technologie des KEXI-Service möglich macht, autonome Fahrzeuge dynamisch in Echtzeit zu routen.

Zudem schränken ungünstige Wetterbedingungen wie starker Schneefall, Regen oder Nebel fahrerlose Mobilitätslösungen bislang noch ein. Auch dieser Herausforderung für das autonome Fahren widmet sich KelRide: Unter Einsatz bestehender Sensortechnologie und Fahrzeugsteuerungssoftware sowie eines intelligenten Flottenmanagements soll eine Allwettertauglichkeit bei typischen mitteleuropäischen Wetterbedingungen erreicht werden.

Der Landkreis Kelheim unterstützt die Entwicklung und Umsetzung des Projekts in Verbindung mit den lokalen Zielen für die Region, einschließlich der Optimierung des öffentlichen Nahverkehrs. Dies bedeutet die Einführung neuer und attraktiver Verkehrsangebote, die die Nutzung von privaten Pkws reduzieren und den Zugang zum öffentlichen Verkehr erweitern. Die Umsetzung liegt unter anderem in den Händen der Unternehmensberatung P3 automotive, die ihre Kompetenzen in den Bereichen Projekt- und Produktmanagement sowie Kostenanalyse einsetzt, um einen termingerechten Ablauf und nachhaltigen Projekterfolg zu gewährleisten. Nicht zuletzt bereitet P3 den Skalierungsprozess der KelRide-Idee über das ursprüngliche Kelheimer Versorgungsgebiet hinaus vor. "Als einer der Gründerväter der KelRide-Produktvision freuen wir uns, dass unser Produkt wächst und Schritt für Schritt Realität wird. Wir freuen uns über den Start der gemischten Flotte und haben die Ziellinie fest im Blick", sagt Marco Dargel, Partner für den Bereich Autonomes Fahren bei P3.

Beteiligt ist auch das Fachgebiet Verkehrssystemplanung und Verkehrstelematik der Technischen Universität Berlin. Mit der ereignisbasierten Verkehrssimulationssoftware MATSim (Multi-Agent Transport Simulation) wird das Mobilitätsverhalten im Landkreis Kelheim simuliert und mit Hilfe von Modellen die Auswirkungen des autonomen Dienstes untersucht. So kann die zukünftige Nachfrage nach den autonomen Shuttles in verschiedenen Bedienungsgebieten abgeschätzt werden.

Buchbar per App

Die Software von Via optimiert die Buchung von geteilten Fahrten, das Routing, die Zuweisung von Fahrgästen und Fahrzeugen, das Kundenerlebnis und das Flottenmanagement. Um autonome Fahrzeuge im Projekt KelRide zu betreiben, haben Via und EasyMile eine technische Integration aller Schnittstellen entwickelt, die es den Fahrgästen ermöglicht, ihre Fahrten einfach über die mobile App von Via zu buchen. Der Technologieanbieter und Konsortialführer EasyMile bringt seine EZ10- Shuttles sowie sein Fachwissen über autonome Fahrplattformen in das Projekt ein.

Schließlich erforscht und erprobt der TÜV Rheinland Methoden und Verfahren zur Prüfbarkeit des hochautomatisierten Systems, führt alle für die geplante Straßenzulassung erforderlichen Tests einschließlich Risikoanalysen der Betriebsbereiche durch und unterstützt die Kommunikation mit den Zulassungsbehörden. Weitere Informationen zum Projekt KelRide sind auf der Homepage www.kelride.de zu finden.