Im Gedenken an die Opfer in der Erlau

SPD erinnert an den Nationalsozialismus und die Entstehung des demokratischen Bayerns


SPD-Kreisvorsitzender Dr. Bernd Vilsmeier (v.l.), Juso-Bezirksvorsitzender Severin Eder und SPD-Ortsvorsitzender Georg Wintersperger machten die Entstehung und die besonderen Inhalte der Bayerischen Verfassung von 1946 bei der Gedenkfeier in Sankt Sebastian begreifbar.

SPD-Kreisvorsitzender Dr. Bernd Vilsmeier (v.l.), Juso-Bezirksvorsitzender Severin Eder und SPD-Ortsvorsitzender Georg Wintersperger machten die Entstehung und die besonderen Inhalte der Bayerischen Verfassung von 1946 bei der Gedenkfeier in Sankt Sebastian begreifbar.

"Auch in diesem Jahr können und müssen wir an viele historische und politische Ereignisse der deutschen Geschichte erinnern", hat der Kreisvorsitzende der SPD Bernd Vilsmeier am Freitagabend auf dem Sebastiani-Gelände gesagt. Die Gedenkstunde konnte aufgrund der Pandemie nur im kleinsten Kreis stattfinden.

"Heuer jährt sich zum 75. Mal die Wiedererstehung des demokratischen Freistaats Bayern und zum 88. Mal l der Tag, an dem der Bayerische Landtag mit großer Mehrheit dem Ermächtigungsgesetz zugestimmt hat und einen Meilenstein auf den Weg zum katastrophalen Untergang des Vaterlandes gesetzt hat", sagte Vilsmeier."

Die SPD ist die älteste Partei Bayerns und Deutschlands, sie hatte am 29. April 1933 gegen das Ermächtigungsgesetz gestimmt. "Wann hätte man als Abgeordneter jemals mehr für Bayern tun können als an jenem Tag im Plenum des Bayerischen Landtags?", so der SPD-Kreisvorseitzende. "Denn an jenem Tag ging es um die vollständige Machtergreifung Hitlers, um den endgültigen Durchbruch von Diktatur und Totalitarismus, um das Ende von Demokratie und Rechtsstaat und um die Beseitigung der Freiheit. Mit einem Wort: Es ging um alles." Damals traten 100 Abgeordnete zusammen, um über das "Gesetz zur Behebung der Not des bayerischen Volkes und Staates" - wie es zynisch genannt wurde - zu befinden. Vilsmeier ging noch genau auf die Entstehung der demokratischen Verfassung Bayerns ein: "Vor diesem Hintergrund weiß man erst die Tatkraft von Wilhelm Hoegner zu schätzen." 1938 war das KZ Flossenbürg in der nördlichen Oberpfalz seiner Bestimmung als Arbeitslager übergeben worden. Es war 1939 für etwa 3 000 Häftlinge ausgelegt. Dem Hauptlager Flossenbürg waren später rund 100 Außenlager unterstellt.

138 Häftlinge kamen in der Erlau um

Im Außenlager Ganacker sollten die Häftlinge hauptsächlich den Fliegerhorst Ganacker ausbauen und instandhalten. Es wurde Ende 1944, Anfang 1945 errichtet und war zunächst auf dem Gelände des Flugplatzes Landau-Ganacker untergebracht. Dort war ein Jagdgeschwader stationiert. Für den Einsatz der Me 262 musste eine neue Betonstartbahn gebaut werden.

Als die Luftangriffe zunahmen, wurde das KZ-Außenlager in die zwei Kilometer Luftlinie vom Flugplatz entfernte Erlau, nahe Wallersdorf verlegt, ein naturnahes Laubwäldchen westlich von Wallersdorf. Es gab etwa 400 männliche Häftlinge, zumeist Juden. Sie kamen aus ganz Europa. Die KZ-Häftlinge vegetierten dort in feuchten Erdlöchern, den "Finnen", bei Regen und Schnee. Es war durch die Lebensbedingungen eines der berüchtigtsten Lager.

Am 23. April 1945 begann die SS mit der "Räumung" des Außenlagers in der Erlau. Die US-Armee war täglich zu erwarten. Vom 2. März 1945 bis zum 23. April 1945 sind 138 Häftlinge im KZ-Außenlager umgekommen. Es handelte sich wohl um schwerkranke, erschöpfte und nicht gehfähige Personen. Im Wäldchen gleich hinter dem Lager und einem nahen Waldstück westlich davon wurden die Leichen notdürftig verscharrt. Ein Teil der Häftlinge wurde dann bei dem nahe gelegenen Kirchlein Sankt Sebastian begraben und 1957 auf den KZ-Ehrenfriedhof Flossenbürg und in ihre Heimatländer umgebettet. Die Häftlinge wurden auf einen Todesmarsch geschickt, der über Landau, Haunersdorf, Simbach, Arnstorf, Eggenfelden, Altötting, Trostberg nach Surberg bei Traunstein führte. Am 3. Mai wurden sie von der US-Armee befreit. Kurz zuvor hatte die SS noch 61 Häftlinge erschossen.

In Stille wurde den Opfern von Krieg, Diktatur, Unmenschlichkeit, Intoleranz und Menschenverachtung gedacht. Dank galt dem Mesner Rudi Wenzel, der sich um das Kirchlein und die Außenanlagen stets kümmert.