Bilanz 2022

Kelheimer Kreissparkasse wächst auch in Krisenzeiten


Verwaltungsratsvorsitzender Landrat Martin Neumeyer (2. v. r.), sein Stellvertreter und Kelheimer Bürgermeister Christian Schweiger (rechts), Vorstandsvorsitzender Dieter Scholz (2. v. l.) und Vorstandsmitglied Erich R. Utz stellten die Zahlen aus der Bilanz 2022 der Kreissparkasse Kelheim vor.

Verwaltungsratsvorsitzender Landrat Martin Neumeyer (2. v. r.), sein Stellvertreter und Kelheimer Bürgermeister Christian Schweiger (rechts), Vorstandsvorsitzender Dieter Scholz (2. v. l.) und Vorstandsmitglied Erich R. Utz stellten die Zahlen aus der Bilanz 2022 der Kreissparkasse Kelheim vor.

Dass ausgerechnet am Tag der Präsentation der Bilanzzahlen 2022 die Fahnen vor dem Verwaltungsgebäude der Kreissparkasse in der Schäfflerstraße in Kelheim nicht aufgezogen waren, ist ein lässlicher Lapsus. Angesichts großer Herausforderungen in einem politisch und wirtschaftlich turbulenten Umfeld zeigen die Verantwortlichen des öffentlich-rechtlichen Geldinstituts gegenüber ihren Kunden und damit der gesamten Region demonstrativ Flagge und sind mit dem erzielten Geschäftsergebnis aus dem Vorjahr zufrieden.

"Gesundes Wachstum, guter Branchenmix und gute Risikosituation in einer prosperierenden Region" - damit fasste Vorstandsvorsitzender die augenblickliche Lage des öffentlich-rechtlichen Geldinstituts bei der Bilanzpressekonferenz diese Woche zusammen. Verwaltungsratsvorsitzender Martin Neumeyer sprach von "aufregenden Zeiten, die uns alle herausfordern" und nannte in diesem Zusammenhang die Stichworte Ukrainekrieg, China, den Green Deal, den Wohnungsbau, den Klimawandel oder die steigenden Heizkosten. "Gerade deshalb brauchen die Menschen in der Region einen stabilen Anker wie die Sparkasse", so der Landrat.

Dauerhaft höhere Energiepreise und damit höhere Produktionskosten, eine Neuordnung der globalen Wirtschafts- und Lieferbeziehungen, anhaltende geopolitische Spannungen sowie zunehmende Konflikte um wichtige Rohstoffe, damit nannte Vorstandsvorsitzender Dieter Scholz die Herausforderungen, mit denen man es seiner Meinung nach in absehbarer Zukunft zu tun haben wird. "Diese Entwicklungen haben natürlich auch das zurückliegende Geschäftsjahr der Sparkassen beeinflusst", sagte er.

Rasche Zinswende erfordert schnelle Reaktion

2022 verbucht man an der Schäfflerstraße in der Kreisstadt laut Geschäftsbericht als "ein außergewöhnliches Jahr, das so in den nächsten Jahren wahrscheinlich nicht wiederkommen wird". Selbst die Kelheimer Banker hat die relativ rasche Zinswende überrascht. Scholz verdeutlichte diese Entwicklung am Beispiel der zehnjährigen Bundesanleihen, deren Verzinsung in den letzten drei Jahren vom minus 0,181 Prozent (Ende 2021) auf nun plus 2,358 Prozent (31. März 2023) angestiegen ist.

Wie hat die Kelheimer Sparkasse darauf reagiert? Scholz: "Die Rolle der Kreditwirtschaft, vor allem der Sparkassen, ist es, mit langfristig verlässlichen Finanzierungsbedingungen die Auswirkungen dieser schnellen Zinswende auf die Volkswirtschaft abzupuffern. Langfristig vereinbarte Finanzierungsbedingungen sind eine große Herausforderung für die Finanzwirtschaft. Sie helfen aber der gesamten Volkswirtschaft, die Auswirkungen der Krise gut zu bewältigen."

Bezogen auf das Kreditvolumen liegt die Kreissparkasse laut Vorstandsvorsitzendem Dieter Scholz seit vielen Jahren zum Teil deutlich über den Steigerungsraten der 61 Sparkassen in Bayern.

Bezogen auf das Kreditvolumen liegt die Kreissparkasse laut Vorstandsvorsitzendem Dieter Scholz seit vielen Jahren zum Teil deutlich über den Steigerungsraten der 61 Sparkassen in Bayern.

Angesichts dieser Entwicklung ist der Sparkassenchef froh, über erfahrene und flexible Mitarbeiter zu verfügen. So kümmert sich ein neunköpfiges Team unter der Leitung von Reinhard Handschuh nun ausschließlich um die Baufinanzierungen im Geschäftsgebiet. Der Hintergrund: Angesichts der steigenden Zinsbelastung wird es für Häuslebauer in Zukunft immer schwieriger, sich den Traum vom Eigenheim zu erfüllen. Aber auch für Altverträge mit auslaufender Zinsbindung aus den Zeiten der Niedrigzinsphase gilt es Anschlusslösungen zu finden. "Wir bieten keine Kredite von der Stange, sondern individuelle, passgenaue Lösungen für jeden unserer Kunden", betonte Scholz. Und sogar das gute, altbewährte Bausparen erlebt eine Renaissance.

Auf der anderen Seite gibt es für die Kunden aber auch neue Anlagemöglichkeiten, denn das gute alte Sparkonto wirft allmählich wieder einen, wenn auch derzeit noch überschaubaren, Ertrag ab. Bei bestimmten Kombi-Lösungen winken schon wieder drei Prozent Zinsen bei einer Laufzeit von einem Jahr - und das völlig ohne Risiko. Mittelfristig geht Scholz angesichts der Ankündigungen der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank (EZB) von einem weiter steigenden Zinsniveau aus.

Der Erfolg gibt den Verantwortlichen auf der Kommandobrücke der Kelheimer Sparkasse recht. Trotz eines angesichts der Umstände wie steigender Zinsen und Preisen sowie dem Wegfall der KfW-Förderungen zu erwartenden Rückgangs im Kreditgeschäft blieb dieses so weit stabil. "Die Einlagen der privaten Haushalte wachsen langsamer", räumte Scholz ein, dennoch verzeichne man auch hier eine Steigerung, insbesondere befeuert durch einen kräftigen Nettozuwachs im Wertpapiergeschäft, das gerade unter deutschen Anlegern im internationalen Vergleich bislang weniger beliebt war.

Bilanzsumme bei knapp drei Milliarden Euro

Mit einer Bilanzsumme von rund 2,94 Milliarden Euro ist die Kreissparkasse Kelheim das größte selbstständige Kreditinstitut in der Region zwischen Altmühltal und Hallertau. Gegenüber 2021 wuchs die Bilanzsumme um 129,35 Millionen Euro oder 4,6 Prozent. Das betreute Kundenvolumen beträgt 5,60 Milliarden Euro, nach 5,39 Milliarden Euro im Jahr davor. Das genehmigte Kundenkreditvolumen weist eine Summe von 2,59 Milliarden Euro aus, 1,43 Milliarden Euro im gewerblichen und 1,16 Milliarden Euro im privaten Kreditbestand. Das Kreditgeschäft wuchs in 2022 um 128,8 Millionen Euro oder 6,6 Prozent auf 2,08 Milliarden Euro. Weil sich Sparen angesichts steigender Zinsen wieder lohnt, legten auch die Einlagen mit jetzt 2,35 Milliarden leicht zu.