Landshut

Aus sieben werden neun

Wie sich die Grundschullandschaft durch die neuen Sprengel wandelt


Die Grundschullandschaft wird sich in einigen Jahren deutlich verändern: Aktuell gibt es in der Stadt - neben der privaten Grundschule Seligenthal - sieben staatliche Grundschulen. Künftig kommen mit den Grundschulen Ost und Nordwest zwei neue dazu. Deshalb werden die Schulsprengel geändert und auf künftig neun Schulen aufgeteilt. Die LZ stellt hier die wesentlichen Änderungen vor. Die neuen Sprengel greifen allerdings erst, wenn die Schulen fertig sind. Die aktuellen Erstklässler werden also nicht mehr an den Grundschulen sein.

Die Neuordnung war eine Mammutaufgabe. Etwa ein Dreivierteljahr zog sich die Ausarbeitung verschiedener Varianten in Zusammenarbeit mit dem Bonner Büro "Biregio" und die politische Verabschiedung der neuen Sprengel. Dafür wurden beispielsweise die Geburtenzahlen hochgerechnet und die Zuwachsprognosen eingearbeitet. Außerdem wurde auf Empfehlung des Staatlichen Schulamts darauf geachtet, dass keine zu großen Schulen entstehen (maximal fünf Züge, das heißt, eine Jahrgangsstufe hat höchsten fünf Klassen).

Eng eingebunden in die Planungen waren auch das Schulamt und die Schulleitungen. Dieses Prozedere lobten im LZ-Gespräch einige Schulleiterinnen: Allen Schulleitern sei wichtig gewesen, dass die soziale Durchmischung der Schülerschaften auch künftig ausgewogen sei, sagte die Rektorin der Grundschule St. Wolfgang, Sylvia Blank. Der Wolfgangs-Schulfamilie war es ein Anliegen, dass der Sprengel auch künftig Teile der alten Siedlung umfasst: "Unsere Schule liegt in Alt-Wolfgang, und das Zugehörigkeitsgefühl ist groß." Löschenbrand und die alte Siedlung ab der Eichen-/Füttererstraße werden in Zukunft zur neuen Schule gehören. Positiv findet Blank, dass die Schule etwas schrumpfen werde: Momentan hat sie fünf Züge, in einer Jahrgangsstufe sogar sechs. "Das aber gibt das Gebäude auf Dauer einfach nicht her." Wolfgang soll dann vier Züge haben. "Diese Struktur ist gewachsen und hat sich bewährt."

Andrea Kwanka, Rektorin von Peter und Paul, ist mit der Neugestaltung der Sprengel zufrieden. Die Zusammenarbeit mit dem Staatlichen Schulamt und der Stadt sei sehr gut gewesen. Schulleitung, Elternbeirat und Förderverein hatten in einem Brief den Wunsch geäußert, den Moniberg komplett im Sprengel der Schule zu belassen. "Das war uns sehr wichtig." Der Moniberg sei wichtig für die soziale Durchmischung. Zudem würden sich hier viele Eltern aktiv für das Schulleben engagieren. Dass die Schule einen Teil des Nikola-Sprengels erhalten soll, macht für Kwanka keinen großen Unterschied, da bereits viele Kinder aus dem Harlanderviertel durch einen Gastschulantrag Peter und Paul besuchen. Eine Herausforderung sieht Kwanka aber im Anstieg der Schülerzahl, den der neue Sprengel mit sich bringen werde. "Wir platzen jetzt schon aus allen Nähten. Ich hoffe sehr, dass es dann auch bauliche Veränderungen gibt."

Christoph Hornung, Leiter des Schulverwaltungsamts, sagt, dass sich in den neuen Sprengeln so gut wie alle Anregungen wiederfänden, kleinere Verschiebungen wurden in Abstimmung getroffen - wie beim Sprengelzuschnitt von Peter und Paul. Dadurch muss die Schule vierzügig werden. Räumlich, da gibt Hornung Kwanka Recht, werde es dadurch nicht einfacher. Im Fall der Nikolaschule war die Dreizügigkeit wichtig, da sich Grund- und Mittelschule ein Gebäude teilen und es kaum Erweiterungsmöglichkeiten auf dem Gelände gibt. Durch die Sprengelverkleinerung hätten beide Schulen ausreichend Platz. Dass die Kinder aus dem Industriegebiet in ein paar Jahren zur neuen Grundschule Nordwest fahren müssten, mache keinen großen Unterschied, da auch der Schulweg zur Nikolaschule mehr als zwei Kilometer betrage. Kinder, die bereits eingeschult sind, wenn die neuen Sprengel gelten, müssen die Schule nicht wechseln. "Es wird eine Übergangslösung geben", sagt die stellvertretende Amtsleiterin Maria Philbert-Koegst.

Für Christina Meindl, Rektorin von St. Nikola, war es wichtig, mit den Sprengeln eine bessere soziale Durchmischung der Schüler zu bewirken, die Integration ermögliche. Die Schule hat bekanntlich einen hohen Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund. Die zur Diskussion gestandene Auflösung der Schule wäre angesichts des enormen Zuzugs eine Radikalkur gewesen, findet Meindl. Wichtig war ihr auch, dass die Schule nicht größer wird. Durch eine Dreizügigkeit (aktuell vierzügig) könnten die Kinder besser gefördert werden. Außerdem könne dem Ganztagsangebot, das dann erweitert werden soll, buchstäblich mehr Raum gegeben werden. "Wir werden ein zielgerichtetes Konzept entwickeln, das unser Angebot optimiert und für mehr Eltern interessant macht", sagte Meindl. Sie ist optimistisch, dass das Prestige der Schule künftig aufgewertet werden könne: "Wir wollen klein, aber fein werden."

So geht es weiter

Jetzt geht es an die Feinabstimmung der einzelnen Sprengel. Dann beantragt die Stadt die Sprengeländerung bei der Regierung. Vor einer endgültigen Entscheidung wird es ein Anhörungsverfahren geben, bei dem beispielsweise die Elternbeiräte und die Diözesen befragt werden. Hornung rechnet damit, dass die Regierung die Rechtsverordnung noch heuer erlassen wird. "Uns wurde zugesichert, dass das Verfahren schnellstmöglich behandelt wird." Dann könne die Stadt das Bauprogramm an die Regierung leiten und die weitere Planung vorantreiben.

Als realistischen Zeitrahmen bis zur Fertigstellung der beiden Schulen nennt Hornung fünf Jahre - somit würden die neuen Sprengel zum Schuljahr 2022/23 greifen. "Es ist wichtig, dass die Schulen schnellstmöglich und zeitgleich fertig werden." Ein entscheidender Faktor sei die Frage der Finanzierbarkeit. Hornung gibt zu bedenken: "Schulen sind eine Pflichtaufgabe." Er geht davon aus, dass in den kommenden Jahren - bis die neuen Schulen stehen - wegen des Zuzugs und gestiegener Geburtenzahlen an allen Grundschulen weitere Modulbauten nötig sein werden.