EVL Landshut

Drama pur in Kassel: Ty Morris schießt den EVL nach 103 Minuten ins Halbfinale!


(Foto: Georg Gerleigner)

(Foto: Georg Gerleigner)

Von Redaktion idowa

Ein denkwürdiges, spektakuläres, gar legendäres Match lieferten sich die Kassel Huskies und der EVL Landshut vor 4.365 Zuschauern, bei dem der erste Matchpuck verwandelt wurde. Bis zur 103. Minute musste gezittert, gebetet und angefeuert werden, bis der Sieger feststand. Ty Morris erzielte beim 3:2-Erfolg alle drei Landshuter Treffer und wurde so zum Matchwinner.

Toni Krinner konnte dabei mit nur einem Torhüter antreten, da Max Englbrecht nicht zur Verfügung stand und Marco Eisenhut für den ERC Ingolstadt auf dem Eis stand. Zurück im Team war Brad Staubitz nach seiner Zwei-Spiele-Sperre. Für ihn rotierte Cody Thornton aus der Mannschaft. Der Langzeitverletze Florian Müller fehlte ebenfalls.

Morris bringt den EVL mit seinem ersten Streich in Führung

Gleich zu Anfang durften die Hausherren in Überzahl agieren da Andreas Gawlik eine Zwangspause verordnet bekam. Frei vor dem Kasten stehend schoss Peter Flache über das Tor. Wieder schafften es die Gastgeber, sich ein optisches Übergewicht zu erarbeiten, was aber nicht in zwingende Möglichkeiten umgesetzt werden konnte. Bei einem Schuss von Ty Morris war Jeff Frazee zur Stelle. Insgesamt war der Spielverlauf in den ersten zehn Minuten ausgeglichen und zwingende Gelegenheiten fehlten. In der Folge hatte Kassel die besseren Möglichkeiten, scheiterte aber am eigenen Unvermögen oder an Weiman im EVL-Tor. Sekunden vor dem Pausentee war es soweit: bei angezeigter Strafe gegen die Huskies fuhren die Niederbayern einen Konter über Kyle Doyle, dessen Schuss konnte Frazee abwehren, der Abpraller jedoch wurde von Ty Morris in die Maschen gesetzt.

Die ersten Minuten des zweiten Abschnitts gehörten klar den Gästen. So kamen P.J. Fenton, Michael Endraß und Ty Morris zu gefährlichen Abschlüssen. Das Tor wurde jedoch von den Hessen erzielt. Nach einer schönen Einzelaktion von Alexander Heinrich überwand Austin Wycik den Landshuter Schlussmann (24.). Dieses Tor verlieh ihnen mehr Selbstvertrauen und so konnte auch mehr Druck ausgeübt werden. Der Lohn wurde dafür in der 28. Minute eingefahren, als Daniel Schmölz quer auf Routinier Sven Valenti legte und dieser nur noch einschieben musste. Eine Zeigerumdrehung später musste je ein Spieler das Eis verlassen und so gab es mehr Platz auf dem Eis. Einen Schlagschuss von Valenti entschärfte Weiman und auf der anderen Seite klärte Frazee gegen Billy Trew. Bei einem Schuss von Kyle Doyle hatte dann der amerikanische Schlussmann der Hessen Glück, da er etwas unaufmerksam war und nicht wusste wo sich der Puck befand. Insgesamt gaben die Schlittenhunde mehr Schüsse ab, um auf Abpraller zu spekulieren.

Zweimal innerhalb von fünf Minuten zu Beginn des letzten Drittels mussten die Landshuter in Unterzahl spielen, da zuerst Peter Abstreiter (41.) und Brad Staubitz für einen harten Bandencheck gegen Manuel Klinge (45.) in die Kühlbox mussten. Dies interessierte Patrick Jarrett wenig, denn er prüfte trotzdem Frazee. Die Mannen von Toni Krinner bauten immer mehr Druck auf und fingen regelmäßig die Pässe des Gegners ab, um den ersehnten Ausgleich markieren zu können. Als Staubitz wieder auf die Strafbank musste (52.), gelang es trotz eines Manns weniger, eine 2-auf-1 Situation zu bekommen, doch Maximilan Forster verpasste das Zuspiel von Ty Morris. Bei einem Schuss von Jens Meilleur zitterte das Landshuter Gestänge mächtig. Eine Einzelaktion von Peter Abstreiter endete wieder beim Heimtorhüter.

Später Ausgleich

Als Adriano Carciola wegen "Check gegen Kopf und Nacken" eine 2+10-Strafe erhielt (56.) waren die Niederbayern brandgefährlich - wohl auch durch die Anweisungen während der genommenen Auszeit - und Frazee die hessische Lebensversicherung. Doch kurz nach Ablauf des Powerplays durften die mitgereisten Fans jubeln: bei einem Gestocher vor dem Tor brachte Ty Morris irgendwie das Spielgerät über die Linie (58.). Patrick Jarrett hatte nun Blut geleckt und wollte das Match noch in der regulären Spielzeit beenden, aber auch er scheiterte am überragend reagierenden Heimgoalie. Vier Sekunden vor Schluss versuchte es Sven Valenti nochmal aus spitzem Winkel, Tyler Weiman war auch hier Herr der Lage.

Somit musste die Verlängerung über Sieg und Niederlage entscheiden. Mike Collins spielte hier nach einem Fehlpass der Landshuter auf Michael Christ, der damit aber nicht gerechnet hatte. P.J. Fenton fehlte ebenfalls nach einem Fehlpass der Hausherren das nötige Quäntchen Glück, denn er zielte etwas zu hoch. Als sich John Zeiler regelwidrig verhielt (64.), hätte Peter Abstreiter den Sieg eintüten können, doch er verzog freistehend vor dem Tor. Gelegenheiten auf beiden Seiten ergaben sich, doch die Spieler mussten der Matchlänge Tribut zollen und so gingen Kraft und Konzentration etwas verloren. Billy Trew war es, der Minuten vor dem Ende wiederum freistehend knapp am Tor vorbeischoss.

Entscheidung erst in der dritten Verlängerung - Weiman pariert Penalty

Weil in 20 Minuten Verlängerung keine Entscheidung gefallen war, wurde ein weiteres Drittel angehängt. Nach einer Strafe gegen John Rogl (82.) wurde es wieder gefährlich, doch die Niederbayern stemmten sich gegen eine Niederlage. Selbst durften sie vier Minuten darauf mit einem Mann mehr spielen, doch die Entscheidung wurde weiterhin vertagt. Ein Schuss von Patrick Jarrett touchierte die Latte, sprang von hier wieder ins Feld zurück. Die gefährlichste Gelegenheit bot sich wieder durch Jarrett, der allein auf Jeff Frazee zusteuerte, dieser warf alles in die Waagschale was er hatte und rettete sein Team.

Nun musste man in die dritte Overtime gehen. Diese wurde spektakulär. In der 102. Minute bekamen die Huskies einen Strafschuss zugesprochen, da Billy Trew für "Fallen auf den Puck" bestraft wurde. Er hatte eine klare Möglichkeit verhindert. Mike Collins trat an und Tyler Weiman fuhr seinen Schoner aus, der Puck prallte dagegen und so ging das Spiel weiter. Aber nur noch 38 Sekunden. Denn dann jagte Ty Morris das Gerät von Bullypunkt an Freund und Feind vorbei ins Gehäuse. Er mit seinem Hattrick und Tyler Weiman mit seinen 60 Saves wurden zu den Helden des Abends und sorgen für den Halbfinal-Einzug des EVL.