Waldmünchen

Jeden Abend ein Schnapserl

Albert Maier ist 103 Jahre alt - Wegen Corona Geburtstagsfeier nur in kleiner Runde


Albert Maier an seinem 103. Geburtstag.

Albert Maier an seinem 103. Geburtstag.

Ein wahrlich besonderes Fest: Am Mittwoch hat Albert Maier in seinem Sommerdomizil in Kleinschönthal seinen 103. Geburtstag gefeiert. In Corona-Zeiten allerdings im kleinen Garten des Haller-Häuschens im Familienkreis und nicht wie sonst mit einem Straßenfest, zu dem auch die Nachbarn eingeladen waren.

Für viele Menschen ist es der größte Wunsch, gesund alt zu werden. Albert Maier feierte vor drei Jahren seinen 100. Geburtstag bei zufriedenstellender körperlicher und geistiger Gesundheit. Mittlerweile hat er seine Wohnung in München aufgegeben und wohnt seit 2011 bei seiner Tochter Rosy, die ebenfalls in München lebt. Obwohl er die längste Zeit seines Lebens in München verbracht hat, hat Albert Maier seine Wurzeln in Schönthal nie vergessen.

Albert Maier im Kreise seiner Familie bei der Geburtstagsfeier im Garten - wie immer bei schönstem Sonnenschein.

Albert Maier im Kreise seiner Familie bei der Geburtstagsfeier im Garten - wie immer bei schönstem Sonnenschein.

Dem Jubilar, der schon viel erlebt hat, geht es unter der Obhut seiner Tochter gut. Und sie bestätigt auch: "Der nimmt keine einzige Tablette". Ein Schnapserl vor dem Zubettgehen lässt er allerdings nicht aus. Es scheint ihm zu bekommen, denn Albert Maier sieht prächtig aus, braun gebrannt und fast faltenlos, "weil ich keine Creme nehme", wie er versichert und schmunzelt. Seine 103 Jahre sieht man ihm nicht an. Nur mit dem Gehen tut er sich ein bisserl schwer - aber dafür gibt es eine Gehhilfe.

Heuer nun sind es 103 Jahre, dass Albert Maier in Kleinschönthal als zweiter von drei Söhnen das Licht der Welt erblickte. Zur üblichen Landwirtschaft betrieben die Eltern ein kleines Baugeschäft, und schon bald musste auch er, in noch jungen Jahren, dort tatkräftig mit anpacken. Und nebenher die Schulbank drücken. Doch seine guten Noten, die ihn zum Studium nach Regensburg bringen sollten, halfen nichts - die Eltern lehnten ab, weil er daheim gebraucht wurde. So erlernte er das Maurerhandwerk.

Der Zweite Weltkrieg - seine schlimmste Zeit

Im Zweiten Weltkrieg wurden Albert Maier und seine beiden Brüder Ludwig und Xaver zum Militärdienst eingezogen. Als Sanitäter kam er zunächst an die Ostfront in Russland, wo er schwer verwundet wurde. Nach seiner Genesung musste er erneut einrücken - dieses Mal an die Westfront in Frankreich. Die schlimmen Ereignisse aus dieser Zeit verfolgen ihn bis heute. Maier bezeichnet den Zweiten Weltkrieg als sein schlimmstes Erlebnis.

Trotz aller Kriegswirren gab es in dieser Zeit auch glückliche Tage. Er lernte seine Ehefrau Rosa, eine geborene Imm aus Schönthal, kennen und lieben. Beide zogen nach München in die erste gemeinsame Wohnung. Nachdem München ausgebombt worden war, kehrte Ehefrau Rosa vorübergehend nach Schönthal zu den Schwiegereltern zurück. Dort wurde Tochter Rosy geboren. Ein Jahr später kam Sohn Albert in Neuburg an der Donau zur Welt, nachdem die Familie nach Unterdolling evakuiert worden war.

Mit Fleiß in München eine Existenz aufgebaut

Nach dem Krieg und der Heimkehr von der Front versuchte Albert Maier mit seiner Familie sein Glück wieder in München. Und er schaffte es mit viel Fleiß, sich eine Existenz aufzubauen. Zugute kam ihm da sein besonderes Organisationstalent. Er sorgte für die Familie - zunächst als Maurer beim Aufbau Münchens und später als Straßenbahnschaffner, Fahrer und schließlich als Fahrdienstleiter bei der Stadt München. Um sich eine eigene Wohnung in Schwabing leisten zu können, nahm er Zusatzdienste als Hausmeister an.

Die Bindung zu Schönthal blieb in der ganzen Zeit stets bestehen. Bei einem seiner Besuche bei seinem Bruder Xaver hörte er, dass das Haller-Häusl zu verkaufen war. Albert Maier kam in den Ruhestand und das Häusl in Schönthal wurde liebevoll renoviert. Seit nunmehr über 30 Jahren verbringt die Familie ihren Sommer in Schönthal. Tochter Rosy und die Enkelkinder mit ihren Kindern fühlen sich hier wohl. Vor fünf Jahren starb Maiers Ehefrau Rosa im Alter von 98 Jahren. Auch Sohn Albert musste zu Grabe getragen werden.

Viel Freude bereiten dem Jubilar seine Tochter, die drei Enkel und fünf Urenkel. Der fünfte Urenkel kam erst vor vier Wochen zur Welt. Albert Maier spielt Schach und noch lieber Schafkopf. Große Freude hat er auch an der Blasmusik, einem Zigarettl und einem guten Schnapserl.

Er ist auch heute noch um keine Antwort verlegen und weiß sich immer geschickt aus der Affäre zu ziehen: Da muss ich erst drüber schlafen ..."

Das Geheimnis seines hohen Alters liegt wohl in seiner humorvollen Art, die ihm eigen ist. Und mittlerweile lässt er es etwas ruhiger angehen.

Glückwünsche von Oberbürgermeister Reiter

Zu seinem 103. Geburtstag schickte ihm auch der Oberbürgermeister der Landeshauptstadt München, Dieter Reiter, als Geste der Wertschätzung ebenfalls Geburtstagsglückwünsche und ein Präsent.

Albert Maier hatte immer ein reges Interesse an der Politik - seit 1956 ist er Mitglied der SPD, die ihn zum 100. Geburtstag und zur 60-jährigen Parteizugehörigkeit ehrte.