Selbst ernannter Künstler verwirklicht sich in Landshut

40 Graffitis über Nacht: Zeugen gesucht


Auf ihrem Streifzug hinterließen der oder die Täter unter anderem dieses Graffiti-Exemplar. Für den Schaden muss der Eigentümer des Hauses aufkommen.

Auf ihrem Streifzug hinterließen der oder die Täter unter anderem dieses Graffiti-Exemplar. Für den Schaden muss der Eigentümer des Hauses aufkommen.

Nicht ein, nicht zwei, nicht zehn: Rund 40 Graffiti soll ein bislang Unbekannter in der Nacht auf Sonntag in der kompletten Innenstadt verteilt haben. Mit der immer gleichen roten und blauen Farbe schmierte der vermeintliche Künstler abstrakte Gesichter, Zahlenreihen und Sprüche an Häuserwände und Stromkästen. Am Sonntagvormittag wurde die Polizei von mehreren Anwohnern verständigt. Betroffen sind Objekte an der Marienstraße, in der Kirchgasse, Spiegelgasse und am Nahensteig, aber auch an der Alten Bergstraße, Inneren Münchener Straße, Neuen Bergstraße, Bachstraße und an der Kolpingstraße hat es Häuser und Co. erwischt. Zudem hat der Sprayer sein Unwesen in der Freyung und der Neustadt getrieben.

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Noch eines.

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Und noch eines.

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Und noch eines.

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Und noch ein weiteres.

"Rund 40 Stück in einer Nacht, das ist schon eine Hausnummer", sagt Polizeisprecher Daniel Prinz. Bei den Schmierereien handelt es sich um Sachbeschädigungen. Laut Strafgesetzbuch kann diese mit einer Geldstrafe und bis zu zwei Jahren Haft geahndet werden. "Bei der Menge ist es aber wohl nicht mit einer Geldstrafe getan", erklärt Prinz. Entscheidend sei zudem, ob der Täter bereits strafrechtlich in Erscheinung getreten ist.

Tatzeit: Samstag, 18 Uhr, bis Sonntag, 12 Uhr

Wann genau die Schmierereien stattgefunden haben, lässt sich laut Polizei nicht sagen. "Was wir sicher wissen: Es muss in der Zeit von Samstag, 18 Uhr, bis Sonntag, 12 Uhr, passiert sein", so Prinz. Der Anwohner einer Altstadtgasse berichtet unserer Zeitung, dass er das Graffiti in seiner Nachbarschaft bereits am Samstag gegen 1.40 Uhr bemerkt habe.

Auch noch nicht sicher sagen lasse sich laut Polizei, ob es sich nur um einen Täter handelt oder gleich mehrere auf dem Schmier-Streifzug durch die Stadt unterwegs waren. Zwar gebe es immer wieder Fälle von Graffiti-Sprühern, aber dieses Ausmaß ist laut Polizei tatsächlich außergewöhnlich.

Wichtig für die Beamten sind nun vor allem Hinweise aus der Bevölkerung. "Es ist unwahrscheinlich, dass der oder die Täter von niemandem gesehen worden sind", sagt Prinz. Auch müsse überprüft werden, ob die Sprayer von etwaigen Überwachungskameras gefilmt wurden. Wichtig für die Polizei ist außerdem, ob es in umliegenden Städten schon Graffiti dieser Art gab. Ein Sachbearbeiter der Polizei erklärt: "Es geht darum herauszufinden, ob der oder die Täter nur eine einmalige Tour durch Landshut gemacht haben oder ob er oder sie auch in anderen Gebieten unterwegs sind."

Eine Schmiererei zieht die nächste an

Warum klar ist, dass die Bilder von ein und demselben Täter stammen ? "Wir haben eine Art Gesicht, welches in fast jedem der Tags auftaucht. Auch die Farbe ist die gleiche", erklärt der Sachbearbeiter der Polizei. Weiter lasse sich vermuten, dass der Sprüher kein Freund der Polizei ist. Die Zahlenreihe "1312" steht für die Buchstaben "ACAB", das wiederum bedeutet "All Cops are Bastards." Auch die Aussage "L 34" taucht immer wieder in den Graffiti auf. "Das könnte unter Umständen für Liebigstraße 34 stehen. Bis jetzt lässt sich das aber nicht sicher sagen", so der Sachverständige. Bei der Liebigstraße 34 in Berlin handelt es sich um ein seit Jahren besetztes Haus, welches vergangene Woche von der Polizei geräumt wurde.

Und wer muss die Schmierereien nun bezahlen ? Hier haben die Eigentümer das Nachsehen. "Für die Beseitigung der Schäden müssen die Eigentümer selbst aufkommen", erklärt Daniel Prinz. Die Geschädigten sollten allerdings den geschätzten Betrag für die Reinigung bei der Polizei angeben. "So lässt sich die Gesamtschadenssumme leichter kalkulieren", so der Polizeisprecher. Kostenvoranschläge sollten also bei der Polizei eingereicht werden. Verpflichtet ist der Eigentümer übrigens nicht, die Schmierereien wegzumachen - eine entsprechende Satzung gibt es in der Stadt nicht. Nach bisherigen Erfahrungen beseitigen die Eigentümer die Schmierereien von selbst recht zügig, erklärt Stefan Jahn vom Amt für Bauaufsicht. Denn: "Erfahrungsgemäß zieht eine Schmiererei die nächste an", so Jahn.

Zeugen gesucht

Die Polizei sucht nach Zeugen. Wer in der Nacht auf Sonntag Beobachtungen im Zusammenhang mit den Schmierereien gemacht hat, wird gebeten, sich bei der Polizei unter Telefon 92520 zu melden.