Bandportrait

Eine Reise zu guter Musik: Die Nachwuchsband "Mullein" aus Landshut


Die Band "Mullein" aus Landshut (von links nach rechts): Sebastian, Stephan, Alexander und Luis. (Foto: Sonja Kirchensteiner)

Die Band "Mullein" aus Landshut (von links nach rechts): Sebastian, Stephan, Alexander und Luis. (Foto: Sonja Kirchensteiner)

Eine prägnante Stimme mit Wiedererkennungswert, ein hervorragender Schlagzeuger, sympathische Bass- und Gitarrenspieler: Das alles zeichnet die Nachwuchsband "Mullein" aus Landshut aus. Im Februar haben sie das Regionalfinale des SchoolJams gewonnen. Das animiert sie zu: "Weiter Musik machen, die uns in zehn Jahren auch noch gefällt."

Mullein ist englisch und heißt Königskerze. Das ist eine Pflanze. Mit dem Namen ist die Band schon heute nicht mehr zufrieden. Dabei macht "Mullein" noch nicht lange gemeinsam Musik. "Uns verbindet eigentlich nichts mit dem Namen, und keiner kann ihn aussprechen", bemängeln die Musiker. Merken wird man sich die Band auch wegen etwas anderem: Wer sie gehört hat, erinnert sich an den Sound, an die prägnante Stimme von Sänger Stephan Müller, an den Schlagzeug-Rhythmus von Alexander Parzhuber und die Gitarrenklänge. Das Merken des Namens, das kommt dann eventuell später. Im Januar 2014 haben sich die vier Landshuter Musiker von "Mullein" gefunden. Gut ein Jahr später haben sie den ersten großen Erfolg eingefahren. Mit dem Sieg im Regionalfinale des "SchoolJams" im Münchner Ampere haben sie ganz schön vorgelegt. Abgehoben sind die Vier trotzdem nicht. Im Gegenteil. Alexander Parzhuber (18), Sebastian Eggbauer (19), Luis Hillebrand (19) und Stephan Müller (18) wirken sehr konzentriert, als sie mich in ihrem Probenraum empfangen.

Musikalische Qualität sei ihnen wichtig, sagen sie. Und scheinbar nicht um des Erfolges willen: "Wir wollen Musik machen, die wir auch in zehn Jahren noch gut finden", sagt Stephan. Das erfordert harte Arbeit. Und viel gemeinsames Proben. Das ist für "Mullein" aber gar nicht so einfach: Die Vier wohnen, studieren und musizieren in vier verschiedenen Städten. Während Alexander, aufgewachsen in Altdorf, inzwischen in Köln Schlagzeug studiert, hat es Sebastian, ursprünglich aus Landshut, nach Regensburg zum Germanistik-Studium verschlagen. Luis dagegen, ebenfalls aus Landshut, paukt in München BWL, und Stephan bringt in Landshut gerade sein Abitur zu Ende. Einmal im Monat, sagen sie, treffen sie sich zur Probe bei Stephans Mutter in Kirchberg bei Buch am Erlbach. Kaum verwunderlich also, dass die Vier an diesem Tag etwas reißen möchten.

Was sie reißen, klingt aber äußerst vielversprechend. Insbesondere die Stimme von Stephan macht die Songs der Vier interessant. Die Spannung entsteht, weil es sich anhört, als säße der 18-Jährige in einer Dose. Was zunächst wenig schmeichelhaft klingt, ist durchweg positiv gemeint. Der hohe Wiedererkennungswert beeindruckt nachhaltig. Hinzu kommt der qualitativ hochwertige Schlagzeug-Rhythmus. Man merkt schnell: Alexander Parzhubers Fähigkeiten an seinem Instrument gehen über gutes Können hinaus. Gitarre und Bass vervollständigen den Eindruck: Hier spielen richtig gute Musiker zusammen.

Einstiegsniveau hoch

Das Einstiegsniveau war eigentlich von Anfang an recht hoch angesetzt. "Covern kam erst gar nicht in Frage", betont Alexander. Die meisten hatten schon in anderen Bands gespielt und keine Lust mehr auf "Musik machen zum Spaß". Alexander Parzhuber, der schon immer Berufsmusiker werden wollte und deshalb sein Instrument auch an der Hochschule studiert, verfügte über eine passable Studio-Ausstattung. Innerhalb kürzester Zeit entstand dort das erste Mini-Album. Im März 2014 wurde es bei einer Party im Jugendzentrum Landshut zum ersten Mal präsentiert.

Die Lieder entstehen in einem Gemeinschafts-Prozess. "Wir wollen Stimmungen transportieren", sagen die Musiker, "egal ob düster oder freudig". Angefangen haben sie eher in einer Rock-Pop-Richtung. Schnell bewegten sie sich jedoch in die Indie-Richtung, zum Teil mit Elektroeinflüssen. Dabei haben sie auch Synthesizer und verschiedene Hall-Effekte für sich entdeckt. Entstanden sei ein starker Kontrast, sagt Stephan: "Vom Songwriting her blieben wir nämlich mehr in der Rock-Pop-Ecke mit unserem recht melodischen Sound." Britpop-Einflüsse schwingen sicher auch noch so da und dort mit, meint Stephan. Die anderen protestieren. Tatsächlich trifft wahrscheinlich irgendetwas zwischen "Radiohead", "Bush" und "Coldplay" zu. Einig sind sich die Musiker aber, dass wenig persönliche musikalische Vorlieben verarbeitet werden.

"SchoolJam" eher Zufall

Schnell kam bei "Mullein" nicht nur die erste Platte. Auch ging es direkt auf einige große regionale Bühnen zum Beispiel am Erdinger Sinnflut-Festival und im Rocket Club in Landshut bei "Umsonst & Drinnen". In den "SchoolJam"-Wettbewerb sind sie eher durch Zufall hineingerutscht. Und auch wenn in der zweiten Runde Schluss war - was bleibt, ist der Sieg bei einem von zwei Regionalfinals in Bayern. "Wir waren immerhin unter den 27 besten Bands von 1.300 Bewerbern", sagt Luis.

Und wie geht's weiter? Im Sommer steht eine weitere Studio-Aufnahme an. Träume von großen Bühnen haben die Vier nicht. Eines jedoch ist klar: "Wir wollen nicht nur für uns Musik machen", sagt Stephan. Ihnen ist aber durchaus bewusst, wie schwierig es ist, an Veranstalter zu kommen. "Schön, wäre es, wenn diese auf uns zukämen", wünscht sich Luis. Schließlich will man auch nicht, dass einem die Veranstalter einen Gefallen tun. Das viel bescheidenere Ziel fasst Alexander deshalb so zusammen: "Wir wollen in zehn Jahren unsere Musik anhören und feststellen, da steckt was dahinter. Wir wollen hochwertige Musik machen und etwas transportieren." Wo sie sich in fünf Jahren sehen, wollen die Musiker deshalb gar nicht wissen. Alexander: "Das ist ja der Reiz, wenn man erst während der Reise sieht, wohin sie führt."

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Sonja Kirchensteiner:
Fast leerer Handyakku, kein Navi, Niemandsland im Landkreis Erding - ich habe den Probenraum doch noch gefunden. Das hat sich echt gelohnt: Schöne Stimme, sympathische Musiker, tolle Band.

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Alexander Parzhuber18, Student, KölnAufgaben in der Band:Schlagzeug, Hintergrund-GesangWas hast du mit deinem Lieblingsinstrument gemeinsam?Die Verbindung zwischen meinem Instrument und mir ist definitiv sehr eng. Ich studiere ja auch Schlagzeug. Vieles von meinem Instrument steckt in mir. Schon als ich klein war, habe ich auf allem Möglichen herumgetrommelt. Meine Mutter ist schier verzweifelt, weil ich ständig Mülleimer ausgeleert und Kochtöpfe aus dem Schrank geräumt habe, um darauf herumzuklopfen. Das Schlagzeug ist das Instrument, das den Song vorantreiben kann. (Foto: Sonja Kirchensteiner)

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Luis Hillebrand19, Student, MünchenAufgaben in der Band:Gitarre, Hintergrund-GesangWas hast du mit deinem Lieblingsinstrument gemeinsam?Ich denke, es ist tatsächlich so, dass ich genauso viele "Saiten" habe wie eine Gitarre. Außerdem ist eine Gitarre in einer Band ganz nett. Aber richtig gebraucht wird sie eigentlich nicht. Das ist mit Bass und Schlagzeug anders. Ich bin auch eher so der gemütliche Typ und möchte nicht so gerne Verantwortung übernehmen. Und doch möchte ich, wie die Gitarre, ein bisschen mitreden (lacht)

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Sebastian Eggerbauer19, Student, RegensburgAufgaben in der Band:BassWas hast du mit deinem Lieblingsinstrument gemeinsam?

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Stephan Müller19, Abiturient, LandshutAufgaben in der Band:Gesang, Klavier, SaxophonWas hast du mit deinem Lieblingsinstrument gemeinsam?