Landkreis Landshut

Becher, Würfel und Sohlen aus dem Blockhaus


Aufregende Funde machten die Archäologen am Kollerparkplatz. (Fotos: rüd)

Aufregende Funde machten die Archäologen am Kollerparkplatz. (Fotos: rüd)

Reste eines Blockhauses aus dem 14./15. Jahrhundert legen Archäologen nicht jeden Tag frei. Wenn sie darin nicht nur Scherben, sondern auch guterhaltene Tongefäße entdecken, dann sind sie mehr als zufrieden. Zu dem Fund auf der City-Palais-Baustelle gehören außerdem ein Knochenkamm, Schuhsohlen, Textilreste, Ofenkacheln, Münzen und ein großer Holzbottich, der womöglich einmal als Waschzuber gedient hat. Aber heute ist Schluss: Die Archäologen ziehen ab, die Bauarbeiter übernehmen.

"Es ist schon sehr ungewöhnlich, in Landshut einen massiven Blockbau auszugraben. Das ist unvergleichlich." Dr. Christoph Steinmann, beim Landesamt für Denkmalpflege stellvertretender Referatsleiter für Niederbayern, kam gestern zum Ende der Ausgrabungen und staunte einmal mehr. Besonders seien die Funde, weil sich unter ihnen nicht nur die üblichen Scherben und Gefäße, sondern Gläser, Textilien, Sohlen und sogar Pergament befanden.


Wegen der außergewöhnlichen Funde kann es sein, dass sich unter dem Kollerparkplatz vielleicht doch nicht eine Handwerkersiedlung verborgen hatte, wie die Archäologen bislang vermuteten. Um mehr Licht ins Dunkel zu bringen, werden die Fundstücke akribisch untersucht, auch die beiden seltenen Münzen, die die Archäologen gestern noch zutage förderten. "Das ist das Spannende an der Archäologie", sagte Mareike Beiersdorf vom Landesamt. Den Landshutern sollen rechtzeitig zur Landshuter Hochzeit einige Fundstücke im Museum präsentiert werden.

Am 20. Februar haben die Archäologen - mitunter arbeiteten bis zu acht Spezialisten auf der Baustelle - mit dem Graben begonnen, je nach Wetter sollen die Arbeiten in dieser Woche beendet sein. Grabungsleiter Kristian Jebramcik ist begeistert. "Die Menge an Gläsern und Keramiken, die wir gefunden haben, ist für Landshut schon erstaunlich." Der Gesamtfund der gut 40 mal 15 Meter großen Ausgrabungsfläche ist so gehaltvoll, dass er wohl in der Fachzeitschrift Das archäologische Jahr in Bayern publiziert wird. Material für Magisterarbeiten bietet er ebenfalls.

Ein großer Teil der Funde verbarg sich jahrhundertelang in einem Blockhaus unter einer meterdicken feuchten Bodenschicht. Darüber sind die Archäologen besonders froh. Jebramcik erklärt, warum: "Die Feuchtigkeit konservierte die Stücke."

Viele der wuchtigen Balken des Blockhauses, womöglich ein Vorratskeller, der unter dem Kollerparkplatz die Zeit überdauerte, sind noch erhalten. Aus welchem Holz das Gebäude im 14./15. Jahrhundert gefertigt wurde, muss noch untersucht werden. Es könnte sich um ein Nadelholz handeln, vermutet der Grabungsleiter. Spekulieren ist seine Sache nicht, er ist sich aber sicher, dass der Fund für Landshut außergewöhnlich ist: Immerhin stieß er mit seinem Team auf inzwischen vier stattliche Keller.

Obstkerne im Bottich

Die Archäologen haben jede Menge Ton- und Glasscherben ans Tageslicht geholt. Es waren nicht irgendwelche Gefäße, sondern feingearbeitete Weingläser für die städtische Oberschicht. Einige Funde waren unzerstört. Zum Beispiel ein halbes Dutzend Knochenwürfel, oder ein verrußter Topf, bei dem es sich um einen Kochtopf handeln könnte. An einer anderen Stelle fanden die Grabungsleute eine Münze, anderswo ein geschnitztes Holzbrettchen. Auch eine vollständig erhaltene Henkelkanne aus dem späten 15. Jahrhundert gehört dazu.

Aufregend war es auch, als das Team einen großen Holzbottich entdeckte, in dem sich zig Kirschen-, Apfel-, Zwetschgenkerne befanden. Vielleicht handelte es sich um eine Abfallgrube oder einen Waschzuber. Das und vieles mehr muss noch genauer untersucht werden.

Äußerst selten ist der Fund von Textilresten auf dem Areal: Die Archäologen zogen teilweise sehr fein gearbeitete Schuhsohlen und Lederriemen aus dem Boden. Damit ist es ihnen zum Beispiel möglich, den gesellschaftlichen Status der Schuhträger zu erkennen.

Neben dem großen Blockhaus legte das Team Reste eines Zauns frei. Richtung Neustadt hin fand man grünglasierte Ofenkacheln aus dem frühen 16. Jahrhundert und welche aus dem 14./15. Jahrhundert. Auf Brandflächen stießen die Archäologen auch, allerdings deutet bislang noch nichts auf den einstigen Stadtbrand hin. Dafür sind Reste von Pfosten erhalten, was ungewöhnlich ist, weil man üblicherweise nur die Konturen im Sediment findet. Aber die Pfostenreste sind noch da - wegen des feuchten Milieus, das sie konserviert hat.

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Aufregende Funde machten die Archäologen am Kollerparkplatz. (Fotos: rüd)

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Aufregende Funde machten die Archäologen am Kollerparkplatz. (Fotos: rüd)

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